Sniper The White Raven
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Sniper – The White Raven

„Sniper – The White Raven“ // Deutschland-Start: 20. Januar 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Donbass, Ukraine, 2014: Als die Krim unter russische Besatzung fällt und Soldaten in die Region Donbass einmarschieren, sieht sich die ukrainische Zivilbevölkerung plötzlich direkt von Krieg bedroht. So auch der Physiklehrer Mykola (Pavlo Aldoshyn), der nahe der Grenze mit seiner Partnerin Nastya (Maryna Koshkina) im Einklang mit der Natur lebt. Als erste Besatzungstrupps seine Frau töten, schwört Mykola Rache und schließt sich dem Widerstand an. Seine Wut und Verzweiflung, kombiniert mit seinem Intellekt lassen ihn schnell zu einem fähigen Scharfschützen werden – mit dem Ziel, die Eindringlinge aus seiner Heimat zu vertreiben.

Grausame Realität

Sniper – The White Raven ist ein ukrainisches Kriegsdrama, welches bereits vergangenen August seinen Release in der Ukraine „feiern“ durfte. Damit kam es zu einer schmerzhaft passenden Zeit in ein Land, das sich mehr als all die Jahre zuvor dem Krieg verschreiben musste. Die grausame Realität, auf deren frühen Fußspuren man hier wandelt, sorgt für eine Extraportion Gänsehaut. Die inzwischen durch die internationalen Berichterstattungen wohlbekannte Flora und Fauna des weiten Landes wird in diesem Film atmosphärisch packend mit gekonnter Kameraarbeit und einem trist-tragischen Soundtrack als ein trostloses wie auch tröstendes Meer aus Feldern, Wäldern und Sträuchern eingefangen. Dem Filmemacher Marian Bushan gelingt so die schmale Gratwanderung zwischen Kriegsgebiet und Heimat, beschwört er mit seinem Setting doch auch bei Nicht-Ukrainern eine mulmige Zwiespältigkeit herauf.

Ernstes Spielfilmdebüt

Regisseur und Co-Drehbuchautor Bushan liefert hiermit sein internationales Spielfilmdebüt, welches seiner Arbeit am Fernsehfilm Lucescu Phenomenon von 2016 nachfolgt – eine harte Wendung nach diesem Film über einen bekannten Fußballtrainer. Sein neuester Film aber ist eine beachtliche Leistung aus einem einigermaßen kleinen Budget von schätzungsweise einer Million US-Dollar, die geschicktes, filmisches Handwerk mit Vorbildern aus der westlichen, vorrangig US-amerikanischen, Filmwelt kombiniert. So erinnert nicht nur das Colorgrading, wie auch die phasenweise heroische und nationalstolze Erzählung an den hochgelobten American Sniper von Clint Eastwood. Doch dieser Vergleich darf durchaus ein kleines Lob an sein Werk sein.

Kein „American Sniper“

Es ist eine simple Erzählung mit schwer im Magen liegendem Kontext, ist der strategische und sich stetig tiefer in die Nation fressende Konflikt inzwischen zu einem vollen Krieg ausgeartet, dessen wahrer Schrecken sich in der übrigen Welt erst so richtig offenbart, wenn man sich bei Recherchen über die Mainstream-Medien hinaus in die Untergründe der Plattform Reddit wagt, wo einem die Brutalität und Gewalt der Bilder verzweifelte Tränen in die Augen treibt. Man wird sich bewusst, dass hier eben kein American Sniper unter dem Vorwand einer angeblichen Rettung der irakischen Bevölkerung in einem fremden Land umherschießt, sondern es sich bei diesem Film um das Porträt eines tatsächlichen, wenn auch verzweifelten Versuches der Vaterlandrettung handelt.

Darf man werten?

Nichtsdestotrotz ist es ein gewagtes Werk, welches Gefahr läuft, durch seine Realitätsnähe und das Timing seines Releases eine fast zu nahe Verknüpfung mit den tatsächlichen Geschehnissen zu riskieren. Während diese Widerstandkämpfer in der Tat existier(t)en, so stellt sich die Frage, welche Intention Regisseur Marian Bushan mit seinem Film verfolgte. Anders als eine atemberaubende Dokumentation des Konflikts, erzählt er hier eher in Form der Fiktion von etwas, das zu sehr schmerzen könnte, um als einfaches Actiondrama seinem Kontext gerecht werden zu können. Doch darf man das als Außenstehender überhaupt bewerten? Feststeht, dass der Film mit seinem tragischen Soundtrack und der ebenso traurigen Geschichte aus einem ukrainischen Leben erzählt, das bewegt und dem man wünscht, es hätte sein Glück der ersten Viertelstunde behalten dürfen.

Credits

OT: „Sniper – The White Raven“
Land: Ukraine
Jahr: 2022
Regie: Marian Bushan
Drehbuch: Marian Bushan, Mykola Voronin
Musik: Nadiia Odesuk
Kamera: Kostyantyn Ponomaryov
Besetzung: Pavlo Aldoshyn, Maryna Koshkina, Oleg Drach, Andrey Mostrenko, Oleg Shulda, Roman Semysal

Bilder

Trailer

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Sniper – The White Raven
fazit
Ein durchaus gelungener Film, der vor allem durch tolle Kameraführung, hervorragende Synchronisationsarbeit und einem hochqualitativen Look zu überzeugen weiß. Dennoch hält das zu simple und teils stockende Storytelling den Film zurück – und noch mehr die fragwürdige Intention hinter dem Werk, dessen realer Hintergrund Zuschauenden kaum erlaubt, hier ein Kriegsdrama „genießen“ zu dürfen.
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