Frozen Ground

Viele Jahre schon hat Jack Halcombe (Nicolas Cage) als Ermittler für die Polizei in Anchorage im US-Bundestaat Alaska gearbeitet, doch ein Fall wie der, den er aktuell verfolgt, ist ihm noch nie untergekommen. Der Fund einer grausam entstellten Frauenleiche zeigt nicht nur Spuren hoher Gewalteinwirkung, sondern könnte zudem in Verbindung stehen zu einer ganzen Reihe vermisster Frauen, die bis in die 1970er zurückgeht. Seine Ermittlungen führen den Beamten in den Rotlichtbezirk der Stadt, in dem die Ausbeutung junger Frauen, Drogen und Gewalt an der Tagesordnung sind. Schließlich stößt Halcombe durch Zufall auf den Fall der jungen Prostituierten Cindy Paulson (Vanessa Hudgens), die vor einigen Monaten von Polizisten aus einem Motelzimmer befreit werden konnte und welche den Geschäftsmann Robert Hansen (John Cusack) beschuldigte, sie gefesselt und vergewaltigt zu haben. Aufgrund des Ansehens und ihres Status als leichtes Mädchen wurden die Nachforschungen eingestellt, jedoch sieht Halcombe Parallelen zu seinem Fall und nimmt Kontakt mit Cindy auf. Mühsam gelingt es ihm, Vertrauen zu dem verängstigten Mädchen herzustellen.

Nur drei Stunden Sonnenlicht

Für sein Regiedebüt griff Scott Walker auf den Fall des Serienmörders Robert Hansen zurück, der zwischen 1970 und 1980 eine ganze Reihe junger Frauen entführt, vergewaltigt und letztlich getötet haben soll, wobei die Ermittlungen im Jahre 2013 noch längst nicht abgeschlossen waren. Für den Dreh entschied er sich jenes Zwischenstadium von Herbst und Winter in Alaska einzufangen, was nicht nur sehr anstrengenden Dreharbeiten führte, sondern auch zur Folge hatte, dass die Crew letztlich mit etwas mehr als drei Stunden Sonnenlicht am Tag auskommen musste. Zu der Atmosphäre von Frozen Ground trägt dies positiv bei, denn der ansonsten reichlich konventionelle Thriller holt seine Spannung aus einer durchweg düsteren und deprimierenden Stimmung sowie den beachtlichen schauspielerischen Leistungen, allen voran denen von Nicholas Cage und John Cusack.

Auch wenn der Hintergrund von Frozen Ground in einer mittlerweile von diversen True-Crime-Formaten gesättigten Medienwelt interessant ist, kommt man nicht herum, das Formelhafte anzumerken, was Walkers Skript und teils auch seiner Inszenierung zu eigen ist. Die Gestaltung der drei Hauptfiguren und die langsame fortschreitende Entwicklung der Ermittlung verlaufen nach einer Formel, die man bereits vielfach gesehen hat. Walkers Film sticht hervor, wenn er versucht atmosphärisch zu arbeiten, wobei besonders die Landschaft Alaskas und die vielen Momente im Zwielicht oder bei Nacht eine Rolle spielen. Die verleiht Frozen Ground an manchen Punkten sogar einen gewissen Noir-Charakter. Insbesondere der Gang des Ermittlers in die dunklen Abgründe seiner Stadt erinnert erzählerisch wie ästhetisch an Joel Schumachers 8mm – Acht Millimeter. Darin spielt Cage ebenfalls einen Mann, den die Berührung mit der Dunkelheit nicht ohne Spuren hinterlässt.

Dunkelheit im Herzen

2013 ist ein interessantes Jahr innerhalb der Filmografie des viel beschäftigen Nicholas Cage, der mit seinen Rollen in Frozen Ground sowie David Gordon Greens Joe – Die Rache ist sein bewies, dass er neben dem Schrillen und Comichaften ebenso stille Charakterporträts darstellen kann. Zwar meint man als Zuschauer , einen Charakter wie Jack Halcombe zu kennen, eben weil es solche Figuren schon sehr viel innerhalb des Genres gibt. Doch Cage betont durch seine Darstellung die Sensibilität einer Person, die sich von der Dunkelheit der Welt eigentlich zurückziehen wollte, doch nun diesem Abgrund abermals ins Gesicht sieht und von dieser in seinem Innersten berührt wird. Ihm gegenüber verlässt sich Cusack etwas zu sehr auf das Klischee des braven Familienmenschen, der in sich eine Finsternis trägt, von der seine Umwelt nichts vermutet.