Als der Ingenieur Claudio Messina bei einer Explosion auf der Baustelle ums Leben kommt, sieht das zunächst nach einem schrecklichen Unfall aus. Doch dann mehren sich die Zeichen, dass da jemand bewusst nachgeholfen hat. Aber wer? Und aus welchem Grund? Bei ihren Ermittlungen nehmen Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) den Vorarbeiter Giuseppe Costa (Nicola Perot) genauer unter die Lupe, haben sie doch den Eindruck, dass dieser etwas zu verbergen hat. Und tatsächlich geht in dem Betrieb etwas nicht mit rechten Dingen zu, was auch dem Toten wohl nicht verborgen geblieben war. Offensichtlich hat die Mafia da irgendwo die Hände im Spiel …
Alles wie immer …
Same procedure as every year? Das gilt nicht nur für Silvester, wenn die üblichen Titel über die deutschen Fernseher flimmern. Auch in den ersten Tagen nach dem Jahreswechsel wird das hiesige TV von alten Bekannten dominiert. So kommen diese Woche besonders die Fans von Hinnerk Schönemann auf ihren Kosten, erscheinen doch zwei Krimis mit dem Schauspieler an aufeinanderfolgenden Tagen. Zunächst darf er im ZDF in Marie Brand und die Ehrenfrauen den charmant-beschränkten Simmel geben, bevor er tags drauf in der ARD-Produktion Nord bei Nordwest: Auf der Flucht seine kriminologischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Das bedeutet Teil 32 bzw. Teil 18 in den konkurrierenden Krimireihen, da weiß man, was man hat.
Aber auch in anderer Hinsicht hat man das Gefühl, hier von Déjà-vus verfolgt zu werden. So begann der letzte Film Marie Brand und der entsorgte Mann damit, dass ein Bauschutt-Entsorger stirbt, dieses Mal ist es ein Bau-Ingenieur. Auch die Sache mit der Mafia wurde im deutschen Fernsehen ein bisschen oft genutzt, als Symbol für das organisierte Verbrechen. Irgendwie scheint man hierzulande der Ansicht zu sein, dass es für mehr Flair sorgt, wenn die Täter aus Italien bzw. Sizilien stammen. Das funktioniert aber nicht wirklich, wenn zu viele dieselbe Idee verfolgen und das dann alles entsprechend abgenutzt ist. Allgemein wirkt Marie Brand und die Ehrenfrauen so, als habe man mehr oder weniger wahllos aus dem Abfall anderer Genrevertreter zusammengeklaubt und daraus ein neues Werk machen wollen.
… nur ohne Spaß
Ein Punkt, der den Film etwas von den Vorgängern unterscheidet: Entsprechend dem Titel Marie Brand und die Ehrenfrauen spielen in der Geschichte Frauen eine größere Rolle. Vielleicht wollte Drehbuchautorin Katja Röder (Wo ist meine Schwester?) demonstrieren, dass auch beim organisierten Verbrechen Frauen mitmischen dürfen, anstatt dies nur alten Männern zu überlassen. Auffällig ist zudem, dass der Humor reduziert wurde. Wo in vorangegangenen Teilen wie Marie Brand und die Leichen im Keller hemmungslos albern waren und dabei die Sache mit den Verbrechen gern mal in den Hintergrund rückte, scheint der Trend inzwischen in Richtung stärkerer Ernst zu sein. Das war bei Marie Brand und der überwundene Tod noch irgendwo nachvollziehbar, bot sich das Thema komatöser Jugendlicher nicht wirklich für Witze an. Warum die Baumafia aber so humorlos sein soll, wird nicht wirklich klar.
Zwischendurch darf Simmel übrigens mal wieder einer Frau hinterherschmachten und angefressen reagieren, wenn ihm ein anderer Mann Konkurrenz macht. Auch das kennt man bei der seit 2008 laufenden Reihe Marie Brand zur Genüge und ist ähnlich verbraucht wie der Rest des Films. Natürlich darf man das trotz allem anschauen und seinen Spaß damit haben. Langjährige Fans kommen vermutlich trotz allem auf ihre Kosten, da die zwischenmenschliche Dynamik der zwei Hauptfiguren selbst in Marie Brand und die Ehrenfrauen noch immer ein Pluspunkt ist. Bei mittlerweile mehr als 30 Teilen fehlt aber ein gutes Argument dafür, warum man derart mäßige neue anschauen sollte, anstatt eine der vielen anderen Folgen, die sich in der Mediathek befinden.
OT: „Marie Brand und die Ehrenfrauen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Michael Zens
Drehbuch: Katja Röder
Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach
Kamera: Uwe Neumeister
Besetzung: Mariele Millowitsch, Hinnerk Schönemann, Dagny Dewath, Patrizia Carlucci, Nicola Perot, Stephan Baumecker, Franziska Arndt, Sami Loris, Stephanie Kämmer, Stephan Lampadius
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