Als im Wald die Leiche von Camille Bartell (Lara Marian) gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Wer könnte es auf die Putzfrau abgesehen haben? Judith Mohn (Christina Hecke) und Freddy Breyer (Robin Sondermann) haben dabei schnell Eric Bartell (Nico Rogner) im Verdacht, den Ehemann der Verstorbenen. Schließlich verhält der sich auffällig verdächtig. Mohn stellt dabei fest, dass die Tote auch bei ihrer Mutter Karen (Steffi Kühnert) geputzt hat, zu der die Polizistin ein schwieriges Verhältnis hat. Dieses Mal scheint aber alles anders zu sein. Aus gutem Grund: Karen ist frisch verliebt in einen Mann, den sie aus dem Internet kennt. Er ist ihr Seelenverwandter, davon ist sie überzeugt – auch wenn sie ihn bislang noch nie getroffen hat …
Verbrechen Einsamkeit
Inzwischen hat sich In Wahrheit beim Publikum etabliert. Die zuerst auf arte und später im ZDF ausgestrahlten Krimis locken regelmäßig ein Millionenpublikum an. Obwohl pro Jahr nur ein neuer Film entsteht, scheint die Reihe treue Fans gewonnen zu haben. Dabei ist das mit der Qualität so eine Sache. Während der Vergewaltigungsfall In einem anderen Leben (2021) interessante Fragen aufwarf, selbst wenn an der Geschichte einiges nicht so wirklich glaubwürdig war, da war die Vergangenheitsbewältigung in Unter Wasser (2022) weder spannend noch nuanciert. Lust auf ein Wiedersehen mit dem Polizeiduo machte das nicht gerade. Nun kommt mit Blind vor Liebe der inzwischen siebte Teil der Reihe und liegt qualitativ irgendwo dazwischen.
Das Thema ist dieses Mal wieder ein eher gesellschaftlich ausgerichtetes. Zwar dauert es eine Weile, bis der Film mal Klartext spricht, worum es in der Geschichte überhaupt geht. Der Titel In Wahrheit: Blind vor Liebe nimmt es aber schon einigermaßen vorweg, dass der vermeintliche Nebenstrang um die neue Liebe der Mutter deutlich zentraler ist. Genauer haben wir es mit einem Mann zu tun, der die Einsamkeit von Frauen ausnutzt, ihnen ein offenes Ohr schenkt und ein gemeinsames Leben verspricht. Sie müssen nur ordentlich dafür blechen. Nur leihweise oder auch für einen guten Zweck, so wird versichert. Bei Außenstehenden gehen an der Stelle die Alarmglocken an. Die Betroffenen sind aber, wie der Titel es verrät, blind vor Liebe. Wer die Möglichkeit hat, das große Glück zu finden, der drückt schon mal das eine oder andere Auge zu.
Emotional und umständlich
Der Film macht sich dabei nicht über die Figuren lustig, sondern begegnet ihnen mit viel Verständnis. In Wahrheit: Blind vor Liebe überzeugt dann vor allem auch in den Szenen, in denen das Schicksal der Opfer im Mittelpunkt steht. Nur soll das hier eben kein reines Drama sein, sondern die Geschichte mit einem Kriminalfall verbinden. Und eben an dieser Stelle gerät das hier ins Straucheln. Zwar ist mit Katja Töner jemand Neues für das Drehbuch verantwortlich. Wirklich besser ist der Film dadurch aber nicht geworden, da sich diverse Mängel der Vorgänger auch hier finden. Das fängt schon damit an, dass mal wieder ein persönlicher Bezug zwischen den Ermittelnden und dem Fall aufgebaut wird, um so noch etwas mehr Emotionalität zu erzwingen.
Hinzu kommt, dass da wieder einiges sehr umständlich konstruiert wurde. Die Wendepunkte, wenn die zwei auf die eigentliche Lösung kommen, sind willkürlich, da fällt das Puzzleteil auf einmal vor die Füße. Und da ein Liebesbetrug offensichtlich nicht als ausreichend angesehen wurde, um Spannung zu erzeugen, wird drumherum noch ein Mordsfall hinzugedichtet. Das Motiv dahinter ist zwar verständlich. Das macht die Geschichte aber nicht glaubwürdiger. Auch wenn In Wahrheit: Blind vor Liebe für sich in Anspruch nimmt, an der Wahrheit orientiert zu sein, wird diese so sehr verdreht, bis am Ende nicht mehr viel davon zu erkennen ist. Insgesamt ist das hier aufgrund der besagten emotionaleren Momente zwar noch Durchschnitt. Das Thema hätte aber mehr verdient.
OT: „In Wahrheit: Blind vor Liebe“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Gunnar Fuß
Drehbuch: Katja Töner
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Gunnar Fuß
Besetzung: Christina Hecke, Rudolf Kowalski, Robin Sondermann, Jeanne Goursaud, Steffi Kühnert, Karoline Eichhorn, Nico Rogner, Frederic Balonier, Lara Marian, Peter Trabner
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