JUNG E Gedächtnis des Krieges Netflix
© Cho Wonjin/Netflix

JUNG_E: Gedächtnis des Krieges

JUNG E Gedächtnis des Krieges Netflix
„JUNG_E: Gedächtnis des Krieges“ // Deutschland-Start: 20. Januar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Die Hoffnung der Menschheit war groß, als sie begann, den Weltall zu besiedeln, nachdem die Erde aufgrund des Klimawandels unbewohnbar geworden war. Doch schon bald kam es zu einem Bürgerkrieg, der auf beiden Seiten große Opfer forderte. Um diesen Krieg für sich zu gewinnen, arbeitet ein Unternehmen an einem ganz besonderen Projekt: Das Gehirn der legendären Söldnerin Yun Jung-yi (Kim Hyun-joo) soll geklont und in einen Kampfroboter verpflanzt werden. Einfach ist das nicht, zumal Yun nach einem Einsatz ins Koma gefallen ist. 35 Jahre später ist ihre Tochter Yun Seo-hyun (Kang Soo-yeon) an den Forschungen dieses Projekts beteiligt, auch in der Hoffnung, ihrer Mutter noch einmal nahezukommen, die sie als junges Mädchen verloren hat …

Der Abstieg einer Regiehoffnung

Es gab eine Zeit, da galt Sang-ho Yeon als eine der großen Regiehoffnungen Südkoreas. Nach mehreren hochgelobten Animationsfilmen gelang ihm mit dem rasanten Zombiehit Train to Busan der große Durchbruch. Zusammen mit der enorm gesteigerten Popularität, die südkoreanische Produktionen inzwischen weltweit genießen, hätte man ihn im Olymp erwartet. Stattdessen interessiert sich kaum jemand mehr für ihn. Sein Nachfolgefilm Telekinese ging ziemlich unter. Peninsula, die lang erwartete Fortsetzung von Train to Busan, fiel durch. Auch seine erste Serie als Regisseur, die Horrorproduktion Hellbound, war nicht gerade ein Event. Nun gibt es erneut Nachschub des Filmemachers, auch dieses Mal exklusiv für Netflix. Die Wahrscheinlichkeit, dass JUNG_E: Gedächtnis des Krieges ihm wieder zu alter Größe verhelfen wird, ist aber ziemlich gering.

Das fängt schon mit dem sehr generischen Ausgangsszenario an. Mal wieder ist die Welt kaputt, weil es die Menschen nicht auf die Reihe bekommen haben, ihren Raubbau rechtzeitig zu beenden. Das mag durchaus plausibel sein. Da aber gefühlt jeder zweite Science-Fiction-Film dasselbe Szenario nimmt, verliert die Schreckensvision an Wirksamkeit. Man hat das alles zu oft gesehen, genauso die Besiedelung des Weltalls als Folge des Unglücks. Fast noch irritierender ist jedoch, dass Sang-ho Yeon, der auch wieder das Drehbuch geschrieben hat, dieses Szenario für seine Geschichte überhaupt nicht braucht. Tatsächlich konzentriert sich JUNG_E: Gedächtnis des Krieges so stark auf die Geschichte um den Klon, dass das drumherum keine Rolle spielt. Da wird ganz umständlich ein Setting aufgebaut und dann nicht einmal genutzt.

Inhaltlich und visuell enttäuschend

Überhaupt ist es enttäuschend, wie wenig Yeon über die Welt zu sagen hat, die er da erschaffen hat. Schließlich machte er anfangs durch Filme auf sich aufmerksam, die Genrekino mit Gesellschaftskritik verbanden. Ob es nun das Mobbing in The King of Pigs war oder das Thema Religion in The Fake, da war schon einiges drin. In JUNG_E: Gedächtnis des Krieges fehlt das. Wichtiger war es dem Filmemacher offensichtlich, die Mutter-Tochter-Geschichte aufzubauen. Immer wieder rückt deren Verhältnis in den Mittelpunkt, auch durch Rückblicke, welche für mehr Emotionalität sorgen sollen. Actionspektakel mit Herz also. Nur ist Letzteres mal wieder ziemlich dick aufgetragen. Den Hang zum Holzhammer-Drama hatte er vorher schon. Hier wird es dann richtig schlimm.

Das ließe sich vielleicht noch verschmerzen, wenn denn der Actionteil wenigstens überzeugen würde. Aber auch da kommt der neueste Film des Südkoreaners kaum übers Mittelmaß hinaus. Immer mal wieder lassen die Spezialeffekte zu wünschen übrig. Die Choreografie der Kämpfe ist nicht besonders. Da ist einfach nichts dabei, was einen wirklich mitreißen würde, obwohl das Tempo durchaus hoch ist. Wer unbedingt mal wieder einen Sci-Fi-Action-Titel sehen will, kann es hiermit zwar schon versuchen. So richtig oft kommen dann doch keine Filme heraus, bei denen Roboter sich in Kämpfe stürzen, zumal JUNG_E: Gedächtnis des Krieges im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Science-Fiction-Filmen auf Netflix – etwa Die wandernde Erde oder Warriors of Future – eine deutsche Synchronisation spendiert bekommen hat. Dennoch überwiegt die Ernüchterung, dass da nicht mehr draus geworden ist.

Credits

OT: „JUNG_E“
Land: Südkorea
Jahr: 2023
Regie: Sang-ho Yeon
Drehbuch: Sang-ho Yeon
Besetzung: Soo-yeon Kang, Hyun-joo Kim, Kyung-soo Ryu

Bilder

Trailer

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fazit
Mit „JUNG_E: Gedächtnis des Krieges“ geht für Sang-ho Yeon der Abstieg in die Belanglosigkeit weiter. Das Endzeit-Szenario wird umständlich aufgebaut und dann nicht einmal wirklich genutzt. Das Mutter-Tochter-Drama kommt mit Holzhammer-Emotionalität daher. Selbst die Actionszenen sind nicht besonders, weder im Hinblick auf die Spezialeffekte noch die Choreografie.
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