Kein einfacher Mord TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© NDR/Georges Pauly

Kein einfacher Mord

Kein einfacher Mord TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Kein einfacher Mord“ // Deutschland-Start: 11. Januar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Nina (Laura Tonke) und Paul Lieberstein (Felix Klare) waren ein absolutes Traumpaar, dem die Welt zu Füßen zu liegen schien. Doch nach einer Reihe von Schicksalsschlägen verwandelt sich ihr Leben zunehmend in einen Alptraum. So hat Paul aufgrund seiner Medikamentensucht seine Stellung als Chirurg verloren. Es kam zu einer Fehlgeburt. Und auch finanzielle Schwierigkeiten machen ihnen zu schaffen: Um sich ihre Villa weiterhin leisten zu können, müssen sie nicht nur eine ungeliebte Untermieterin nehmen. Nina muss zudem eine Arbeit in einer Reinigung annehmen. Als die Ehe der beiden immer mehr in eine Krise gerät, lässt sich Nina auf einen One-Night-Stand mit dem Hockeytrainer Viktor (Sebastian Becker) ein. Als dieses außer Kontrolle gerät, setzt sich Nina zur Wehr und erschlägt ihren Vergewaltiger. Doch was nun?

Mord oder nicht Mord, das ist keine Frage

Bei dem hohen Bedarf an Krimis, den es offensichtlich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt, sollte man meinen, dass man das vorhandene Material so schnell wie möglich unters Volk bringt. Umso überraschender ist, wie lange es gedauert hat, bis Kein einfacher Mord im Fernsehen gezeigt wird. So feierte der Film bereits im Herbst 2020 beim Filmfest Hamburg Premiere, nur um dann mehr als zwei Jahre in der Versenkung zu verschwinden. Das ist oft kein gutes Zeichen, weil es einen vermuten lässt, es sei die Folgen einer mangelnden Qualität. Das Motto: Wenn nicht einmal das deutsche Fernsehen einen Krimi will, dann muss er ganz besonders übel sein. So schlimm ist das Ergebnis dann aber doch nicht. Es kann sich sogar im Gegenteil durchaus sehen lassen.

Wobei man sich darüber streiten kann, ob das hier überhaupt ein Krimi sein soll. Nicht nur dass es im herkömmlichen Sinn kein Verbrechen aufzuklären gibt, zumindest aus Sicht des Publikums, das in der fatalen Nacht live dabei ist. Es handelt sich dabei, dem Titel zum Trotz, nicht unbedingt um einen Mord. Daraus hätte man grundsätzlich einen spannenden Film machen können, der darüber diskutiert, wo die Grenze zwischen berechtigter Notwehr und einem Gewaltverbrechen liegt. Daran scheint man bei Kein einfacher Mord aber kein größeres Interesse gehabt zu haben. Der erfahrene Drehbuchautor Stefan Rogall (Wilsberg: Fette Beute) will Spannung in erster Linie mit der Frage erzeugen, ob das Paar mit der Geschichte durchkommt oder doch irgendwann überführt wird.

 

In der Hinsicht ähnelt der Film Tatort: Der Mörder in mir vor einigen Monaten. Dort war es ein Mann, der nach einem Unfall mit Todesfolge davonrast und versucht, nicht für seine Tat überführt zu werden. Bemerkenswert dabei: War Felix Klare damals noch der ermittelnde Kommissar, wechselt er hier die Seite und wird zum vertuschenden Verbrecher. Eine etwas ungewohnte Rolle für den als Ermittler Sebastian Bootz bekannten Schauspieler. Im Gegensatz zum besagten ARD-Kollegen eskaliert hier die Geschichte aber nicht. Eigentlich geschieht nach der besagten Nacht gar nicht so viel, auch wenn die Nerven der zwei verständlicherweise zunehmend blank liegen. Nachzuweisen ist ihnen nichts, so viel wird früh klar. Wenn dann sind sie es selbst, die sich zu erkennen geben müssen.

Das Publikum darf entsprechend bis zum Schluss mitzittern. Anders als beim obigen Tatort dürften die meisten Zuschauer und Zuschauerinnen hier doch eher dem Paar die Daumen drücken. Ein toter Vergewaltiger ist leichter zu akzeptieren als ein umgefahrener Radfahrer, auch wenn das Drumherum ähnlich ist. Ob es unmoralisch ist, an der Stelle nicht die Wahrheit zu sagen, wird im Film leider sehr wenig thematisiert. Erst sehr spät spielt das eine wirkliche Rolle, Kein einfacher Mord bleibt da deutlich unter den Möglichkeiten. Dennoch ist das Krimidrama brauchbar und lässt einen lange raten, wie es ausgehen wird. Warum sich die Polizei so früh schon auf die beiden festlegt, wird zwar nie ganz plausibel erklärt, sorgt aber für den nötigen Druck, damit die gewünschte Spannung aufkommt.

Credits

OT: „Kein einfacher Mord“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Sebastian Ko
Drehbuch: Stefan Rogall
Musik: Sebastian Fillenberg
Kamera: Andreas Köhler
Besetzung: Laura Tonke, Felix Klare, Tyler Worbs, Barbara Philipp, Bernd-Christian Althof, Charlotte Bohning, Sebastian Becker

Bilder

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Kein einfacher Mord
fazit
In „Kein einfacher Mord“ tötet ein Paar im Effekt einen Vergewaltiger und versucht im Anschluss, sich nichts anmerken zu lassen. Interessante Aspekte wie die Moralfrage spielen keine wirkliche Rolle. Dafür ist es spannend genug, wenn bis zum Ende unklar ist, ob die zwei damit durchkommen werden.
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