25 Jahre ist es her, dass Gomez Addams (Raúl Juliá) seinen Bruder Fester (Christopher Lloyd) nicht mehr gesehen hat, seitdem die beiden damals im Streit auseinandergingen. Doch so ganz hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, ihn noch einmal wiedersehen zu dürfen. Diese Hoffnung scheint sich endlich zu bewahrheiten, als der verlorene Bruder nach einer Séance plötzlich vor der Tür steht. Gomez, seine Frau Morticia (Anjelica Huston), Großmutter Addams (Judith Malina) sowie die Kinder Wednesday (Christina Ricci) und Pugsley (Jimmy Workman) nehmen ihn mit offenen Armen wieder auf, freuen sich über die wiedervereinte Familie. Doch bald kommt es zu ersten Irritationen und Zweifeln. Ist Fester wirklich der, als der er sich ausgibt? Tatsächlich spielt er ein falsches Spiel und macht gemeinsame Sache mit Abigail Craven (Elizabeth Wilson) sowie Tully (Dan Hedaya) und Margaret Alford (Dana Ivey), die es auf das Familienvermögen abgesehen haben …
Rückkehr einer sonderbaren Familie
In den letzten Jahren hat die Addams Family ein größeres Comeback gefeiert. Das verdankte sie einerseits dem erfolgreichen Animationsfilm von 2019, aber auch der Spin-off-Serie Wednesday, die bei Netflix wie eine Bombe einschlug. Für viele ist die ultimative Ausgabe aber die, die Anfang der 1990er die Kinos eroberte. Das war natürlich nicht die erste, schließlich erschienen bereits in den späten 1930ern die ersten Comics von Charles Addams, dem Erfinder der sonderbaren Familie. Und auch die Fernsehserie aus den 1960ern erfreute sich großer Beliebtheit. Danach wurde es aber sehr still um sie. In den 70ern gab es kaum noch Geschichten, in den 80ern überhaupt keine mehr. Insofern durfte man skeptisch sein, ob die Neuauflage überhaupt ein Publikum finden würde. Das tat sie aber: Die 1991er Komödie spielte fast 200 Millionen US-Dollar ein, das Siebenfache des Budgets.
Dabei waren die Kritiken nicht berauschend. Das ist durchaus verständlich, denn inhaltlich ist Addams Family tatsächlich nicht unbedingt der Gipfel der Filmkunst. Genauer ist es die Geschichte an sich, die zu wünschen übrig lässt. Prinzipiell dreht sich hier zwar alles darum, wie die Alfords gemeinsam mit Abigail an das Vermögen der Addams kommen wollen. Dieses Ziel wird aber nie so wirklich konsequent verfolgt. Da fehlt ein richtiger Plan. Später kommt es bei den Bemühungen der Betrüger zu einem recht plötzlichen Wandel, der sich kaum aus dem ergibt, was vorher geschehen ist und willkürlich wirkt. Der Film ist mehr eine Aneinanderreihung von einzelnen Szenen, die chronologisch aufeinander folgen mögen, aber nicht wirklich einen roten Faden bilden.
Humorvoll und morbide
Diese einzelnen Szenen haben es dafür in sich. So gelingt es Barry Sonnenfeld, der hiermit sein Regiedebüt abgab und später mit Men in Black eine weitere erfolgreiche Comic-Adaption vorlegte, eine sehr schöne Atmosphäre zu kreieren, die gleichermaßen humorvoll wie morbide ist. Das liegt einerseits an dem Setting, das vollgestopft ist mit liebevoll skurrilen Details, die bis heute noch Spaß machen. Aber es sind vor allem die Figuren, auf die Addams Family zugeschnitten ist, die dem Film seinen Reiz verleihen. Natürlich sind diese überzeichnet, an vielen Stellen geradezu grotesk. Aber es machte immer den besonderen Charme dieser Familie aus, dass sie hinter dieser schräg-unheimlichen Fassade erstaunlich normal ist und vor allem gut funktioniert. Sie mögen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, halten dabei aber besser zusammen als so manche Vorbildfamilie da draußen.
Das Ensemble schafft es dabei sehr gut, beide Facetten darzustellen und zusammenzuführen. Gerade die Spielfreude der Darsteller und Darstellerinnen sind maßgeblich für den hohen Unterhaltungswert verantwortlich. Es macht einfach Spaß, den ganzen Leuten dabei zuzusehen, wie sie eine verrückte Sache nach der anderen tun und dabei so wirken, als wäre es das normalste der Welt. Wer von Wednesday ausgehend mehr über die Vorgeschichte der Familie erfahren möchte, ist hier zwar nur bedingt an der richtigen Stelle. Bei aller Morbidität gibt es hier nichts, was wirklich in die Horror-Richtung gehen würde. Auch der Einblick in die Seelen der Figuren fehlt hier, das bleibt bewusst oberflächlich. Aber es it eben kurzweilig und dabei, von einigen veralteten Spezialeffekten abgesehen, auch angenehm zeitlos.
OT: „The Addams Family“
Land: USA
Jahr: 1991
Regie: Barry Sonnenfeld
Drehbuch: Caroline Thompson, Larry Wilson
Vorlage: Charles Addams
Musik: Marc Shaiman
Kamera: Owen Roizman
Besetzung: Anjelica Huston, Raul Julia, Christopher Lloyd, Christina Ricci, Jimmy Workman, Judith Malina, Carel Struycken, Elizabeth Wilson, Dan Hedaya, Dana Ivey
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1992 | Beste Kostüme | Ruth Myers | Nominiert |
BAFTA | 1992 | Bestes Make-up | Fern Buchner, Katherine James, Kevin Haney | Nominiert |
Bestes Szenenbild | Richard Macdonald | Nominiert | ||
Golden Globes | 1992 | Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) | Anjelica Huston | Nominiert |
Goldene Himbeere | 1992 | Schlechtestes Lied | M.C. Hammer, Felton Pilate | Sieg |
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)