Während andere dafür kämpfen, dass Verbrecher ins Gefängnis kommen, kümmert sich Cathy Madden (Deirdre Mullins) um die Zeit danach. Auch Kriminelle haben ein Recht daran, Teil der Gesellschaft zu haben, weswegen sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihnen als Bewährungshelferin zur Seite zu stehen – so schlimm die Vergehen auch gewesen sein mögen. Das gilt selbst für die berüchtigte Mary Laidlaw (Derbhle Crotty), die vor vielen Jahren ihren Mann umgebracht hat und jetzt wieder auf freiem Fuß ist. Einfach ist der Umgang mit ihr nicht, sie hält nicht viel von Zusammenarbeit und weist Cathy regelmäßig zurück. Außerdem ist sie unheimlich, was ihr früher den Ruf einbrachte, eine Hexe zu sein. Richtig kompliziert wird es jedoch, als zwei Kinder verschwinden und Mary in den Verdacht gerät, etwas mit der Sache zu tun zu haben …
Zwischen Vorurteil und Verbrechen
In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Filmen gegeben, in denen die Figuren aus dem Gefängnis entlassen wurden und nun nach einem Weg suchen, wieder ein normales Leben führen zu dürfen. Dabei haben sie nicht nur mit ihrer eigenen Schuld zu kämpfen, sondern auch den Reaktionen der anderen. Ob nun Home, Palmer oder Lorelei, sie alle zeigten auf, dass man selbst auf freiem Fuß nicht wirklich frei ist. Zumindest anfangs sieht es danach aus, als würde auch Mandrake – Wurzel des Bösen in eine solche Richtung gehen. Dass Mary eine Mörderin ist, steht zwar außer Frage. Allerdings wurde sie zuvor von ihrem Mann schwer misshandelt, was die Geschichte zumindest fürs Cathys Chef ein wenig relativiert. Stellt so jemand eine Gefahr für die Gesellschaft dar? Wenn die anderem in dem Dorf noch immer ablehnen, dann hat dies viel mit Vorurteilen zu tun.
Anstatt diese anfängliche Drama-Richtung durchgängig zu verfolgen, nimmt der Film jedoch zunehmend Elemente anderer Genres auf. So wurde ein Mann getötet, zwei Kinder sind spurlos verschwunden – jeweils kurz nach der Rückkehr von Mary. Dass sie eine ideale Schuldige für die Bevölkerung darstellt, ist klar, auch wenn ihre Vorgeschichte mit den aktuellen Fällen keine Gemeinsamkeit hat. Mandrake – Wurzel des Bösen wird an dieser Stelle zu einer Mischung aus Drama und Krimi. Da werden Spuren gesucht, während gleichzeitig die Menschen vor Ort davon abgehalten werden müssen, Fackeln und Heugabeln auszugraben. Das Publikum selbst darf miträtseln, was es mit all dem auf sich hat. Warum sollte Mary diese Leute töten? Und wenn sie es nicht ist, wer könnte es dann sein?
Folk Horror im Wald
Diese Unsicherheit wird jedoch nicht bis zum Ende beibehalten. Stattdessen gibt schon der Titel Mandrake – Wurzel des Bösen vor, in welche Richtung sich das alles bewegt. Da geht es nicht um gesellschaftliche Vorurteile oder eine Tätersuche. Stattdessen werden die Geschichten um die Alraune-Pflanze bemüht, die in Ritualen eine große Rolle spielte – auch wegen der Wurzeln, die Menschen ähnlich sehen können. Das Horrorgenre hat deshalb immer mal wieder auf diese zurückgegriffen. So eben auch hier, wenn sich der Film im weiteren Verlauf immer stärker dem Folk Horror zuwendet. Grundsätzlich kann man das natürlich schon machen. Es führt hier aber dazu, dass die Vorgeschichte nicht mehr wirklich wichtig ist und manche Themen mittendrin abgewürgt werden. Ein bisschen Drama bleibt zwar noch, wenn die Frage nach Gut und Böse selbst im späteren Verlauf nicht ganz eindeutig ist. Aber es ist nicht viel.
Der Horrorpart an sich ist dabei eine gemischte Angelegenheit. Das Setting des abgelegenen Waldes, in dem sich vieles abspielt, ist natürlich immer wieder dankbar. Es gelingt Derbhle Crotty gut, die Balance zu halten, gleichzeitig bemitleidenswert und unheimlich zu sein. Ein paar der Aufnahmen, wenn es um die Alraune geht, sind auch sehenswert. Dennoch: So richtig spannend ist Mandrake – Wurzel des Bösen nicht. Nach einem vielversprechenden Auftakt lässt der Film zunehmend nach. Zwar geschieht später noch einiges, die Ereignisse überschlagen sich. Das ist dann aber ehe wirrer Aktionismus, als dass hier eine wirkliche Geschichte erzählt wird. Da zudem einige Punkte nie wirklich geklärt werden, hat man hier nach anderthalb Stunden das Gefühl, vielleicht doch seine Zeit verschwendet zu haben.
OT: „Mandrake“
Land: Irland
Jahr: 2021
Regie: Lynne Davison
Drehbuch: Derbhle Crotty
Musik: Andrew Simon McAllister
Kamera: Conor Rotherham
Besetzung: Deirdre Mullins, Derbhle Crotty, Paul Kennedy, Seamus O’Hara, Nigel O’Neill, Ian Beattie
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