Der 10-jährige Sebastian (Robinson Mensah Rouanet) lässt sich so leicht von niemandem etwas sagen oder sich einschüchtern – zum Leidwesen seiner Mutter Cécile (Caroline Anglade), die immer mal wieder an ihrem Sprössling verzweifelt. Als sie aus beruflichen Gründen eine längere Reise antreten muss, schickt sie den Jungen aufs Land zu seiner Oma Corinne (Michèle Laroque) und seiner Tante Noémie (Alice David). Diese betreiben in den Pyrenäen eine Schafsfarm und können dabei eine helfende Hand gut gebrauchen. Groß ist die Lust bei Sebastian nicht, anfangs kommt er mit der Aufgabe auch nicht so wirklich zurecht und gerät dadurch ständig mit seiner Großmutter aneinander. Erst als er die große weiße Hündin Belle kennenlernt und diese vor ihrem brutalen Besitzer Gas (Syrus Shahidi) schützt, findet er Gefallen an dem Leben in den Bergen …
Rückkehr eines Klassikers
Als Cécile Aubry (Mein Freund Poly) 1966 ihren ersten Roman über den Jungen Sebastian veröffentlichte, der sich mit der Hündin Belle anfreundet, hatte sie wohl kaum erwartet, wie beliebt ihre Geschichten sein würden. Und wie zeitlos. Auch Jahrzehnte nach dem letzten Band 1977 erfreuen sich ihre Werke großer Beliebtheit, gerade auch in den verschiedenen Adaptionen. So lockte eine Spielfilmtrilogie zwischen 2013 und 2018 ein Millionenpublikum in die französischen Kinos. 2017 erschien zudem eine Animationsserie. Nun gibt es erneut Nachschub. Nachdem der Hauptdarsteller der besagten Trilogie inzwischen doch etwas zu alt ist für seine Paraderolle, fing man bei Belle & Sebastian – Ein Sommer voller Abenteuer einfach wieder von vorne an. Das Ensemble wurde ausgetauscht, Junge und Hund dürfen sich erneut kennenlernen.
Ob es so kurze Zeit später unbedingt ein Reboot gebraucht hätte, darüber kann man sich natürlich streiten. Zwar hat Regisseur und Co-Autor Pierre Coré (Sahara) in seiner Version der Ereignisse einiges geändert. So wird aus dem Waisenjungen einer, der von seiner Mutter in die Berge geschickt wird, weil sie sich nicht um ihn kümmern kann. Das an den Klassiker Heidi angelegte Original erhält auf diese Weise eine leichte Modernisierung. Eine Mutter, die nach der Scheidung alleinerziehend ist und einer richtigen Arbeit nachgeht? Das war zu Aubrys Zeiten dann doch noch eine Seltenheit. An der Stelle ist Belle & Sebastian – Ein Sommer voller Abenteuer deutlich zeitgemäßer und auch alltäglicher. Zumindest so alltäglich es sein kann, wenn ein Stadtmensch auf eine Schaffarm in den Bergen geschickt wird.
Ordentlicher Einstieg
Dass es dabei zu einer Annäherung kommt, ist nicht wirklich eine Überraschung. Allgemein muss man die vorherigen Filme oder die zugrundeliegenden Bücher nicht kennen, um bei Belle & Sebastian – Ein Sommer voller Abenteuer ziemlich genau vorhersagen zu können, wie sich die Geschichte im Groben abspielen wird. Die französische Produktion ist schließlich nicht nur der Vorlage gegenüber verpflichtet, sondern auch den Konventionen eines Familienfilms. Dazu gehört auch, dass das schwierige Verhältnis zwischen der Großmutter und dem Enkel nicht von Dauer sein darf. Der Ton soll am Ende schließlich versöhnlich sein und das Publikum mit einem guten Gefühl in die Welt da draußen entlassen. Sonst riskiert man, dass dieses beim nächsten Teil nicht mehr zurückkommt.
Eine Fortsetzung ist derzeit nicht angekündigt, aber im Bereich des Möglichen. Im Vergleich zu den vorangegangenen Filmen schnitt Belle & Sebastian – Ein Sommer voller Abenteuer in Frankreich zwar deutlich schlechter ab. 600.000 Besucher und Besucherinnen ist aber nach wie vor ordentlich. Das gilt auch für die Qualität des Films an sich. Newcomer Robinson Mensah Rouanet macht seine Arbeit gut. Die Aufnahmen aus den Bergen bieten einiges fürs Auge. Die flauschige Riesenhündin Belle ist sowieso ein Blickfang, der nicht nur der jungen Zielgruppe gefallen wird. Auch wenn manche Punkte der Geschichte nicht so ganz funktionieren, etwa die Romanze, und der Tiefgang etwas größer hätte sein dürfen: Insgesamt passt das hier. Wer mal wieder für den Nachwuchs einen ansehnlichen Film sucht, der wird bei der Neuadaption fündig.
OT: „Belle et Sébastien: Nouvelle génération“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Pierre Coré
Drehbuch: Alexandre Coffre, Pierre Coré
Vorlage: Cécile Aubry
Musik: David Menke
Kamera: Gilles Porte
Besetzung: Robinson Mensah Rouanet, Michèle Laroque, Alice David, Caroline Anglade, Syrus Shahidi
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)