Beruflich feiern Harry (Edmond O’Brien) und Eve Graham (Joan Fontaine) mit ihrem Unternehmen für Kühltruhen Erfolge. Privat sieht es bei dem Paar hingegen trauriger aus, so sehr sie es sich auch wünschen, sie können einfach keine Kinder bekommen. Und so beschließen die beiden, stattdessen ein Kind zu adoptieren. Keine große Sache eigentlich. Und doch ist Mr. Jordan (Edmund Gwenn), der den Fall bearbeitet, misstrauisch. Etwas stimmt nicht bei diesem Paar, dessen ist er sich sicher. Tatsächlich bestätigt sich sein Verdacht, als er Nachforschungen anstellt und dabei erfährt, dass Harry gleichzeitig mit Phyllis Martin (Ida Lupino) liiert ist und mit dieser ein Kind hat …
Die Frage nach den Hintergründen
Den meisten dürfte Ida Lupino eher für ihre Arbeit als Schauspielerin ein Begriff sein. In mehreren Dutzend Produktionen war sie zu sehen, unter anderem in Die Abenteuer des Sherlock Holmes. Dabei hatte sie auch eine kurze, aber zugleich produktive Zeit, in der sie als Regisseurin auf sich aufmerksam machte. Nicht nur dass sie die einzige Frau war, die eine Folge der ursprünglichen Kultserie Twilight Zone drehte und insgesamt mehr als 100 Episoden der unterschiedlichsten Serien zu verantworten hatte. Sie inszenierte zudem mehrere Filme, bei denen sie oft mit nur geringem Budget arbeitete. Einer davon war das Drama Der Mann mit zwei Frauen, bei dem die in England geborene, später in den USA tätige Künstlerin zugleich die Hauptrolle übernahm.
Dabei dauert es eine Weile, bis sie in dem Film in Erscheinung tritt. Sie lässt auch zunächst offen, worum es darin gehen soll und in welche Richtung sich das bewegt. So liegt zu Beginn der Verdacht nahe, es handele sich um eine Komödie. Zumindest ist es sehr amüsant, wie Mr. Jordan seiner Arbeit nachgeht und sich dabei eine Diskussion mit der Putzfrau liefert, die er gern abwimmeln würde, die sich aber selbstbewusst durchsetzt. Von dort aus nähert sich Der Mann mit zwei Frauen Graham an, bevor dieser im Rahmen eines Flashbacks die eigentliche Geschichte erzählt: die sich entwickelnde Beziehung der beiden Hauptfiguren. Erst ganz zum Schluss werden die Ereignisse der Gegenwart fortgesetzt. Die restliche Zeit befasst sich Lupino damit, wie Harry zwei Frauen haben konnte.
Ein erstaunlich gnädiges Zeitdokument
Ein Mann, der mit zwei Frauen gleichzeitig etwas am Laufen hat, ermöglicht die unterschiedlichsten Genres. Eine Liebeskomödie ist da ebenso möglich wie ein Thriller. Stattdessen handelt es sich bei Der Mann mit zwei Frauen jedoch um ein recht zurückhaltendes Drama, das von drei Menschen erzählt, die alle auf ihre Weise vom Leben enttäuscht worden sind. Auch wenn Harry natürlich die beiden betrogen hat, indem er ihnen jeweils vorlog, sie wären die einzigen in seinem Leben, wird er doch nicht als Bösewicht charakterisiert. Vielmehr ist sein Seitensprung das Ergebnis von Einsamkeit. Auch Phyllis ist in einer Sackgasse. Ursprünglich zog sie vom Land in die Großstadt, um dort mehr erleben zu können. Am Ende landete sie in einem spärlich besuchten China-Restaurant, in dem nichts chinesisch ist.
So wie der Film viel mit dem Kontrast zwischen schillernder Fassade und dem Trübem dahinter arbeitet. Nicht ohne Grund beginnt die Romanze zwischen Harry und Phyllis damit, dass sie in einem Bus unterwegs sind, dessen Tour an verschiedenen Villen von Hollywood-Stars vorbeiführt. Eine Tour, die Phyllis nicht einmal sonderlich interessiert. Der Mann mit zwei Frauen blickt hinter Kulissen und setzt sich dabei mit den Moralvorstellungen der 1950er auseinander, ist damit eben auch ein Zeitdokument und als solches bis heute interessant. Auch der Hang zur Theatralik gegen Ende hin ist ein Überbleibsel von damals. In der Hinsicht ist An einem schönen Morgen, das kürzlich von einem Ehebruch erzählte, dann doch der modernere Film und bleibt bei einer nüchtern-urteilsfreien Betrachtung. Aber auch der Vorfahr hat noch immer einiges zu bieten.
OT: „The Bigamist“
Land: USA
Jahr: 1953
Regie: Ida Lupino
Drehbuch: Collier Young
Musik: Leith Stevens
Kamera: George Diskant
Besetzung: Edmond O’Brien, Ida Lupino, Joan Fontaine, Edmund Gwenn, Kenneth Tobey
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