Viele Jahre hat Maria (Karin Viard) für eine ältere Dame den Haushalt geschmissen. Als diese jedoch eines Tages stirbt, muss wohl oder übel ein neuer Job her. Am Ende landet Maria als Reinigungskraft in der Pariser Académie des Beaux-Arts. Richtig viel kann sie mit all dem zunächst nicht anfangen, sie weiß ja nicht einmal, was davon wirklich Kunst ist. Doch mit der Zeit freundet sie sich mit der für sie fremden Umgebung an. So führt sie die Studentin Naomie (Noée Abita) in die Welt der Kunst ein und bringt sie dazu, selbst ihre Grenzen in Frage zu stellen und den Horizont zu erweitern. Außerdem ist da noch der Hausmeister Hubert (Grégory Gadebois), der ihr zur Seite steht und zu mehr ermuntert …
Eine Putzfrau entdeckt das Leben neu
Das Leben als Reinigungskraft ist kein sehr dankbares. Nicht nur dass die Arbeit darin besteht, den Dreck anderer Leute zu entfernen. Man wird dabei selbst auch gern auf solchen reduziert. Wie im echten Leben mit Juliette Binoche brach vor einigen Monaten eine Lanze für die Frauen und Männer, die in dem Bereich arbeiten, oft unter widrigen Bedingungen. Nun kommt mit Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs ein weiterer französischer Film zu uns, in der eine Putzfrau im Mittelpunkt steht. Während sich der obige Kollege aber an einem realistischen Drama versuchte, der für die Lage sensibilisieren soll, da geht es hier deutlich heiterer zu. Das Publikum soll seinen Spaß haben, nicht mit den Problemen dieser Welt konfrontiert werden.
Tatsächlich sind Maria und die anderen erstaunlich gut in dem Kunstbetrieb integriert. Klar treffen da zwei Welten aufeinander, wie sich auch bei einem erwartbaren Missverständnis zeigt. Aber die Reinigungskräfte werden hier nicht als verachtete oder unterdrückte Menschen gezeigt. Wobei Lauriane Escaffre und Yvo Muller, die gemeinsam das Drehbuch schrieben und Regie führten, diesen Beruf nur als ein Mittel zum Zweck ansehen. Etwas, das man tut, weil man das Geld braucht, nicht weil man den Beruf als solchen unbedingt machen mag. Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs wird dabei – der deutsche Untertitel verrät es bereits – zu einem Appell, sich selbst immer wieder zu fordern und nach Neuem zu suchen. Der Film ähnelt dadurch den diversen Filmen der letzten Jahre, in denen die Hauptfigur – meist eine Frau – noch einmal dem Leben einen neuen Sinn gibt.
Sympathisch und lebensbejahend
Grundsätzlich gibt es hier dann auch eher weniger Überraschungen. Ab dem Moment, an dem Maria Hubert trifft, weiß man schon ziemlich genau, wie das alles weitergehen wird. In diesem Fall ist das aber nicht weiter schlimm. Der Film hat andere Qualitäten. So muss Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs nicht auf irgendwelche tragischen Ereignisse zurückgreifen, um die Protagonistin in eine neue Richtung zu schubsen. Hier ist es stattdessen so, dass sie durch das neue Umfeld eine Inspiration findet und so von sich aus beginnt, ihre Komfortzone zu verlassen. Das macht die Komödie noch einmal etwas lebensbejahender und positiver, als man es von dieser Art Geschichte ohnehin schon kennt. Escaffre und Muller sagen dem Publikum, dass sie nicht auf besondere Momente warten müssen. Ein neues Leben kann jeden Tag begonnen werden.
Das ist schön und sympathisch. Es ist auch unterhaltsam, wenn es zu einer Reihe von Culture-Clash-Momenten kommt und der Kunstbetrieb auch mit einem Augenzwinkern porträtiert wird – woran das Regieduo, das Nebenrollen übernommen hat, einen größeren Anteil hat. Im Schwerpunkt liegen aber natürlich die beiden Schauspielgrößen Karin Viard (Der Ursprung der Welt) und Grégory Gadebois (Warten auf Bojangles), die schon oft ihr komödiantisches Talent unter Beweis gestellt haben und dies hier erneut tun. Es macht einfach Spaß, den beiden zuzusehen, wenn ihre Figuren sich langsam vorwagen, manchmal ein bisschen unbeholfen, sich selbst inmitten der Kunst suchen. Dieser haben wir auch eine der schönsten Kussszenen der letzten Zeit zu verdanken, die allein schon Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs trotz der bekannten Zutaten zu etwas Besonderem macht.
OT: „Maria rêve“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Lauriane Escaffre, Yvo Muller
Drehbuch: Lauriane Escaffre, Yvo Muller
Musik: Leith Stevens
Kamera: George Diskant
Besetzung: Karin Viard, Grégory Gadebois, Noée Abita, Philippe Uchan, Lauriane Escaffre, Pauline Clément, Yvo Muller
Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit uns zum Kinostart von Maria träumt mit Yvo Muller zu unterhalten, Co-Regisseur und Co-Autor der Liebeskomödie. Im Interview unterhalten wir uns mit ihm über sein Verständnis von Kunst, das Ansehen von Putzfrauen und die Bedeutung von Arbeit in unserem Leben.
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