Die wilden Neunziger That 90s Show Netflix
© Patrick Wymore/Netflix

Die wilden Neunziger! – Staffel 1

Die wilden Neunziger That 90s Show Netflix
„Die wilden Neunziger! – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 19. Januar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollten Eric Forman (Topher Grace) und Donna Pinciotti (Laura Prepon) nur für den Unabhängigkeitstag zu Erics Eltern Kitty (Debra Jo Rupp) und Red (Kurtwood Smith) fahren, um diesen gemeinsam zu feiern. Doch dann lernt ihre Tochter Leia (Callie Haverda) Gwen Runck (Ashley Aufderheide) kennen, die im Haus nebenan wohnt, sowie deren Freundeskreis. Auf Anhieb versteht sie sich mit diesen sehr gut. So gut, dass sie ihre Eltern dazu überredet, den Sommer über bei den Großeltern verbringen zu wollen. Während Kitty glücklich ist, dass wieder etwas Leben in ihr Haus kommt, ist Red alles andere als angetan, dass nun ständig irgendwelche jungen Leute da sind, die seinen Alltag durcheinanderbringen …

Hauptsache nostalgisch

Nostalgie ist eine mächtige Waffe, wenn es darum geht, sich Aufmerksamkeit und Gunst des Publikums zu erkämpfen. So gab es in den letzten Jahren eine ganze Reihe an Filmen und Serien, die massiv darauf setzen, die Menschen an früher zu erinnern und dabei ein wohliges Gefühl zu erzeugen. Dies kann entweder durch das Setting geschehen, etwa bei Es, das mit einem Szenario in den späten 80ern und der damit verbundenen Popkultur Erinnerungen wecken sollte. Andere Titel wie Spider-Man: No Way Home und Ghostbusters: Legacy wiederum bauten massiv Fanservice ein, wenn lieb gewonnene Figuren vergangenen Tage einen neuen Auftritt bekommen. Dass das Ganze noch etwas offensiver geht, beweist die neue Netflix-Serie Die wilden Neunziger!, die gleich beide Formen der Nostalgie bedienen möchte.

Da ist zum einen der Verweis auf das titelgebende Jahrzehnt. Nachdem die 80er unzählige Male wiederbelebt wurden, ist es nur gerecht, wenn auch die 90er eine eigene Nostalgie-Show bekommen. Theoretisch. Praktisch schafft es Die wilden Neunziger! aber zu keiner Zeit, wirklich das Gefühl zu wecken, dass wir in dieser Zeit sind. Hin und wieder wird mal ein Lied aus dieser Phase ausgepackt. So gibt es zu Beginn eine Szene, in der You Oughta Know von Alanis Morissette nachgesungen wird. Später hören wir unter anderem The World I Know von Collective Soul, No Rain von Blind Melon und auch Kids in America in der Cover-Version von The Muffs. An anderen Stellen versuchte man es mit Verweisen auf die Anfangstage vom Internet, Videospiele oder auch Festnetz-Tastentelefonen. Das reicht aber nicht, um eine entsprechende Atmosphäre zu erzeugen. Vielmehr wirkt die Serie so, als habe da jemand einfach aus Wikipedia zitiert.

Erinnerung an einen Sitcom-Hit

Der andere Nostalgiefaktor ist da schon besser geglückt. So ist Die wilden Neunziger!, wie unschwer am Titel zu erkennen ist, an Die wilden Siebziger! angelehnt. Jene Hitserie also, die von 1998 bis 2006 lief und unter anderem Topher Grace, Mila Kunis und Ashton Kutcher zu Stars machte. Anders als That ’80s Show, das 2002 von der Popularität der Sitcom profitieren wollte, ohne etwas mit dieser zu tun haben, handelt es sich bei der neuen Serie tatsächlich um einen Nachfolger. So tauchen eine ganze Reihe der damaligen Schauspieler und Schauspielerinnen wieder auf. Die meisten begnügen sich dabei mit Gastauftritten. Zumindest aber Debra Jo Rupp und Kurtwood Smith sind erneut feste Ensemblemitglieder, gehören sogar zu den Hauptfiguren. Sie sind dann auch das Beste an der Serie, wenn sie viele Jahre später in ihre alten Rollen schlüpfen.

Weniger Eindruck hinterlassen die Jugendlichen, die dieses Mal im Mittelpunkt stehen. Genauer erzählt Die wilden Neunziger! von den Kindern der alten Protagonisten und Protagonistinnen, die, wie es der Zufall so will, Gefühle füreinander entwickeln. Grundsätzlich funktioniert dieser Generationswechsel schon, die Verknüpfung mit den Figuren und Geschichten von damals geht auch in Ordnung. Nur hat die neue Serie nichts Interessantes über den Nachwuchs zu sagen. Es fehlt ihnen am Charisma, das es bräuchte, um einen wirklich für sie einzunehmen. Schauspielerisch ist da auch nichts dabei, das einen davon überzeugen würde, dass vergleichbar große zukünftige Stars wie beim Original ihre ersten Sporen verdienen.

Auf der Suche nach dem Witz

Wobei dies aber auch an den Drehbüchern liegen könnte. Das größte Problem ist dabei nicht einmal, dass die Geschichten recht generisch sind. Das sind sie in solchen Fällen fast immer. Schlimmer ist, wie schwach der Humor hier ist. An Witzen mangelt es dabei nicht. Zumindest wird durch die alte Sitcom-Unart der eingespielten Publikumslacher alle paar Sekunden impliziert, dass das gerade witzig war. Aber nur weil da gerade so getan wird als ob, muss das nicht der Wahrheit entsprechen. Tatsächlich ist es streckenweise eine Qual, wie hier ganz bemüht auf lustig gemacht wird, ohne aber die notwendigen Einfälle dafür zu haben. Später fängt sich Die wilden Neunziger! ein wenig, selbst wenn da einiges einfallslos und repetitiv bleibt. Mehr als Durchschnitt ist das hier aber auch mit viel Wohlwollen nicht. Wer nicht gerade Nostalgie für den Vorgänger oder die Zeit hat, kann sich die Serie sowieso sparen.

Credits

OT: „That ’90s Show“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Gail Mancuso, Laura Prepon
Drehbuch: Gregg Mettler, Chrissy Pietrosh, Jessica Goldstein, Andrew Ti, Jake Lasker, Erin Foley, Lindsey Turner, Clarissa Carson, Tommy Johnagin
Musik: James Iha
Kamera: Gary Baum
Besetzung: Callie Haverda, Debra Jo Rupp, Kurtwood Smith, Ashley Aufderheide, Mace Coronel, Reyn Doi, Sam Morelos, Maxwell Acee Donovan

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=F36HBFGxWkg

Weitere Netflix Titel

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Die wilden Neunziger! – Staffel 1
fazit
„Die wilden Neunziger!“ versucht gleich zwei Formen der Nostalgie zu bedienen, wenn einerseits die 90er-Jahre wiederbelebt werden und andererseits die Hitserie „Die wilden Siebziger!“ eine Fortsetzung findet. Ersteres überzeugt kaum, beim zweiten gibt es immerhin Fanservice. Wenn man aber nicht gerade großer Fan ist, kann man sich das hier sparen, da die Figuren langweilig sind und der Humor gerade zu Beginn ziemlich schwach.
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von 10