Letzter Abend
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Letzter Abend

„Letzter Abend“ // Deutschland-Start: 24. August 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Während sich ihr Umfeld mit den Regeln des Corona-Sommers zu arrangieren versucht, wollen Clemens (Sebastian Jakob Doppelbauer) und seine Freundin Lisa (Pauline Werner) von Hannover nach Berlin ziehen. Zum einen hofft die junge Ärztin, dort eine Stelle an der Charité zu finden. Zum anderen ist der Ortswechsel eine Chance für die Beziehung der beiden, welche in erster Linie durch Clemens’ Depression arg gelitten hat. In der gemeinsamen Wohnung haben die beiden deswegen ihre alten Freunde ein letztes Mal zum Abendessen eingeladen. Bereits die Vorbereitungen bleiben nicht ohne Hindernisse, als Lisa einige Zutaten für die Lasagne vermisst und Clemens mit einem Song für sie nicht richtig vorankommt. Zudem sagen aus Clemens’ Freundeskreis immer mehr der Gäste ab, was den jungen Mann traurig und unsicher werden lässt. Als dann die Freunde da sind, samt einiger uneingeladener Gäste, kommt nur bedingt Partystimmung unter den Anwesenden auf, denn unter der Oberfläche brodeln unausgesprochene Gefühle und Vorbehalte, die, nach einer entsprechende Menge Alkohol, ihren Weg in die Runde finden.

Immer deutlicher wird dabei, dass dieser Abend zugleich der letzte sein könnte für die Beziehung der beiden. Hin und her gerissen, ob sie für ihre Partnerschaft kämpfen wollen, zeigen sich ihnen auch Möglichkeiten, wie ein anderes Leben aussehen könnte.

Hoffnungen und Selbsttäuschungen

Nach Monaten, in denen nichts gedreht werden konnte und alle kulturellen Veranstaltungen ausgefallen waren, drängte es Regisseur Lukas Nathrath danach, sich filmisch auszudrücken und endlich wieder hinter der Kamera zu stehen. Für sein Spielfilmdebüt Letzter Abend, welches im Wettbewerb des Filmfestivals Max Ophüls Preis 2023 zu sehen ist, fand er schnell Gleichgesinnte, welche seinen Tatendrang nachvollziehen konnten. Dabei ist ein Film entstanden, der auf der einen Seite wie ein Befreiungsschlag nach dem Lockdown wirkt, doch anderseits die Gefühlslage vieler Menschen widerspiegelt, die nach einer langen Zeit in der eigenen Blase nun wieder eine Fassade der Stärke gegenüber anderen zeigen müssen. Diese hat jedoch arg unter den letzten Monaten gelitten.

Unter der Prämisse dieses letzten gemeinsamen Abends lässt Nathrath eine ganze Reihe an Figuren auf engstem Raume miteinander agieren, sodass es beinahe wie eine Versuchsanordnung wirkt. Die Räumlichkeiten der Etagenwohnung bieten dabei wenig Rückzugsmöglichkeiten für die Charaktere, welche von Hoffnungen und Selbsttäuschungen erfüllt, zusehen, wie ihre Überzeugungen aus anderen Perspektiven betrachtet werden. Entsprechend dialoglastig ist Letzter Abend, wobei die Kamera meist ganz nah bei den jeweiligen Protagonisten ist, in deren Gesicht sich Zweifel, Angst und andere Emotionen zeigen. Innerhalb des Ensembles fallen vor allem Sebastian Jakob Doppelbauer, der auch am Drehbuch mitschrieb, sowie Pauline Werner auf. Erzählerisch wie auch dramaturgisch kommt Nathrath seinen Vorbildern John Cassavetes, Maren Ade und Mike Leigh nah, welche mit großer Empathie für die Figuren zeigen konnten, wie Lebenslügen zerfielen und Fassaden von Personen zerbröckelten.

Der letzte Abend der Generation Y

Auch wenn Letzter Abend von der Ablage her wie eine Tragödie wirkt, so wird der Zuschauer viele Szenen als Seitenhieb auf die Generation Y verstehen. Die Gäste, welche Clemens und Lisa in ihrer Wohnung empfangen, sind Vertreter verschiedener Lebensstile und Berufsrichtungen, vor allem jener, die während der Pandemie mit diversen Illusionen bezüglich ihrer Anschauungen konfrontiert wurden. Viele der Aussagen sind daher nicht nur Teil jener „Maske“, sondern auch zum Brüllen komisch. So fallen unter anderem Stichworte wie Gendern, Feminismus oder „toxic masculinity“, in erster Linie Worthülsen, die wie eine automatische Reaktion wirken, aber nicht immer wie eine Überzeugung. Erzählerisch wirkt dies bisweilen etwas unbeholfen, hat aber auch einige sehr lustige Momente zur Folge, wie beispielsweise die Diskussionen um Männlichkeit.

Credits

OT: „Letzter Abend“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Lukas Nathrath
Drehbuch: Lukas Nathrath, Sebastian Jakob Doppelbauer
Kamera: Phhilip Jestädt
Besetzung: Sebastian Jakob Doppelbauer, Pauline Werner, Susanne Dorothea Schneider, Isabelle von Stauffenberg, Nikolai Gemel

Bilder

Trailer

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Letzter Abend
fazit
„Letzter Abend“ ist eine Mischung aus Drama und Komödie über Lebenslügen und Hoffnungen der Generation Y. Lukas Nathrath bleibt immer nah bei seinen Figuren, was seinem Film eine große Intensität gibt, auch wenn nicht jeder Dialog seine erhoffte Wirkung hat.
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