Tatort: Die Kälte der Erde TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© SR/Iris Maria Maurer

Tatort: Die Kälte der Erde

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„Tatort: Die Kälte der Erde“ // Deutschland-Start: 29. Januar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Die meiste Zeit ist Saarbrücken ein recht friedlicher Ort. Außer es ist Fußball. Vor allem wenn ein Derby mit dem Team aus Kaiserslautern ansteht, herrschen Kriegszustände, bei denen die Polizei nur mit Mühe und Not die Hooligans unter Kontrolle hat. Als einer von ihnen tödlich verletzt wird und im Krankenhaus verstirbt, beginnt dennoch das Rätselraten. Wurde Andreas Schneider (Nils Bannert) bei einem solchen Kampf derart stark verletzt? Und wenn ja, wer war letztendlich der Täter? Als Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Adam Schürk (Daniel Sträßer), Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) in die Welt der Fußball-Prügler hineintauchen, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens. Dabei hat Schürk noch ganz andere Probleme, wird er doch zu Hause überfallen, weil jemand vermutet, er habe die Beute seines Vaters versteckt …

Es herrscht (Fußball-)Krieg!

Dass sich das Thema Fußball für Krimis anbietet, liegt eigentlich auf der Hand. Gerade im Hinblick auf Korruption sollten sie ein Selbstläufer sein, zumal der Dauerbrenner bekanntlich gern immer mal wieder gesellschaftliche Schieflagen aufnimmt. Doch während letztes Jahr zur Weltmeisterschaft die Thrillerserie Das Netz – Spiel am Abgrund diese Steilvorlage gern aufnahm, schweigt man beim Tatort recht beharrlich. Nur alle Jubeljahre gibt es mal einen Film in diesem Umfeld, so etwa bei Abseits, bei dem ein Stadion zum Schauplatz eines Mordes wurde. Mit Die Kälte der Erde kommt nun ein weiterer dieser seltenen Fälle. Wobei sich die Geschichte relativ wenig mit Fußball als solchem beschäftigt. Stattdessen stehen eine Reihe kaputter Figuren im Mittelpunkt, die der Sport auf die eine oder andere Weise zusammengebracht hat.

Ein Fußballspiel ist hier dann auch nicht zu sehen. Dafür gibt es im 1224. Teil der ARD-Krimireihe eine ganze Reihe kämpferischer Situationen. Das kann eine Massenschlacht sein, wenn sich die Seiten zu einer gepflegten Prügelei treffen. Manchmal gibt es auch Einzelaktionen, die dann doch mehr unter Mordversuch fallen. So oder so ist Tatort: Die Kälte der Erde ein Film, der von Konfrontationen geprägt ist. Hier gibt es praktisch in jeder Szene eins auf die Fresse, mal verbal, mal körperlich. Damit führt der Film die Umgangsformen der drei vorangegangenen Saarland-Teile fort, die von Anfang an sehr rau ausgefallen sind. Da spielte es keine Rolle, in welcher Beziehung die Figuren stehen, auch unter Kollegen oder innerhalb der Familie wird geschrien und gezetert.

Mehr Kampf als Krimi

Das wird hier fortgesetzt, auch weil die Sache um Schürks verbrecherischen Vater wieder ausgepackt wird. Eigentlich dachte man, dass nach dessen Selbstmord im letzten Teil Das Herz der Schlange endlich mal Ruhe wäre. Aber Pustekuchen. Das ist ein bisschen anstrengend, so wie man bei anderen Auseinandersetzungen auch den Eindruck hat, dass sie eigentlich unnötig wären. Andererseits ist es auch eindrucksvoll. Gerade Bineta Hansen (Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit) hat als prügelnde Mami Alina Barthel einige starke Auftritte in Tatort: Die Kälte der Erde. Überhaupt ist der Film erstaunlich weiblich geworden. Die Teammitglieder Baumann und Heinrich, die bei den ersten drei Teilen nicht viel mehr als Raumdeko sein durften, gewinnen bei ihrem vierten Auftritt ein überfälliges Profil – was wenig überraschend auch durch Konflikte geschieht.

Während es in der Hinsicht ein paar sehenswerte Szenen gibt, rückt der eigentliche Kriminalfall immer wieder in den Hintergrund. Der Film, der auf dem Max Ophüls Preis Filmfestival 2023 debütierte, ist so sehr damit beschäftigt, alle sich an die Gurgel gehen zu lassen, dass das eigentlich auf Rätseln bedachte Publikum zu kurz kommt. Da auch die Auflösung nicht so wirklich überzeugt, ist Tatort: Die Kälte der Erde eher weniger für Zuschauer und Zuschauerinnen geeignet, die in Ruhe spekulieren möchten, was vorgefallen ist. Dafür wird hier viel zu sehr draufgehauen, bis zum nihilistischen Ende, nach dem man am liebsten gar nicht mehr vor die Tür gehen möchte. Zu abschreckend ist, was der Film einem zuvor aufgezeigt hat.

Credits

OT: „Tatort: Die Kälte der Erde“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Kerstin Polte
Drehbuch: Melanie Waelde
Musik: Ephrem Lüchinger, Daniel Hobi
Kamera: Christiane Buchmann
Besetzung: Daniel Sträßer, Vladimir Burlakov, Brigitte Urhausen, Ines Marie Westernströer, Anna Böttcher, Tamer Tahan, Bineta Hansen, Lorris Andre Blazejewski, Finja Leonie Meyer, Ursula Berlinghof, Alexander Prince Osei, Till Butterbach

Bilder

Noch mehr Tatort

Wer noch weitere Tatort-Teile sehen möchte oder sich für die Geschichte der beliebten Krimireihe interessiert: In unserem Themenspecial erzählen wir euch mehr über den Dauerbrenner von den holprigen Anfängen bis heute, inklusive einer Liste zu sämtlichen bis heute ausgestrahlten Filmen! Dazu findet ihr unten noch eine Liste mit all unseren Tatort-Rezensionen.

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Tatort: Die Kälte der Erde
fazit
„Tatort: Die Kälte der Erde“ nimmt das Publikum mit in die Hooliganszene, wo ein Mann brutal angegriffen wurde und am Ende seinen Verletzungen erliegt. Der Film ist sehenswert als Ausdruck reiner Gewalt, zumal auch abseits des Sports alle in Kriegslaune sind. Als Krimi lohnt sich das jedoch weniger, da der Fall zu sehr zur Nebensache wird.
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