Die Abenteuer von Maid Marian

Lange hat Marian (Sophie Craig) darauf warten müssen, ihren Robin Hood (Dominic Andersen) wiedersehen zu dürfen, nachdem der mit dem König in den Krieg gezogen ist. Eine Wartezeit, die sie als Schwester Matilda verkleidet in einem Kloster verbracht hat. Viel zu tun gibt es dort nicht, zumindest nicht genug für die junge Frau, die sich immer wieder hinausschleicht. Aber jetzt, da Robin wieder da ist, braucht sie auch nicht mehr so zu tun, als würde sie das alles interessieren. Dummerweise ist sie aber nicht die Einzige, die der Ankunft des jungen Mannes entgegengefiebert hat. Auch der Sheriff von Nottingham (Bob Cryer), der die letzten Jahre im Exil verbracht hat, freut sich auf ein Wiedersehen – um sich für die Schmach zu rächen …

Adaption ohne Geld

Die Geschichte um den tapferen Robin Hood und seine Männer, die von den Reichen raubten, um die Beute den Armen zu geben, dürfte zumindest in unseren Kulturkreisen nahezu allen ein Begriff sein. Daran haben sicherlich auch die unzähligen Filme und Serien ihren Anteil, die im Laufe des letzten Jahrhunderts gedreht wurden. Manche davon wurden zu großen Erfolgen wie etwa Robin Hood, König der Vagabunden von 1938 oder auch Robin Hood – König der Diebe, in dem 1991 Kevin Costner in die berühmte Rolle schlüpfte. Ein Selbstläufer ist die Geschichte jedoch nicht, was das grandios gescheiterte Robin Hood von 2018 belegt. Das dürfte seinen Anteil daran haben, dass es seither keinen größer angelegten Versuch mehr gegeben hat, das bekannte Material für ein heutiges Publikum aufzubereiten.

Wer schon Entzugserscheinungen hatte, für den gibt es nun Die Abenteuer von Maid Marian. Wobei man hierfür die eigenen Erwartungen schon deutlich nach unten schrauben sollte. Das betrifft zunächst einmal den mangelnden Aufwand, der hier betrieben wurde. Anscheinend handelt es sich bei der britischen Produktion um eine, die fürs Fernsehen entstanden ist. So oder so hatte man ganz offensichtlich kein Geld zur Verfügung. Die Ausstattung ist bescheiden, es gibt nur wenige Schauplätze. Allgemein sieht das hier mehr wie eine Cosplay-Veranstaltung aus, bei der sich einige Mittelalter-Fans getroffen haben, um gemeinsam durch den Wald zu laufen. Nicht dass das verwerflich wäre. Die Frage ist nur: Warum sollte ich Geld dafür ausgeben, um mir das anzuschauen?

Robin Hood aus Sicht seiner Frau

Dafür hat der Film ein Alleinstellungsmerkmal. Genauer wird dieser, wie der Titel Die Abenteuer von Maid Marian bereits verrät, aus den Augen von Marian erzählt. Die war schon früher immer dabei, durfte aber nie mehr als schmückendes Beiwerk sein. Das erinnert ein wenig an Ophelia vor einigen Jahren. Damals war es der Hamlet-Mythos von William Shakespeare, der durch die Augen des weiblichen Love Interests umgedeutet wurde. Im Vergleich zu der besagten Kollegin ist Marian aber deutlich aktiver. Hier darf sie selbst zu den Waffen greifen, um gegen die Feinde zu kämpfen. Wo sie sonst meist durch Robin Hood gerettet wird, braucht sie dieses Mal nicht darauf zu hoffen. Denn irgendwie ist der große Kämpfer für die Gerechtigkeit dieses Mal zu nichts zu gebrauchen.

Das darf man als feministische Umkehrung der alten Geschlechterrollen deuten, wenn Robin von anderen gerettet werden muss. Ein weniger großzügiges Publikum wird das hingegen eher als lächerlich empfinden, nicht zuletzt wegen Dominic Andersen, der mehr nach Boyband aussieht als nach erfahrenem Kämpfer. Dieser Aspekt ist dann aber auch – neben einer späten Wendung – mehr oder weniger der einzige, der so schlecht ist, dass es schon wieder irgendwie Spaß macht. Ansonsten ist Die Abenteuer von Maid Marian ein ziemlich langweiliger Film geworden, der weder inhaltlich noch inszenatorisch etwas zu bieten hat. Die Idee, die Ereignisse aus weiblicher Sicht zu erzählen, geht ohne Idee einher, was man damit erzählen könnte. Die Actionszenen wiederum sind spärlich und einfach nicht gut genug, um in der langen Ahnenfolge von Adaptionen als Argument für eine Sichtung durchzugehen.