Die Menschen sind verzweifelt, als eine Horde Ratten über sie herfällt und die Stadt ins Chaos stürzt. Doch Glück im Unglück, der junge Flötenspieler Keith ist rechtzeitig zur Stelle und schafft es gegen ein kleines Entgelt, die unerwünschten Nager davonzulocken. Dabei ahnen die Leute nicht, dass es sich um einen ausgeklügelten Coup handelt. Tatsächlich machen die Ratten, Keith sowie der Kater Maurice gemeinsame Sache und nehmen so eine Stadt nach der anderen aus. Als es mal wieder soweit ist und die Truppe sich einen neuen Ort ausgesucht hat, an dem sie ihr bewährtes Geschäftsmodell anwenden möchte, stellen sie fest, dass da etwas nicht stimmt in dem beschaulichen Bad Blintz. Gemeinsam mit Malizia, der Tochter des Bürgermeisters, versuchen sie, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen …
Animationsabenteuer nach Terry Pratchett
Bald sieben Jahre ist es her, dass Terry Pratchett gestorben ist. Doch mit seinen zahlreichen humorvollen Fantasyromanen hat er ein Gesamtwerk hinterlassen, welches ihn unsterblich gemacht hat. Vor allem seine einfallsreichen mit zahlreichen kuriosen Gestalten bevölkerten Geschichten rund um die Scheibenwelt genießen Kultstatus. Umso erstaunlicher ist, dass die Zahl der Adaptionen bis heute überschaubar geblieben ist. In den 00er Jahren gab es mehrere TV-Zweiteiler. Vor einigen Jahren erfreute zudem die Serie Good Omens die Fans. Ansonsten war die Ausbeute bislang aber recht bescheiden. Umso schöner ist, dass mit Maurice der Kater nun tatsächlich ein neuer Film entstanden ist, der es sogar bis in unsere Kinos schafft.
Wobei man auf den ersten Blick vielleicht nicht erkennen würde, dass es sich bei dem Animationsfilm um eine Adaption handelt. Vielmehr lässt das Plakat, auf dem ein großer grinsender Kater zu sehen ist, auf einen recht beliebigen Film für eine jüngere Zielgruppe schließen. Animationsabenteuer, in denen ein Tier im Mittelpunkt steht, gibt es schließlich wie Sand am Meer. Dass Maurice der Kater kurz nach Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch startet, ist in der Hinsicht auch nicht ganz glücklich. Denn was die Optik betrifft ist der Nachzügler doch einige Stufen schlechter. Nicht dass dieser völlig unansehnlich ist. Die Hintergründe sind alle ganz ordentlich, es gibt ein paar witzige Designs. Aber eben auch viel, das dann doch nicht mehr als austauschbares 08/15-CGI ist, wie man es in diesem Segment andauernd findet. Wer nur die Bilder sieht, wird keinen zwingenden Grund finden, den tatsächlichen Film anzuschauen.
Eine Geschichte voller Kuriositäten
Das wiederum wäre sehr schade, da sich Maurice der Kater als tatsächlich unterhaltsames Abenteuer entpuppt, der zwar die Kleinen ansprechen soll, dem man aber ein großes Publikum gönnen würde. Schon die Grundidee, dass ein Kater, ein Haufen Ratten und ein Jugendlicher gemeinsame Sache machen, um reihenweise Dörfer auszunehmen, ist ganz witzig. Vor allem hat der Film aber einige sehr schöne Ideen, etwa im Hinblick auf die Sprachfähigkeit der tierischen Truppe wie auch deren Namensgebung. Hinzu kommt eine größere Portion Eigenironie sowie ein genüssliches Durchbrechen der vierten Wand. Vieles von dem, was hier zusammengetragen wird, ist zwar nicht ganz neu. Doch es unterhält gut, ist in sich stimmig und kommt ohne viel hektischen Slapstick aus, der bei Animationsfilmen meist dann seine Anwendung findet, wenn niemanden etwas eingefallen ist.
Mit der Zeit steigt auch die Spannungskurve. Wo der Film anfangs noch in erster Linie auf die Figuren und deren Interkationen fokussiert ist, nimmt die Geschichte mit dem Erreichen von Bad Blintz an Fahrt auf. Das Rätsel um das fehlende Essen deutet auf etwas Finsteres hin, das sich unbemerkt zusammenbraut. Tatsächlich wird Maurice der Kater später etwas düsterer, weshalb die Kinder im Kino nicht zu jung sein sollten. Aber selbst dann bleibt das neue Abenteuer von Regisseur Toby Genkel, der zuvor unter anderem die Animationsfilme Ooops! Die Arche ist weg und Die Olchis – Willkommen in Schmuddelfing inszeniert hat, eher kurios. So kurios, dass man neugierig ist, was Pratchett in seinem zweiten Buch um Maurice vorhatte, welches er leider nicht vor seinem Tod beenden konnte.
OT: „The Amazing Maurice“
Land: Deutschland, UK, USA
Jahr: 2022
Regie: Toby Genkel
Drehbuch: Terry Rossio, Florian Westermann
Vorlage: Terry Pratchett
Musik: Tom Howe
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