Die Zeit der gemütlichen Canasta-Spiele scheint vorbei zu sein. Erst müssen Annette Weinert (Katja Donowski), Hildegard Knutzen (Marion Kracht) und Michael Töteberg (Staphan A. Tölle) auf ihren vierten Stammspieler Heiko Hübbers verzichten, als der eines Tages auf mysteriöse Weise stirbt. Und dann kracht auch noch ein Unbekannter mit seinem Wagen mitten in den Garten von Töteberg, gerade als sie es sich zu dritt zu einem Spiel gemütlich gemacht haben. Dafür hat die Sache auch etwas Gutes: Der kurz darauf verstorbene Bjarne Vossler (Matthias Bundschuh) hat eine Tasche bei sich, in der Unmengen an Geld sind. Geld, das doch auch ihnen gehören könnte, jetzt wo der Mann es nicht mehr braucht. Dummerweise hat Eike Siering (Mirco Kreibich) aber ebenfalls großes Interesse an der Beute, der ehemalige Geschäftspartner des Verstorbenen. Während Hannah Wagner (Jana Klinge) und Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) noch herauszufinden versuchen, was da genau geschehen ist, hat Jule Christiansen (Marleen Lohse) mit ihrer Gemeinschaftstierpraxis ganz andere Probleme …
Zweiter Teil einer neuen Trilogie
Fans von Nord bei Nordwest bekommen diesen Monat wieder die volle Packung. Nachdem sich die ARD-Krimireihe letzte Woche mit Auf der Flucht zurückmeldete, gibt es sieben Tage später mit Canasta bereits Nachschub. Noch einmal eine Woche drauf komplettiert Natalja das Trio, bevor es dann wieder eine längere Pause gibt. Wie sinnvoll es ist, diese Reihe immer an aufeinanderfolgenden Wochen zu zeigen, anstatt sie mehr übers Jahr zu verteilen, wie es beispielsweise beim Tatort der Fall ist, darüber kann man sich streiten. Da gibt es durchaus die Gefahr einer Übersättigung. Andererseits sind die ersten beiden Filme der neuen Trilogie unterschiedlich genug, dass eben doch für Abwechslung gesorgt ist. So unterschiedlich, dass man sich sogar fragen muss, ob das überhaupt noch eine gemeinsame Reihe ist.
Vom Prinzip her sind sich die zwei Filme dabei durchaus ähnlich. So verabschiedet sich Nord bei Nordwest: Canasta wie schon Auf der Flucht zuvor von dem klassischen Whodunnit-Konzept, bei dem das Publikum gemeinsam mit den Ermittelnden herausfinden muss, wer der Täter oder die Täterin ist. Das ist hier bekannt, zumindest für diejenigen vor den Fernsehern. Schließlich sind wir live dabei, sowohl bei dem anfänglichen Gerangel zwischen Vossler und Siering wie auch dem anschließenden Part, wenn das Canasta-Trio die Initiative ergreift. Die Polizei hinkt in beiden Fällen etwas hinterher, muss erst den Wissensstand erarbeiten, den die Zuschauer und Zuschauerinnen von vornherein haben. Das einzige Rätsel, das wirklich als solches durchgeht, betrifft den vierten Spieler der Runde, der zu Beginn der Geschichte tot gefunden wird. Der spielt aber eine erstaunlich geringe Rolle in dem Film.
Mehr Spannung und Humor
Zwei Punkte sind es aber, die beide Teile unterscheiden. So ist Nord bei Nordwest: Canasta der deutlich spannendere der zwei Filme. Zwar wartete Auf der Flucht mit einer Geiselnahme auf, was grundsätzlich schon dazu geeignet ist, die Nerven stärker in Anspruch zu nehmen. Nur war bei dem Film klar, dass den Geiseln nichts geschehen kann. Dadurch stand das Ergebnis bereits fest. Beim offiziell 19. Teil jedoch sind es die Verbrecher, die sich gegenseitig bedrohen, später kommt die Spielerrunde hinzu. Bei dieser Konstellation ist es tatsächlich lange offen, wer die Oberhand behält, da kaum jemand hier Skrupel zeigt und Episodenfiguren nach Belieben draufgehen dürfen. Da heißt es dann wirklich bis zum Schluss mitfiebern, wie das alles ausgehen wird.
Der andere Punkt, der das Mittelstück der Trilogie hervorhebt: Humor. War Schönemanns Regiedebüt Auf der Flucht praktisch völlig frei von jeglicher Komik, besinnt sich Nord bei Nordwest: Canasta wieder auf alte Tugenden. Schon die Auseinandersetzungen der beiden Gangster sorgen für gute Unterhaltung. Richtig spaßig wird es aber, wenn die Canasta-Gruppe hinzukommt. Nicht nur dass der Kontrast des biederen Trios mit um sich ballernden Verbrechern ein reizvoll ist und die Situation immer mehr eskaliert. Das Ensemble spielt an der Stelle auch groß auf und versucht erst gar nicht, die Situation ernstzunehmen. Dabei sticht besonders Marion Kracht (Meine Mutter raubt die Braut) hervor, die als heimtückische Diebin nicht nur das Geld, sondern auch reihenweise Szenen stiehlt.
OT: „Nord bei Nordwest: Canasta“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Felix Herzogenrath
Drehbuch: Niels Holle
Musik: Stefan Hansen
Kamera: Lars R. Liebold
Besetzung: Hinnerk Schönemann, Jana Klinge, Marleen Lohse, Marion Kracht, Katja Danowski, Stephan A. Tölle, Regine Hentschel, Mirco Kreibich, Matthias Bundschuh, Cem Ali Gültekin
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