Daniel Richter
© B | 14 FILM, Foto: Marvin Hesse/DanielGottschalk/Kolja Brandt

Daniel Richter

Daniel Richter
„Daniel Richter“ // Deutschland-Start: 2. Februar 2023 (Kino) // 14. Juli 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Wie oft blieben wir schon stehen, den gebannten Blick zu einem Kunstwerk erhoben? Was hat sich der Künstler, die Künstlerin dabei gedacht? Oder handwerklicher: Wie ist das Bild entstanden?

Mit Daniel Richter präsentiert uns Oscar-Preisträger Pepe Danquart (Vor mir der Süden) ein lehrreiches wie unterhaltsames Portrait. Es ist eine Dokumentation entstanden, die den Vorhang lüftet, um hinter den Namen des gleichnamigen Künstlers zu blicken und zu beobachten, wie dieser in seinem Atelier arbeitet. Neben dem Entstehungsprozess eines Werkes – Idee, Arbeitsprozess, Vernissage (ist ein Bild nicht erst vollendet, wenn es gesehen/erfahren wird?) – erinnert sich Daniel Richter an seine künstlerische Anfangszeit und Entwicklung. Verschiedene Akteure, unter anderem ein Sammler und Kollegen und Freunde, beispielsweise Jonathan Meese, erzählen von ihrer Begegnung mit einem der wichtigsten zeitgenössischen Maler.

Ein Bild malen

Daniel Richter zieht Farbe über eine Arbeitsfläche, ein bunter Vogel landet auf seinem Kopf. Das meditative Kratzen eines Pinsels auf Leinwand. Gezwitscher im Atelier. Pepe Danquart ist mit Daniel Richter ein streckenweise fast meditativ anmutender Dokumentarfilm gelungen, ein unterhaltsamer und authentischer Film, der auch zeigt, wenn ein international erfolgreicher Künstler sich mal vermalt. Der Film beginnt mit einer interessanten Frage des Regisseurs an den Künstler: „Sag mal, Daniel, warum machen wir diesen Film und warum machen wir ihn jetzt?“ Dadurch, dass der Zuschauer, die Zuschauerin sich direkt mit der Bedeutung und der Aktualität des Films selbst auseinandersetzen kann, treten wir die nun folgende Reise mit einer anderen Aufmerksamkeit, einer vielleicht „aktiveren“ Erwartungshaltung  an.

Zwischen Szenen des Arbeitens, Denkens, der kurzen Yogaeinlagen, lässt uns Daniel Richter an seinen Erinnerungen teilhaben, etwa wie er bereits in seiner Kindheit und Jugend von Illustrationen und Comics begeistert war und seine ersten Malversuche noch Imitationen dieser Werke – „[…] Grimms Märchenbuch und später dann Lucky Luck und so Zeug.“ – waren. An dieser Stelle wäre es spannend gewesen (sofern das im Bereich des Machbaren gewesen wäre), diese Malversuche – etwa alte Zeichnungen, Bandcover-Skizzen, etc. – zu zeigen, aber es bleibt hier bei dem bloßen Erzählen. Halb so schlimm. Faszinierende Bilder beziehungsweise Arbeiten sehen wir in diesem Film noch so einige!

Der Ton macht die Musik

Hervorzuheben ist auch der Einsatz der Musik. Jedes Mal, wenn Richter in die Leinwand vertieft ist, wecken die Lieder im Hintergrund neue Atmosphären. Einmal fühlt man sich beispielsweise in den Ausschnitt eines Thrillers versetzt. Als Richter sich schließlich mit einem „Fuck“ umdreht, weil er sich vermalt hat, wissen wir, wie der Thriller ausgegangen ist. Spannend hierbei ist auch, dass wir dadurch seinen Umgang mit Fehlern lernen werden, wodurch dieser zufällig von Pepe Danquart eingefangene „falsche“ Strich gewissermaßen (und vielleicht etwas übertrieben gedacht) wie die Sichtung eines Wals am Horizont ist, obwohl man „nur“ das Meer filmen wollte.

Wie sagt man so schön? Der Ton macht die Musik. Für diesen Film heißt das konkret, dass die Töne, die der Künstler anschlägt, von Selbstreflektion zeugen und mit einer guten Portion Direktheit und Selbstironie gespickt sind. Das macht es natürlich spannender und angenehmer, ihm zuzuhören und ihn zu begleiten, etwa wenn er seiner Verlegerin (und damit uns Zuschauern) begeistert die gesellschaftskritischen Geschichten und Bedeutungen hinter einigen seiner älteren Werke eröffnet.

In einer Szene spricht ein Auktionator über ein großes Bild, dessen tiefere Bedeutung sich dem Betrachter vielleicht nicht direkt erschließt, die man sich erarbeiten müsse. Interessant ist hierbei, dass gerade die Auseinandersetzung mit dem politischen Wirken des Künstlers und mit dem Künstler selbst, den Interpretationsprozess in Gang bringen soll, ja das dies ein Teil des Prozesses ist, um sich die Bedeutung eines Werkes zu erschließen. Damit wird nochmal die Frage beantwortet, warum so eine Art von Film Sinn macht. Daniel Richters kritische Auseinandersetzung mit dem Kunsthandel in Bezug auf seinen politischen Anspruch ist in diesem Zusammenhang eine besonders interessante Stelle in der Dokumentation.

Meckern auf hohem Niveau

Es ist ein Prozess, den zu zeigen absolut Sinn macht, der dazu gehört, bei welchem die anschließende Erklärung gerade für Kunstschaffende sehr spannend sein wird, aber wenn man eine Szene (wenn auch nur ein bisschen) kürzen müsste, dann war das jene in der Galerie in New York, in der entschieden werden muss, wo welches Bild für die Ausstellung hängen soll. Das mag zum Teil daran liegen, dass es ein abstrakter Prozess ist. Dabei fallen Wörter wie „Rhythmus“ und „Dynamik“, deren Bedeutungen in diesem künstlerischen Kontext vielleicht nicht für jeden leicht zugänglich sind.

Credits

OT: „Daniel Richter“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Pepe Danquart
Drehbuch: Pepe Danquart
Kamera: Daniel Gottschalk, Marvin Hesse

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur Pepe Danquart zu unterhalten und ihm im Interview einige Fragen über Daniel Richter zu stellen.

Pepe Danquart [Interview 2023]

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Daniel Richter
fazit
„Daniel Richter“ ist ein informatives und unterhaltsames Portrait, das Einblicke in die künstlerische Entwicklung und den Arbeitsprozess von Daniel Richter gewährt. Die Dokumentation zeigt die Entstehung neuer Werke bis hin zur Ausstellung. Dabei hören wir uns unteranderem Richters Interpretationen einiger seiner alten Bilder an und seine Gedanken zum Kunstmarkt. Außerdem kommen Künstlerkollegen und Freunde zu Wort, was dem Film mehr Substanz verleiht und ihn besonders für alle Kunstinteressierten sehenswert macht.
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