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Tatort: Schutzmaßnahmen

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„Tatort: Schutzmaßnahmen“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Bei Freddy Schenk (Dietmar Bär) ist der Schock groß, als er erfährt, dass es im Restaurant seiner Tochter Sonja (Natalie Spinell) gebrannt hat. Mehr noch, wird dort die völlig verkohlte Leiche eines Mannes gefunden. Doch wer ist der Tote? Was wollte er dort? Und wie kam es zu dem Feuer? Während Schenk und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) die Ermittlungen aufnehmen und dabei bald feststellen, dass an der Geschichte etwas nicht stimmt, gilt es noch einen Platz für Sonja, deren Tochter Frida (Maira Helene Kellers) sowie Lebensgefährte Karim Farooq (Timur Isik) zu finden. Schließlich wohnen sie derzeit noch direkt über der Gaststätte, was nicht sicher genug ist, solange niemand weiß, was gespielt wird …

Klassische Mördersuche

Dass es jedes Jahr mehrere Dutzend neue Teile vom Tatort gibt, ist natürlich nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass man beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen erzählerischen Mut entwickelt. Immerhin: Die Filme sind durch die ständig wechselnden Teams deutlich abwechslungsreicher als die meisten übrigen Krimireihen, die hierzulande produziert werden. Da kann es von Woche zu größeren Wechseln kommen, inhaltlich, qualitativ und im Hinblick auf die Tonalität. So auch dieses Mal. Während die Weihnachtsaugabe Mord unter Misteln mit seinem altmodischen Krimi-Dinner-Meta-Augenzwinkern die Grenzen des Genres schon sehr großzügig definierte und letztendlich völlig ohne Verbrechen auskam, wird es bei Schutzmaßnahmen wieder deutlich klassischer. Zwar war das letzte Woche prinzipiell auch ein Whodunnit. Wenn aber eine Leiche nicht wirklich tot ist, ist das für viele wenig befriedigend.

Da ist das hier doch ganz anders. Nicht nur dass der 1220. Fall des ARD-Dauerbrenners mit einer „echten“ Leiche beginnt. Es gibt auch fortwährend die Gefahr, dass da noch die eine oder andere Person dem Täter zum Opfer fällt. Oder vielleicht auch den Tätern, denn eine der diversen Spuren führt ins Milieu des organisierten Verbrechens. Welche dieser Spuren die richtige ist, wird traditionell erst am Ende verraten. Vorher heißt es in Tatort: Schutzmaßnahmen, anderthalb Stunden durch die Gegend zu laufen, Leute zu verhören und nach Spuren zu suchen. Und natürlich Motive abzuklopfen, da der Film unterwegs verschiedenste Gründe anspricht, warum der Mann tot sein könnte. Da kommen dann auch schon mal Homophobie und Rassismus auf den Tisch.

Muss man nicht sehen

Es handelt sich bei Tatort: Schutzmaßnahmen jedoch nicht um einen dieser Teile, bei denen das Publikum sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen muss – was regelmäßig zu erbosten Reaktionen all jener führt, die sich selbst dadurch anvisiert fühlen. Angesprochen werden diese gesellschaftlichen Themen zwar. Sie bleiben aber nur Beiwerk, so richtig tief wollte man sich damit dann doch nicht beschäftigen. Stattdessen baute Drehbuchautor Paul Salisbury (Atlas) eine Reihe von Momenten ein, die sich um familiäre Konflikte drehen. Vor allem zwischen Schenk und seiner Tochter, die sich aus der Dominanz ihres Vaters zu lösen versucht, darf es ordentlich kriseln. Der Fall um den Brand fördert da einiges zu Tage, was besser unter normaleren Umständen hätte angesprochen werden sollen.

Grundsätzlich funktioniert so etwas natürlich schon. Richtig interessant ist das Ergebnis aber nicht. Einiges ist hier dann doch etwas willkürlich zusammengestopft worden, so als habe man alles aufgelistet, was einem zuvor so über den Weg gelaufen ist. Glaubwürdig ist das nicht, an manchen Stellen, wenn man sich ein bisschen zu sehr an US-amerikanischen Gangster-Milieu-Geschichten orientieren wollte, darf man sogar etwas mit den Augen rollen. Aber so ist das nun einmal bei diesem seriellen Gemischtwarenladen, wo es jede Woche eine weitere Wundertüte gibt. Der Griff hinein fördert nicht zwangsläufig Großes zutage. Schlecht ist Tatort: Schutzmaßnahmen nicht: Wer zum Auftakt des Jahres etwas braucht, um es sich vor dem Fernseher gemütlich zu machen, macht hiermit nicht elementar etwas falsch. Man kann es aber auch ebenso bleiben lassen und sich anderweitig beschäftigen, ohne wirklich viel verpasst zu haben.



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Tatort: Schutzmaßnahmen
fazit
„Tatort: Schutzmaßnahmen“ beginnt mit einem rätselhaften Brand in einem Restaurant, bevor es zu einer Reise durch die Kölner Unterwelt kommt. Grundsätzlich funktioniert das schon alles. Gesehen haben muss man das aber nicht, da vieles zu willkürlich zusammengeworfen wurde, zwischen Familiendrama, Milieuporträt und gesellschaftlichem Anspruch.
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