In einer kleinen Gemeinde im Norden Michigans, nahe der kanadischen Grenze, bereiten sich die Einwohner auf Thanksgiving vor, doch ebenso auf den angekündigten Schneesturm. Von all dem hat das Geschwisterpaar Addison (Eric Bana) und Liza (Olivia Wilde) noch nichts mitbekommen, denn nach einem erfolgreichen Raubüberfall wollen die beiden und ihr Komplize so schnell es geht über die Grenze. Ein Unfall bringt ihre Flucht jedoch zum Erliegen, sodass die beiden auf sich allein gestellt sind. Während ihr Bruder in die Wildnis loszieht, wird die schon bald durchfrorene Liza von Jay (Charlie Hunnam) aufgegabelt, der auf dem Weg zu seinen Eltern, June (Sissy Spacek) und Chet (Kris Kristofferson) ist. Während Liza und Jay sich näher kommen, schlägt sich Addison durch die Wälder, wird schwer verletzt in einem Zweikampf und wird in einen Schusswechsel mit der Polizei verstrickt. Die Polizistin Hanna (Kate Mara) nimmt die Spur des Flüchtigen auf, was zu einem Konflikt mit ihrem Vater (Treat Williams) führt, der zugleich Sheriff und damit ihr Vorgesetzter ist.
Die nächsten Verwandten
Wenn es nach dem Willen von Regisseur Stefan Ruzowitzky (Anatomie, Die Fälscher) gegangen wäre, hätte sein erster zumindest teilweise in den USA produzierter Film Cold Blood eigentlich Kin geheißen. Im Interview auf der Heimkinoveröffentlichung erklärt er, dass Familie und Heimat die zentralen Themen des Actionthrillers seien und die Motivation der Figuren für ihr Handeln seien, weshalb eine Anspielung auf die Phrase „next of kin“ (die nächsten Verwandten) durchaus folgerichtig sei. Doch auch ohne dies im Titel deutlich zu machen, wird dies schon von der ersten Minuten an dem Zuschauer klar, der einen nicht nur sehr prominent besetzten Thriller sieht, sondern zudem einen dicht inszenierten Film, welcher dramaturgisch und inszenatorisch überzeugt.
Dass sich Ruzowitzky im Genrekino auskennt, hat er bereits mit seinen beiden Anatomie-Filmen bewiesen, sodass man im Falle von Cold Blood ebenfalls ein sehr geradliniges Werk erwarten könnte, doch zumindest erzählerisch gehen die Regie sowie das Drehbuch Zach Deans andere Wege. Auch geschuldet durch die Wetterverhältnisse, denen sich die Figuren stellen müssen, zerfasert sich die Geschichte in vielen Handlungsstränge, welche die verschiedenen Charaktere, ihre Hintergründe und ihre Konflikte beleuchten. Im Zentrum steht immer wieder das Konzept der Familie und für welche man sich entscheidet, was zu teils emotionalen wie auch sehr brutalen Momenten führt, wenn man sieht, wie einzelnen Figuren ihre Familie oder Vorstellung von Heimat verteidigen. Das Konzept mag minimalistisch sein, doch ist durchaus zielführend und auch erzählerisch spannend, wie man an dem Finale sieht, in welchem der Schutz der Familie, der alten oder der neuen, eskaliert und zu einem sehr eigenwilligen Thanksgiving-Dinner führt.
Eingeschneit
Aufgrund der thematischen Orientierung ergibt es Sinn, sich weniger auf die Weite zu verlagern, sondern das Intime oder einen kleinen Raum vorzuziehen, wie es Ruzowitzkys Film immer wieder tut. Von den ersten Minuten einmal abgesehen, scheint es so, als würde der Raum um die Figuren immer weiter begrenzt, sozusagen als Spiegelbild ihrer emotionalen Situation oder auch ihrer Handlungsoptionen, die im Laufe ihrer Flucht immer geringer werden. Besonders die Geschichte um Eric Banas Figur ist in diesem Kontext formal wie auch schauspielerisch am interessantesten, gleicht der am Anfang noch so kontrolliert wirkende Mann immer mehr einem wilden Tier, was am Ende nur noch wild um sich schlägt und dadurch unberechenbar wirkt. Innerhalb des Ensembles ist Banas Darstellung jene, die eher im Gedächtnis bleibt und nochmals deutlich macht, wie schade es ist, dass es in den letzten Jahren so still um diesen Schauspieler geworden ist.
OT: „Deadfall“
Land: USA, Frankreich
Jahr: 2012
Regie: Stefan Ruzowitzky
Drehbuch: Zach Dean
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Shane Hurlbut
Besetzung: Eric Bana, Olivia Wilde, Charlie Hunnam, Sissy Spacek, Kris Kristofferson, Kate Mara, Treat Wiliams
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