Als die beiden Rugby-Spieler Mark (Alexander Lincoln) und Warren (Alexander King) in einem Club ein paar Drinks zusammen nehmen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Anfangs versuchen sie noch, diesem Drang zu widerstehen. Mehr als ein Kuss ist nicht drin. Doch das hält nicht lange an, kurze Zeit später landen sie bereits zusammen im Bett. Eigentlich ist die gemeinsame Nacht toll, beide würden sie gern noch mehr Zeit miteinander verbringen. Die Sache hat nur einen Haken: Beide sind sie bereits vergeben. Sollen sie die Angelegenheit vergessen? Werden sie sich weiterhin sehen? Während sie unschlüssig sind, wie sie sich verhalten sollen, drohen sie privat und beim Sport alles zu verlieren …
Abseits der Erwartungen
Wenn zwei Sportler eine Affäre miteinander beginnen, scheint alles Weitere bereits festzustehen: Da müssen zwei in einem homophoben Umfeld irgendwo ihren Platz finden, zwischen ihren Gefühlen und ihren sportlichen Karrieren entscheiden. Schließlich gibt es kaum ein Umfeld, das stärker mit einer Tabuisierung von Homosexualität einhergeht als der des Sports. Dass im Fußball darüber nicht gesprochen werden darf, ist bekannt. Auch der Film Mario hat dies bereits thematisiert. Bei Seitenspiel würde man das erst recht erwarten, die Härte des Rugby-Sports lässt auf ganz harte Kerle schließen. Etwas überraschend ist das hier aber alles kein Thema. Nicht nur dass die übrigen Mannschaftsmitglieder kein Problem mit Schwulen haben. Sie sind alles selbst schwul.
Letzten Endes ist es dann auch nicht die Sexualität als solche, die in dem Film zum Problem wird. Dummerweise sind die beiden Protagonisten nur schon mit anderen Männern zusammen. Das wiederum klingt dann stark nach einer Liebeskomödie. Dort ist es schließlich üblich, dass am Anfang die beiden Falschen zusammen sind und erst eine Reihe von Hindernissen aus dem Weg räumen müssen, bis die neue Beziehung dann endlich steht. Aber auch das passt bei Seitenspiel nicht wirklich. Zum einen ist der Film nicht lustig, soll es auch gar nicht sein. Klar, die eine oder andere peinliche Situation gibt es da schon. Aber nichts, was wirklich dazu geeignet wäre, um das Publikum so richtig zum Lachen zu bringen. Das ist alles schon ernst gemeint von Regisseur und Co-Autor Matt Carter.
Nah am Alltag
Gleichzeitig sucht er dankenswerterweise nicht das große Melodram. Vieles von dem, was in Seitenspiel geschieht, ist recht alltäglich. Überhaupt ist der Film – sieht man einmal von dem ungewöhnlichen Drumherum einer schwulen Rugby-Mannschaft ab – ein angenehm lebensnaher Film. Das betrifft gerade auch die Figuren, die ihre Macken und Schwächen haben dürfen, ohne dass dies gleich wieder zum alleinbestimmenden Merkmal wird. Die Menschen, denen wir begegnen, sind keine Traumprinzen, selbst wenn sie das Aussehen dafür mitunter mitbringen. Man nimmt ihnen und auch dem Ensemble, welches sie verkörpert, ab, dass es sich um wirkliche Menschen aus der Welt da draußen handelt. Dadurch überzeugt am Ende auch die Darstellung der Problematik, die nicht erzwungen oder aufgebauscht wirkt.
Tatsächlich problematisch ist jedoch die Länge. Mehr als 130 Minuten nimmt das Drama für sich in Anspruch, ohne dass es einen wirklich guten Grund aufzeigt, warum das alles so lange dauert. Mittendrin tritt die Geschichte schon auf der Stelle oder fängt an, zu viele Themen auf einmal irgendwie hineinzuquetschen. Da hätte mehr Fokus schon ganz gutgetan. Auch wenn es bei einem solchen Szenario natürlich ein Stück weit dazugehört, wenn es nicht vorangeht, da die beiden Hauptfiguren nicht wissen, was sie tun sollen: Das wird schon zu einem Geduldsspiel. Insgesamt ist Seitenspiel aber ein durchaus sehenswerter Film, gerade auch weil er eine echte Alternative zu den üblichen LGBT-Geschichten darstellt, wie sie wieder und wieder erzählt werden. Und er ist sympathisch. Man merkt ihm an, dass der Filmemacher hier ein Herzensprojekt verfolgt hat.
OT: „In from the side“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Matt Carter
Drehbuch: Adam Silver, Matt Carter
Musik: Maxime Ledibois
Kamera: Matt Carter
Besetzung: Alexander King, Alexander Lincoln, Chris Garner, Christopher Sherwood, Ivan Comisso, Kane Surry, Mary Lincoln, Pearse Egan, Peter McPherson
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