Ein Mann namens Otto A Man Called Otto
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Ein Mann namens Otto

Ein Mann namens Otto A Man Called Otto
„Ein Mann namens Otto“ // Deutschland-Start: 2. Februar 2022 (Kino) // 20. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Nach dem Tod seiner großen Liebe Sonja steht für Otto (Tom Hanks) fest, dass auch sein Leben vorbei ist. Umso mehr, da er gerade in Rente gegangen ist und deswegen bei der Arbeit nicht mehr gebraucht wird. Doch trotz seiner minutiösen Planung, irgendwie will das mit dem Selbstmord nicht klappen. Vor allem die Familie, die gegenüber eingezogen ist, sorgt dafür, dass momentan alles schrecklich chaotisch ist. Die ständig gut gelaunte Marisol (Mariana Treviño) und ihr unfähiger Ehemann Tommy (Manuel Garcia-Ruflo) sind ein Alptraum für den ordnungsliebenden Otto, der immer sehr genau darauf achtet, was in seiner Nachbarschaft vor sich geht. Doch so sehr er sich auch bemüht, es gelingt ihm nicht, die Eindringlinge auf Abstand zu halten …

Lasst uns alle besser werden

Die Leute lieben einfach Geschichten, in denen Figuren sich nach und nach überwinden, an sich arbeiten und am Ende zu einem besseren Menschen geworden sind. Das müssen dann nicht einmal irgendwelche Schwerverbrecher eine Läuterung durchmachen oder sich à la Darth Vader von der dunklen Seite abkehren. Es reicht, wenn griesgrämige Leute, gerade ältere Männer, ihr zuvor tief verstecktes Herz entdecken. Das bekannteste Beispiel dafür ist sicherlich der menschenverachtende Geizhals Scrooge von Charles Dickens, der in immer neuen Varianten auftaucht, zuletzt in Spirited und Scrooge: Ein Weihnachtsmusical. Aber auch Fredrik Backman weiß um den Reiz solcher Geschichten. War doch sein 2012 veröffentlichter Roman Ein Mann namens Ove weltweit ein Bestseller. Und auch die gleichnamige Verfilmung von 2015 erfreute sich großer Beliebtheit, war sogar für zwei Oscars nominiert.

Dass irgendwann auch Hollywood von dieser Popularität profitieren wollen würde, ist keine wirkliche Überraschung. Überraschend ist lediglich, dass die Hauptrolle in dem von Marc Foster inszenierten US-Remake Tom Hanks spielt. Eigentlich ist der Schauspieler wie kaum ein anderer darauf abonniert, Sympathieträger zu spielen, die man unmöglich nicht mögen kann. Er war immer der nette Junge von nebenan. Kann er da auch der grimmige Opa von nebenan sein? Ja, kann er. Klar ist Hanks nicht unbedingt dafür gemacht, einen wirklich bösen Menschen zu spielen. Aber das ist Otto auch nicht. Vielmehr ist Ein Mann namens Otto die Geschichte eines Mannes, der eigentlich ein herzensguter und hilfsbereiter Mensch war, bevor er mit den Jahren verbitterte und immer mehr von seiner ursprünglichen Art verlor.

Die Komik der Konflikte

Die Tragikomödie erzählt deshalb gleich zwei Geschichten auf einmal. Die Haupthandlung befasst sich mit dem alten Otto und seiner beginnenden Freundschaft zu der Immigrantenfamilie, die alles durcheinanderbringt. Der Reiz ist da der übliche: Man nehme Leute, die so unterschiedlich sind, dass sie kaum vom selten Planeten zu kommen scheinen. Das ermöglicht viel Reibung und damit auch Komik. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, umso näher kommen sie sich. Originell ist Ein Mann namens Otto an der Stelle nicht. Das muss der Film aber auch nicht sein. Wenn ein ständig mies gelaunter Pedant mit einer mexikanischen Frohnatur zusammenkommt, dann muss man gar nicht viel tun, damit es lustig wird. Gleiches gilt für den Ehemann, der nichts auf die Reihe bekommt und selbst die banalsten Situationen unfreiwillig zu einem Abenteuer macht.

Der zweite Handlungsstrang betrifft die erste Wandlung: Wie konnte Otto zu dem werden, wie wir ihn zu Beginn des Films kennenlernen? Ein netter Einfall ist dabei, dass die jüngere Version des Protagonisten von Truman Hanks gespielt wird, dem Sohn von Tom Hanks. Der sieht seinem Papa aus den jungen Jahren, wie wir ihn damals etwa in Splash – Jungfrau am Haken oder Big gesehen haben, nicht so wahnsinnig ähnlich. Er hat auch nicht die Präsenz seines berühmten Vaters. Seine Darstellung eines naiven Mannes, der sofort alles stehen und liegen lässt, um seiner Angebeteten zu folgen, ist aber sehr charmant. Er macht auch durchaus einen größeren Teil des Reizes von Ein Mann namens Otto aus. Man sieht ihm einfach gern zu.

Wohliger Zusammenhalt

Überhaupt ist der Film schon als Crowdpleaser konzipiert und geeignet. Das liegt nicht nur an dem besagten Wandel des Titelhelden. Auch das Drumherum hat seinen Anteil. So lernen wir neben Otto und der neuen Familie auch ein paar andere Leute kennen, die in der Nachbarschaft wohnen. Diese haben alle ihre eigenen Geschichten, Sorgen und Macken. Aber auch ihre Vorzüge: Ein Mann namens Otto erzählt, wie die einzelnen Bewohner und Bewohnerinnen zusammenhalten und ein Netz aufbauen, in dem alle irgendwie aufgefangen werden. Das ist gerade in Zeiten maximaler Konfrontation wohltuend, eine schöne kleine Utopie inmitten von streng genormten Reihenhäusern. Am Ende springt zwar keine wirkliche Erkenntnis heraus, der Film hat nicht übermäßig viel Tiefgang. Aber er ist doch schön und herzerwärmend, wenn es drumherum mal wieder frostig werden sollte.

Credits

OT: „A Man Called Otto“
Land: USA, Schweden
Jahr: 2022
Regie: Marc Forster
Drehbuch: David Magee
Vorlage: Fredrik Backman
Musik: Thomas Newman
Kamera: Matthias Koenigswieser
Besetzung: Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller, Manuel Garcia-Rulfo, Truman Hanks, Christiana Montoya, Alessandra Perez, Mack Bayda, Cameron Britton, Peter Lawson Jones, Juanita Jennings

Bilder

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Ein Mann namens Otto
fazit
„Ein Mann namens Otto“ verlegt den schwedischen Bestseller in die USA, ist ansonsten aber nach dem gleichen Erfolgsrezept gefertigt. Die Geschichte um einen alten Griesgram, der durch eine turbulente Familie von gegenüber wieder zum Leben findet, kombiniert Komik mit Wohlfühlbesinnlichkeit. Viel Tiefgang hat das nicht, ist aber doch schön und herzerwärmend.
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