Im Leben des Paketboten Henry (Oliver Mommsen) geht es gerade drunter und drüber. So muss er entsetzt feststellen, dass seine Frau Ellen (Jule Böwe), mit der er seit 21 Jahren verheiratet ist, ihn seit Monaten betrügt und nun auch noch die Scheidung will. Gleichzeitig ist da der unverhoffte Lottogewinn, der ihm eine Million Euro bringen wird. Dumm nur dass er diese mit Ellen teilen müsste, worauf er ihres Betrugs wegen gern verzichten würde. Erst einmal soll niemand von dem Gewinn erfahren, bis er einen Weg gefunden hat, das gesamte Geld für sich zu behalten. Und als wäre das alles nicht schon kompliziert genug, kommen er und seine Kollegin Mona (Nadeshda Brennicke) sich allmählich näher …
Zeit für Berieselung
Der Freitagabend gehört im Ersten bekanntlich den Komödien. Oder dem, was bei dem öffentlich-rechtlichen Sender als Komödie durchgeht. Dann und wann ist da mal etwas dabei, das etwas größere inhaltliche Ambitionen verfolgt. So letzte Woche, als Klima retten für Anfänger sich mit einem aktuellen Thema auseinandersetzte und dabei den einen oder anderen netten Einfall hatte. Das regte nicht nur zum Nachdenken und Diskutieren an, sondern machte zwischenzeitlich tatsächlich auch Spaß. Aber das ist die Ausnahme. Meistens setzt es dann doch nur harmlose Berieselung, die an einem vorbeiplätschert, ohne größeren Eindruck zu hinterlassen. Neuestes Beispiel für eine derartige Belanglosigkeit ist 2 unter Millionen, bei dem es heißt: Glück im Spiel, Pech in der Liebe.
Dabei gibt es da zumindest ein interessantes Gedankenspiel. Ellen hat Henry seit Monaten mit einem anderen Mann betrogen und einseitig die Ehe beendet. Hat sie dann einen moralischen Anspruch auf das Geld, das Henry gewonnen hat? Juristisch ist die Sache klar. Über den anderen Aspekt könnte man zumindest streiten. In 2 unter Millionen wird das aber nicht wirklich getan, was auch daran liegt, dass Henry niemandem etwas sagt. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet auf diese Weise nicht statt. Lediglich an einer Stelle, wenn er Mona alles beichtet, kommt das Thema zur Sprache, wird aber gleich wieder abgewürgt, da er ihr zufolge sehr wohl verpflichtet ist. Auch in dieser Szene wird also vermieden, sich darüber wirklich zu unterhalten, womit der spannendste Aspekt kaum zum Tragen kommt.
Unter den Möglichkeiten geblieben
Nun muss natürlich nicht jeder Film inhaltlich relevant sein und das Publikum fordern. Manchmal reicht es auch, wenn dieser einfach Spaß macht. Aber auch in der Hinsicht bleibt 2 unter Millionen unter den Möglichkeiten. Sowohl die Vertuschungsversuche von Henry wie auch der seltsame Nebenstrang um ein Rennpferd, das er sich unbedingt kaufen will, führen zu nichts. Was die Sache mit Kollege Mehmet (Kailas Mahadevan) soll, der ebenfalls einen Lottogewinn zu erwarten hat, wird auch nicht klar. Ein bisschen wird zwar damit gespielt, dass das Umfeld weiß, dass jemand Geld gewonnen hat, ohne den Namen zu wissen. Draus gemacht wird aus dieser Ungewissheit jedoch nichts. Das bleibt alles auf seltsame Weise ohne Konsequenz. Und eben ohne Lacher, was die Ziellosigkeit des Drehbuchs umso stärker verdeutlicht.
Klar, hin und wieder wird es in 2 unter Millionen nett. So wie die Freitagsfilme immer nett sind. Oliver Mommsen (Papa auf Wolke 7) ist als mit der Situation völlig überforderter Paketbote gut besetzt. Außerdem gibt es das übliche Versöhnungsfernsehen, mit dem das Publikum beseelt ins Wochenende entlassen wird, wenn das Chaos am Ende doch wieder glimpflich für alle ausgeht. Wer auf überzogene Alltagsmärchen steht, kann es also schon mal hiermit versuchen. Das ändert aber nichts daran, dass der Film ziemlich langweilig ist. Obwohl viele Stränge gleichzeitig angefangen werden, hat das Drehbuchduo Lothar Kurzawa und Claudia Kratochvil nicht viel zu sagen oder zu erzählen. Ein Gewinn für das Publikum ist diese Komödie sicherlich nicht.
OT: „2 unter Millionen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Lothar Kurzawa, Claudia Kratochvil
Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer
Kamera: Hanno Lentz
Besetzung: Oliver Mommsen, Nadeshda Brennicke, Jule Böwe, Kailas Mahadevan, Anne Schäfer, Anna-Lena Schwing, Tristan Seith, Wolf-Dietrich Sprenger, Edelgard Hansen, Rafael Stachowiak
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