
Eigentlich wollte Leslie Wolf (Nadine Wrietz) nur kurz zum Supermarkt und danach ihrem Freund Dr. Ali Öz (Aykut Kayacik) das Handy vorbeibringen, das er in ihrem Auto vergessen hat. Doch dabei fährt sie in einem Moment der Unachtsamkeit Maria Ronzheimer (Judith Toth) an. Als diese ins Krankenhaus kommt, liegt es an Katja Baumann (Simone Thomalla), sich um die Verletzte zu kümmern. Einfach ist das nicht. Zum einen weigert sich Ronzheimer, mit irgendjemandem zu sprechen. Und dann wären da noch die unzähligen Tiere, die sie in Wohnung hortet. Währenddessen versucht Adrian Steinmann (Kristo Ferkic), seine neue Kollegin Amelie Kreuser (Hanna Binke) für sich zu gewinnen. Und auch bei Greta Zerbe (Theresia Vajkoczy), die zusammen mit ihrer Schwester gerade bei Katja wohnt, hat sich frisch verliebt …
Ein Dorfdrama in Dauerschleife
Eines muss man Frühling ja lassen: Seit über zehn Jahren wird die Filmreihe mittlerweile fürs ZDF produziert, bei mehr als 40 Teilen sind wir inzwischen angekommen. Und doch werden die Zuschauer und Zuschauerinnen des Konzeptes nicht müde, dass in dem beschaulichen gleichnamigen Dorf ganz schlimme Dinge passieren. Rund sechs Millionen schalten jedes Mal ein, wenn die Dramen im Rahmen der Herzkino-Programmschiene ausgestrahlt werden und ein weiteres tragisches Schicksal beleuchtet wird. Kein Wunder also, dass Natalie Scharf, die fast alle der Drehbücher geschrieben hat, nicht vorhat, etwas an dem Prinzip zu ändern. Bei Das Mädchen hinter der Tür gibt es daher auch eine ganze Reihe von Déjà-vus.
Eines betrifft den Nebenstrang rund um Amelie Kreuser. Die Figur tauchte schon früher auf, kehrte letztes Mal in Das Geheimnis vom Rabenkopf zurück, wo sie als potenzielles Love Interest von Adrian eingeführt wird. Und auch Familie Zerbe war früher schon Teil des Geschehens. Ein Manko ist das nicht. Im Gegenteil: Das sind die wenigen Momente der Reihe, bei denen man tatsächlich das Gefühl hat, Teil eines Dorfes zu sein, in dem üblicherweise die Bevölkerung nicht groß fluktuiert. Da sollte es eigentlich normal sein, dass Leute immer mal wieder auftauchen. Zumindest in der Hinsicht ist Frühling: Das Mädchen hinter der Tür einer der gelungeneren Teile und bietet Langzeitfans ein paar Wiedererkennungsmöglichkeiten – gesetzt den Fall, dass diese sich nach unzähligen von Charakteren noch an diese erinnert.
Trauriges Schicksal
Nur sind diese Geschichten eine Nebenangelegenheit in dem Film. Im Mittelpunkt von Frühling: Das Mädchen hinter der Tür steht die um Ronzheimer, die durch den Unfall von Leslie eingeführt wird. Mal wieder wird also jemand gefunden, der seit Jahren mitten im Dorf lebt, den niemand kennt und der dabei ein ganz trauriges Schicksal hat. Glaubwürdig ist das nicht, vor allem nicht in dieser Frequenz. Aber Scharf war das schon immer egal. Bei diesem Fall wird es noch einmal richtig übel. Dass beispielsweise Katja nur ein paar Minuten braucht, damit die Stumme sich öffnet nach einem jahrelangen Schweigen, ist nicht so wirklich überzeugend. Die Art und Weise, wie das zwanghafte Sammeln von Tieren – das sogenannte Animal Hoarding – erklärt und aufgelöst wird, ist recht billig und führt zu einem reißerischen Ende.
Bemerkenswert ist dieses schon. Nicht nur, dass die Protagonistin sich hier mal von einer anderen Seite aus zeigen darf. Es wird zudem angedeutet, dass auch diese Geschichte noch eine Fortsetzung finden wird. Für künftiges Drama ist also gesorgt, womit das Publikum weiter Grund hat einzuschalten. Dennoch ist es schade, dass Frühling: Das Mädchen hinter der Tür erneut alles so aufbauscht. Nicht nur dass die Reihe das Potenzial eines Alltagsdramas nicht nutzt. Der Film wird zudem den ernsten Themen, die dabei angesprochen werden, nicht gerecht. Statt Einfühlungsvermögen ist hier nur Holzhammer angesagt, verpackt in hübsch idyllische Bilder.
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