In Petrov’s Flu – Petrow hat Fieber (Kinostart: 26. Januar 2023) erzählt Kirill Serebrennikov die Geschichte einer Familie, die an der Grippe erkrankt. Dabei taumelt sie durch die Gegend, erlebt die unglaublichsten Dinge, bei denen das Publikum nicht mehr sagen kann, ob das nun real oder eingebildet ist. Wir haben uns mit dem Regisseur und Drehbuchautor bei der Deutschlandpremiere beim Filmfest München 2022 getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
Könntest du uns etwas über Petrov’s Flu erzählen? Warum wolltest du diesen Film machen?
Das war nicht meine Idee. Vielmehr hatten die Produzenten die Rechte an dem Buch von Alexei Salnikow gekauft, einem sehr guten Autor aus dem mittleren Teil von Russland. Er hat diesen Roman geschrieben, der sehr beliebt wurde und einige Preise gewonnen hat. Die Produzenten haben mich gefragt, ob ich nicht das Drehbuch dazu schreiben will. Am Anfang war es also eine reine Auftragsarbeit, um damit Geld zu verdienen, weil ich damals durch meinen Hausarrest nicht normal arbeiten konnte. Die Produzenten liebten das Drehbuch und haben im Anschluss nach einem Regisseur gesucht, der es umsetzen könnte. Sie fanden aber niemanden. Als ich einige Monate später freikam und wieder arbeiten durfte, habe ich das dann übernommen.
Und wie war die Arbeit an dem Stoff, sowohl beim Drehbuch wie auch später als Film?
Das Buch ist schon ziemlich verrückt. Aber es ist auch ein absolutes Meisterwerk, das sich an den Klassikern der russischen Literatur bedient. Deshalb war ich sehr gespannt darauf, damit arbeiten zu können.
Petrov’s Flu erzählt die Geschichte einer Familie, die krank ist. Gleichzeitig hat man aber das Gefühl, dass irgendwie jeder, dem sie begegnen krank ist. Würdest du denn die russische Gesellschaft als krank bezeichnen?
Der Film ist schon das Porträt einer kranken Gesellschaft. Ich habe bei der Arbeit an dem Film aber nicht daran gedacht, politische Statements zu machen im Sinn von „Ganz Russland ist krank“. Heute würde ich das schon eher so sagen, seit dem Krieg. Damals aber nicht, damals war das nur eine Geschichte für mich. Für den Autor und mich war es wichtig zu zeigen, wie es ist, wenn du Fieber hast und diese hohe Temperatur und sich alles um dich zu drehen beginnt. Du weiß nicht mehr, was links und rechts ist, was real und was nur eingebildet. Wie in einem Traum.
Hast du denn selbst manchmal das Gefühl, in einem Traum festzustecken?
Das Problem ist, dass ich mich nicht an meine Träume erinnern kann. Wahrscheinlich sind meine Filme dafür der Ersatz.
Und wie wacht man aus einem solchen Traum auf?
Ich weiß gar nicht, ob man überhaupt aufwachen kann. Im Film ist es so, dass die Welt nach dem Aufwachen dieselbe ist und sie darin feststecken.
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