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Tatort: Du bleibst hier

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„Tatort: Du bleibst hier“ // Deutschland-Start: 15. Januar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) stehen im Dortmunder Westpark nicht nur vor einer großen Blutlache, sondern auch vor einem großen Rätsel: Wo kommt das Blut her? Eine Leiche ist nirgends zu finden, niemand kann sagen, was hier überhaupt geschehen ist. Gut möglich aber, dass dies mit dem Verschwinden des Immobilienhais Andreas Richter zusammenhängt, von dem ebenfalls jede Spur fehlt. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden auf Josef Faber (Wolfgang Rüter), den Vater ihres Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann). Letzterer ist zwar nach wie vor krankgeschrieben, da er den Tod seiner Kollegin nicht verarbeitet hat, will aber nicht tatenlos zusehen, wie sein Vater verdächtigt wird. Dabei hatte er selbst seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm, da er ihn für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht …

Das Leben nach dem Trauma

Ob Liebe mich! die beste Folge vom Tatort im Jahr 2022 war, darüber kann man sich streiten. Sie war aber sicherlich die emotionalste Folge. So starb Martina Bönisch, die von Anfang an fester Bestandteil des Dortmunder Teams war, am Ende im Einsatz. Der Schock war umso größer, da im Gegenteil zu anderen Schauspielern und Schauspielerinnen, die im vergangenen Jahr Krimireihen verlassen haben, vorher nicht bekannt wurde, dass Anna Schudt aufhören würde. Tatsächlich war es der ARD gelungen, dieses Geheimnis bis zum Schluss zu bewahren, auch die Presse hielt diesmal dicht. Doch nach dem Schock kamen die Fragen. Wie soll es in Zukunft weitergehen? Bis die Antwort da war, dauerte es ziemlich. Mehr als zehn Monate sind vergangen, ehe es mit Du bleibst hier einen weiteren Film aus Dortmund gibt.

Wobei man nicht unbedingt behaupten würde, dass hier etwas „weitergeht“. Tatsächlich ist die Folge eine, in der die Vergangenheit so übermächtig ist, dass eine Zukunft undenkbar ist. Es reicht ja nicht einmal wirklich für eine Gegenwart. Am stärksten verdeutlicht dies Faber, der nur noch in seiner Trauer um Bönisch vor sich hin vegetiert. Da reicht schon ein Blick auf Jörg Hartmann, der sich offensichtlich seit der vorherigen Folge nicht mehr rasiert hat und am Drehbuch mitgearbeitet hat. Immer wieder irrt er einsam umher, ein einsamer und verwundeter Wolf, muss sich mit dem Tod, aber auch einer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Das müssen die anderen zwei im Team auch. Deren Nebenhandlungen nehmen zwar einen deutlich geringeren Raum ein, tragen aber zu der sehr düsteren und melancholischen Stimmung von Tatort: Du bleibst hier ein. Bezeichnenderweise endet selbst die eine Szene, in der Figuren mal ausgelassen sind, in einer Todesangst. Glück? Gibt es nicht.

Mehr Drama als Krimi

Das mag mal wieder alles ein bisschen geballt sein. Aber es ist doch sehr effektiv. Immer wieder gelingen Regisseur Richard Huber (Stiller Tod) starke Szenen. Eine der berührendsten zeigt Faber, wie er sich Joni Mitchells Klassiker Both Sides Now anhört und das nicht nur in einem Gefühlschaos endet. Auch die häufigen Konflikte innerhalb des Dortmunder Teams, wie man sie früher immer gesehen hat, kommen wieder vor, werden dieses Mal aber besser genutzt. Wenn sich die Figuren in Tatort: Du bleibst hier verbal die Köpfe einschlagen, dann wird die raue Emotionalität spürbar, welche sich aus der nicht verarbeiteten Vergangenheit ergibt. Die klaffenden Wunden wurden in den letzten Monaten nur notdürftig verarztet und drohen immer wieder aufzureißen. Gleiches gilt für die Vorgeschichte von Faber, der hier sein Verhältnis zu dem Vater aufarbeiten muss.

Während das als Drama sehenswert ist, auch wegen der starken schauspielerischen Leistungen, ist ein Publikum, das gern rätseln möchte, eher unterfordert. Der 1222. Teil der Krimireihe ist formal zwar schon ein Whodunit, bei dem der Mörder oder die Mörderin gefunden werden muss – trotz fehlender Leiche. Allerdings gibt es so wenige Figuren in dem Film, die überhaupt in Frage kommen würden, dass es keiner besonders ausgeprägter hellseherischer Kräfte bedarf, um auf die Lösung zu kommen. Überhaupt hat man hier den Eindruck, dass der Kriminalfall nur aus einer vertraglichen Verpflichtung wegen drin ist, nicht weil man an diesem interessiert gewesen wäre. Wer also einen spannenden Genrevertreter sehen möchte, der darf dieses Mal pausieren. Als Einblick in eine Welt, in der irgendwie alles und jeder kaputt zu sein scheint, ist Tatort: Du bleibst hier aber empfehlenswert.

Credits

OT: „Tatort: Du bleibst hier“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Richard Huber
Drehbuch: Jürgen Werner, Jörg Hartmann
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Knut Hake
Besetzung: Jörg Hartmann, Stefanie Reinsperger, Rick Okon, Sybille Schedwill, Andreas Schröders, Wolfgang Rüter, Valery Tscheplanowa, Tanja Haller

Bilder

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Tatort: Du bleibst hier
fazit
„Tatort: Du bleibst hier“ ist noch stark gezeichnet von dem Tod von Martina Bönisch in der letzten Folge. Zwar gibt es auch hier einen Fall, wenn im Park eine große Blutlache Rätsel aufgibt. Der Film interessiert sich aber nur bedingt dafür, sondern legt den Fokus auf die kaputten Figuren. Als Drama ist das sehenswert, als Krimi eher unbefriedigend.
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