Während eines morgendlichen Ausrittes mit ihrer besten Freundin, hat Grace (Scarlett Johansson) einen Unfall, der den Tod ihrer Freundin zur Folge hat und bei Grace neben dem Trauma auch dazu führt, dass ihr rechtes Bein teil-amputiert werden muss. Ihre Mutter Annie (Kristin Scott Thomas), die ehrgeizige und erfolgreiche Chefredakteurin eines Magazins, holt Grace und ihren Mann Robert (Sam Neill) nach New York, wo sie hofft, dass ihre Tochter einen Weg findet, die Ereignisse etwas zu verarbeiten. Jedoch isoliert sich die junge Frau immer mehr und auch die Beziehung zu Robert kränkelt an den vielen Auseinandersetzungen zwischen ihnen. Als sie durch Zufall von einer Therapie für traumatisierte Pferde hört, hofft sie, dass Grace vielleicht wieder ihr Pferd reiten kann und so wieder ins Leben zurückfindet. Dabei soll der Rancher und „Pferdeflüsterer“ Tom Booker (Robert Redford) helfen, der mit seiner Familie in Montana lebt. Schließlich stimmt Tom dem Versuch zu, dem Pferd zu helfen und es zu beruhigen, doch nur, wenn Grace ihn dabei unterstützt, was sie ebenfalls sehr zögerlich tut. Mit der Zeit gelingt das Undenkbare, denn das Tier beginnt Tom zu vertrauen, sich zu beruhigen und nicht mehr so wild zu sein wie vorher. Auch Grace beginnt sich zu öffnen und kann über den Unfall sprechen.
Zurück in den Regiestuhl
Vier Jahre nach dem tollen Quiz Show kehrte Robert Redford 1998 in die Rolle als Regisseur zurück für die Verfilmung des Romans The Horse Whisperer von Bestseller-Autor Nicholas Evans. Das Thema, insbesondere aber die Figur des „Pferdeflüsterers“ beschäftigte Redford noch viele Jahre, sodass er bei der Dokumentation Buck über den Pferdetrainer Buck Brannaman, auf dem die Figur des Tom Booker im Film und im Roman basiert, als Produzent fungierte. In seiner Inszenierung bleibt Redford der Vorlage größtenteils treu und changiert dabei zwischen einem Drama über Traumata und deren Verarbeitung sowie der Geschichte einer Beziehung sowie einer Entscheidung zwischen zwei Lebensstilen. Das ist meist solide, besonders, wenn man die tollen Aufnahmen von Kameramann Robert Richardson bedenkt, aber ist bisweilen auch sehr kitschig und mit einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden auch zu lang.
Das Westerngenre, zu dem man Der Pferdeflüsterer durchaus zählen kann, lebt von der Idee der Landschaft als eine Metapher für die Figuren sowie die Themen, die behandelt werden. Im Roman wie auch dem Film ist es der Kontrast zwischen der hektischen und lauten Stadt, in diesem Falle New York, und den weiten Landschaften Montanas. Wie schon erwähnt, fängt die Kamera die Schönheit des Landes, die Berge, die Flüsse wie auch die Natur ein, und betont den Gegensatz zu der Stadt, die als sehr eng und grau erscheint. Dieser Kontrast findet sich in der Anlage der Figuren wieder, wenn man Kristin Scott Thomas’ Karrierefrau sieht, die ein „Nein“ nicht akzeptieren kann und die sich ein Leben abseits der Urbanität, die für sie nicht nur für Kommerz steht, sondern auch für Kunst und Kultur, was sie mit dem Landleben nicht verbinden kann. Die Bookers, allen voran natürlich Tom, gehen in diesem Leben auf und bilden alleine schon durch ihren Zusammenhalt als Familie das Gegenstück zu Grace, Robert und Annie. Erzählerisch wie auch ästhetisch ist das nicht nur banal, sondern bei der schon erwähnten Laufzeit sehr wenig und oberflächlich, und reicht bestenfalls für eine der zahlreichen Western-Groschenromane, die man bisweilen an Bahnhofskiosks erhält.
Heilen, was zerbrochen ist
Das Landleben ist in diesem Konstrukt naturgemäß auch ein Ort der Heilung und der „Pferdeflüsterer“ eine Figur, die eben zu diesem Prozess der Heilung beitragen kann. Positiv ist dabei, dass Redford dies nicht mit einer störenden Spiritualität überlädt, sondern sich inszenatorisch Zeit lässt, diesen Prozess, besonders dem des Vertrauens zwischen Mensch und Tier, zu erzählen. Dem ein oder anderen Zuschauer mögen gewisse Praktiken eher als hinderlich oder kontraproduktiv erscheinen, doch im Kontext des Filmes oder der Themen ist das durchaus solide. Sobald jedoch von der Heilung der Beziehungen von Menschen, von Mutter und Tochter beispielsweise, die Rede ist, bleibt die Geschichte auf dem Niveau von Küchenpsychologie und den bereits angesprochenen Groschenheften. Alleine die Beziehung zwischen Tom und Annie watet ästhetisch und narrativ knietief im Kitsch, sodass deren Ende ebenso vorhersehbar ist wie auch die Entwicklung des Verhältnisses von Mutter und Tochter.
OT: „The Horse Whisperer“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Robert Redford
Drehbuch: Eric Roth, Richard LaGravenes
Vorlage: Nicholas Evans
Musik: Thomas Newman
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Robert Redford, Kristin Scott Thomas, Scarlett Johansson, Sam Neill, Dianne Wiest, Chris Cooper, Kate Bosworth, Don Edwards, Jeanette Nolan
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1999 | Bestes Lied | Allison Moorer, Gwil Owen | Nominiert |
Golden Globes | 1999 | Bester Film (Drama) | Nominiert | |
Beste Regie | Robert Redford | Nominiert |
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