Incantation Netflix
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Incantation

Incantation Netflix
„Incantation“ // Deutschland-Start: 8. Juli 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Als Teil einer Truppe „Geisterjäger“ verfügt Li Ronan (Tsai Hsuan-yen) gemeinsam mit ihrem Freund Dom (Sean Lin) und dessen Cousin Yuan (RQ) über eine große Anzahl an Anhängern auf den sozialen Medien, wo sie ihre Videos von Beschwörungen oder andere gruselige Dinge veröffentlichen. So sind sie aufmerksam geworden auf ein geheimes Ritual der Dorfgemeinde, aus der Dom und Yuan stammen, sowie einen Tunnel, den niemand betreten darf. Filmen ist zwar streng verboten, wie ihnen Doms Onkel versichert. Doch darüber setzen sie sich hinweg und beginnen mit versteckter Kamera den Beginn des Rituals mitzufilmen. In dessen Zentrum steht ein kleines Mädchen, das als Opfer für den Mutter-Buddha Teil der Zeremonie ist. Entgegen dem Verbot macht sich die Gruppe zudem auf, den geheimen Tunnel zu filmen.

Sechs Jahre später kehrt Ronan nach einem langen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik zurück zu ihrer Tochter Dodo (Huang Sin-ting). Die Erfahrungen in der Dorfgemeinde haben tiefe Spuren bei ihr hinterlassen, sodass sie ihre Tochter kurz nach deren Geburt in eine Pflegeeinrichtung geben musste, von der sie sie nun abholt. Nach einiger Zeit kommen sich Mutter und Tochter wieder näher und Ronan hofft, dass ihr Leben jetzt normal verlaufen kann, doch dann berichtet Dodo von einem bösen Mann, den nur sie sehen kann. Als sich dann die seltsamen Vorkommnisse in ihrer Wohnung häufen, beginnt ihre Mutter zu ahnen, dass sie der Fluch von damals nach wie vor begleitet und sie zu dessen Ursprung zurückkehren muss, wenn Dodo nicht das nächste Opfer sein soll.

Zurück zum Ursprung

Während Regisseur Kevin Ko in seiner Heimat Taiwan sich einen Namen gemacht hat durch Liebesfilme und Komödien, begann seine Karriere mit einem Horrorfilm, einem Genre, zu dem er mit Incantation zwölf Jahre später zurückkehren sollte. Nach diversen Festivals wie dem SLASH Filmfestival wurde Incantation auf Netflix veröffentlicht, wo er sich einer großen Beliebtheit erfreut und Ko einem Publikum außerhalb seiner Heimat vorstellte. Dabei bedient sich der Film erzählerisch und ästhetisch den Konventionen des „found footage“ und betritt, trotz seines interessanten Hintergrundes, kaum Neuland innerhalb des Genres.

Jedoch ist es nicht nur „found footage“, sondern auch die Tradition des asiatischen Horrorfilms, die Ko in seinem Film bedient. Wie er in Interviews beteuert, recherchierten er und sein Team lange Zeit nach Ritualen, Gottheiten und Zeremonien, die in erster Linie ein asiatisches Publikum ansprechen würden und der Geschichte des Filmes eine gewisse Glaubwürdigkeit geben würden. Wie zuletzt noch in Werken wie Banjong Pisanthanakuns The Medium ist dieser Rahmen auch für ein westliches Publikum interessant, vor allem im Sinne einer Fremdheitserfahrung, die sich gut mit den Konventionen des Horrorgenres verträgt. Der formale Rahmen des „found footage“ verleiht neben der vermeintlichen Authentizität noch einen zusätzlichen Effekt, besonders in jenen Szenen, in denen die Atmosphäre am dichtesten ist, beispielsweise bei der Erforschung jenes Tunnels, welcher der Ursprung jenes Fluches ist. Effektiv ist Incantation in jedem Fall, doch wenn man die „jump scares“ abzieht, bleibt abgesehen von einer guten Atmosphäre für einen Horrorfilm nicht viel übrig.

„Bin ich verflucht?“

Von der ersten Minute an versuchen Ko und sein Team den Effekt des Filmes noch zu steigern durch eine direkte Ansprache an den Zuschauer. Schauspielerin Tsai Hsuan-yen als Li Ronan bittet das Publikum inständig eine Beschwörungsformel aufzusagen sowie sich ein Symbol vorzustellen, was beides dazu dienen soll, jenen Fluch abzuwenden, der auf ihr und ihrer Tochter lastet sowie zu vermeiden, dass sich dieser auf den Zuschauer überträgt. Die Wirkung bleibt nicht aus, wenn man sich Kommentare zu Incantation durchliest, bei denen einige Zuschauer die Frage stellten, ob sie nun wirklich verflucht seien. Kevin Ko und seine Crew scheinen die Lektion des „virtual marketings“, wie es schon The Blair Witch Project vorgemacht hat, gelernt zu haben und effektiv anzuwenden. Allerdings verliert sich dessen Wirkung auch mit der Zeit und wird durch die Belehrung, man solle doch jene Formel aufsagen oder die Einblendung des Symbols etwas nervig.

Darüber hinaus ist Incantation auch erzählerisch nicht besonders gelungen. Der konstante Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen ist umständlich und folgt keiner erkennbaren Logik oder Dramaturgie. Die Schauspieler sind glaubhaft, doch können sie auch nicht jenes Grundproblem des „found footage“ lösen, bei dem man sich in vielen Szenen als Zuschauer zu fragen beginnt, warum jemand nicht einfach die Beine in die Hand nimmt und das Weite suche, anstatt stur weiterzufilmen und damit sein Schicksal zu besiegeln.

Credits

OT: „Zhou“
Land: Taiwan
Jahr: 2022
Regie: Kevin Ko
Drehbuch: Kevin Ko, Chang Che-wei
Musik: Rockid Lee
Kamera: Chen Ko-kin
Besetzung: Tsai Hsuan-yen, Huang Sin-ting, Kao Ying-hsuan, Sean Lin, RQ

Trailer

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fazit
„Incantation“ ist ein effektiv gemachter Horrorfilm mit einem interessanten Hintergrund. Um jedoch aus der Masse ähnlicher Produktionen herauszustechen, ist Kevin Kos Film zu umständlich erzählt und trotz seiner gruseligen Atmosphäre bei einer Laufzeit von fast zwei Stunden zudem anstrengend.
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