Der axtschwingende Anhalter The Hatchet Wielding Hitchhiker Netflix
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Der axtschwingende Anhalter

Der axtschwingende Anhalter The Hatchet Wielding Hitchhiker Netflix
„Der axtschwingende Anhalter“ // Deutschland-Start: 10. Januar 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Mein tägliches Verbrechen gib uns heute. Praktisch jede Woche, manchmal sogar häufiger als das, erinnert uns Netflix daran, wie gefährlich die Welt da draußen ist. True Crime Dokus sind ein fester Bestandteil des Portfolios des Giganten, sind sie doch relativ günstig zu produzieren und haben eine feste Fangemeinde. Nachdem diese letzte Woche mehr über den legendären Betrüger in Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street erfahren durfte, steht in Der axtschwingende Anhalter erneut ein berüchtigter Mann im Mittelpunkt, der ganz Unglaubliches getan hat. Zwar hat dieser dabei nicht annähernd so viele Menschen beeinflusst, wie es bei dem dauerlügenden Investment-Banker der Fall war. Seine Geschichte ist aber nicht minder interessant. Vor allem ist sie sehr wendungsreich.

Berühmt geworden ist er nämlich nicht als Verbrecher, sondern als eine Art Held. Wie der Titel bereits verrät, war er als Anhalter unterwegs und trug dabei eine Axt mit sich herum. Für diese fand er dann auch einen Einsatzmöglichkeit, als der Mann, der ihn in seinem Auto mitgenommen hatte, eine Frau attackierte. Das wollte Kai, so der Name des Anhalters, nicht einfach so zulassen, weshalb er mit seiner Axt auf den Kopf des Angreifers schlug. Dreimal. Das wiederum blieb anderen nicht verborgen, der Vorfall erreichte 2013 die Nachrichten und machte Kai zu einem Star, der Einladungen zu großen Fernsehshows erhielt. Aus dem unscheinbaren Niemand war ein Jemand geworden. Eine Sensation, die viral ging und unzählige Menschen begeisterte. Den Vorfall selbst zeigt Der axtschwingende Anhalter dabei nicht, wohl aber das, was im Anschluss geschah.

Die Sensation der Gewalt

Bemerkenswert sind an der Geschichte zwei Punkte. Der erste ist, wie aus einem Akt der Aggression etwas Heroisches gemacht wurde. Einer Frau beizustehen, die gerade angegriffen wird, ist das eine. Gleich dreimal mit einer Axt zuzuschlagen, davon einmal auch mit der scharfen Seite, das ist etwas anderes. In der anfänglichen Euphorie über diesen außergewöhnlichen Vorfall schien das aber niemanden zu interessieren. Der axtschwingende Anhalter ist daher durchaus eine Art Lehrstück über den medialen Umgang mit Geschichten, aber auch über eine Gesellschaft, die exzessive Gewalt gutheißt – solange sie den „Richtigen“ trifft. Vielleicht war es aber auch der extreme Gegensatz zwischen der Axt-Tat und dem jungen Mann, der wie ein verpeilter Hippie durch die Gegend läuft, die zu der Sensation beitrug. Irgendwie war es lustig, auf eine brutale Art. Wie ein Cartoon.

Worauf Regisseurin Colette Camden (Impfgegner – Wer profitiert von der Angst?) aber eigentlich hinauswill, ist die Geschichte, die danach bekannt wurde. An der Stelle sollte man vielleicht nicht zu viel spoilern, da der Dokumentarfilm seine Wirkung aus der Überraschung bezieht. Teilweise zumindest. Ein bisschen kann man sich natürlich schon denken, dass da noch etwas kommen muss. Die Heldentat allein kann schließlich nicht ausreichen, um das hier als True Crime Doku verkaufen zu können. Die Art und Weise, wie Der axtschwingende Anhalter den weiteren Verlauf als sensationelle Wendung verkauft, ist daher etwas überzogen. Gleiches gilt für die diversen Leute, die in Interviews ihre Sicht der Dinge mitteilen und dabei zuweilen dick auftragen. Schließlich wollen die dabei immer etwas verkaufen – und sei es nur, um selbst ein bisschen von dem Ruhm abzubekommen, den der Protagonist hatte.

Sehenswert trotz mangelnder Tiefe

Wer sich nicht an dieser etwas reißerischen Art stört oder besser noch diese mag, der findet hier aber einen der seltenen True Crime Beiträge, die mehr sind als bloßer Voyeurismus. Der axtschwingende Anhalter lädt zum Diskutieren oder zumindest Nachdenken ein, wie man mit solchen Geschichten umgehen kann, darf oder sollte. Da geht es um eine Sensationsgier, die überhaupt erst möglich macht, dass jemand oder etwas eine Sensation wird. Auch wenn der Film an der Stelle sicher noch tiefer hätte gehen können und es bedauerlich ist, dass Kai selbst mit keinem aktuellen Interview vertreten ist, gehört das hier doch sicherlich zu den sehenswerteren Titeln des Segments.

Credits

OT: „The Hatchet Wielding Hitchhiker“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Colette Camden
Musik: Samuel Sim

Bilder

Trailer

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fazit
„Der axtschwingende Anhalter“ erzählt die unglaubliche Geschichte eines Mannes, der mit einer Axt auf jemand anderes losging und damit zum Helden wurde. Interessant ist dabei nicht nur, wie diese Gewalt in den Medien verherrlicht wurde, sondern auch dass hinter dem Vorfall eine weitere erschreckende Geschichte wartete.
Leserwertung87 Bewertungen
4.9