Es hätte der schönste Tag im Leben von Adam (Pico Alexander) und Sarah (Maria Bakalova) sein sollen. Doch es kommt anders. Zwar fällt die Hochzeit der beiden an sich nicht ins Wasser. Dafür aber der sündhaft teure Ehering, den Adam seinem besten Freund Bav (Asim Chaudhry) anvertraut hatte. Da auch sonst einiges nicht ganz nach Plan geht, ist die Hoffnung groß, dass die Hochzeitsreise nach Venedig den Ärger vergessen lässt. Aber auch da funkt Bav dazwischen, der sich zum großen Ärger von Sarah angeschlossen hat und nun ständig für Chaos sorgt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, taucht auch noch der Gangster Giorgio (Lucas Bravo) auf und verfolgt ein eigenes amouröses Ziel …
Eine Hochzeitsreise zum Abgewöhnen
Offensichtlich hält Dean Craig nicht viel von Hochzeiten oder denkt, dass es sich um ein dankbares Thema handelt für komödiantische Absichten. So nutzte er in bei Love Wedding Repeat das Szenario einer Hochzeit, um chaotische was-wäre-wenn-Überlegungen anzustellen. Nun folgt mit The Honeymoon, das bei uns exklusiv auf Amazon Prime Video erschienen ist und mit einer missglückten Hochzeit beginnt. Wobei diese nur ein paar Minuten in Anspruch nimmt, bevor wir uns – dem Titel entsprechend – auf Hochzeitsreise begeben. Bei der stimmt dann ebenfalls praktisch nichts. Nicht für die Figuren seines Films, denen lauter unangenehme Situationen bevorstehen. Nicht für das Publikum, das sich diesen Murks anschauen muss.
Im Zentrum steht dabei aber gar nicht so sehr die Ehe des frisch vermählten Paares. Nicht einmal das Paar selbst. Tatsächlich erfahren wir über die beiden so gut wie nichts und bekommen auch kaum einen Einblick in die Dynamik ihrer Beziehung. Denn da ist ja noch der Alptraum Bav, der bei allem seine Finger im Spiel hat. Ob die Gefühle innerhalb dieser Freundschaft stärker sind, darüber kann man sich zwar streiten. Bei The Honeymoon wird dieses Zweierverhältnis jedoch zum dominanten Teil innerhalb des Films. Es gibt kaum eine Szene, in der sich nicht der vermeintlich beste Freund in den Vordergrund drängt, in völliger Missachtung von Grenzen oder dem Recht auf Intimität. In völliger Missachtung auch von jeglicher Form guten Geschmacks.
Geht das auch in witzig?
Das gilt dann auch für die „Witze“ von Craig. Wenn Durchfall und eine damit einhergehende Geruchsbelästigung kein Ende nehmen wollen, ist das nicht nur für die Anwesenden eine unangenehme Erfahrung. Es fehlt auch ein plausibler Grund, warum man sich das als unbeteiligter Zuschauer bzw. Zuschauerin antun wollte. Das gilt für die meisten anderen Szenen, die eine Halbzeit zu einer absoluten Qual werden und ein sehr eingeschränktes Verständnis für Komik demonstrieren. Später wird es ein klein wenig besser durch das Auftauchen von Giorgio. The Honeymoon wird auch dann keine gute Komödie, sondern allenfalls eine erträgliche.
Das hängt aber weniger mit dem Drehbuch zusammen, das nach wie vor ein Totalausfall ist. Vielmehr bringt Lucas Bravo (Ticket ins Paradies) ein Charisma mit, das der humoristischen Misere guttut. Ein weiterer Pluspunkt sind die Bilder. Nach Venedig zu fahren mag kein sonderlich origineller Einfall sein als Destination von Flitterwochen. Aber die schönen Bilder lassen einen zumindest phasenweise vergessen, wie schlecht der Film ist. Wenn Craig schon nichts zu erzählen hat, so hat er wenigstens etwas zu zeigen. Versucht hat er Ersteres schon, gerade auch im Hinblick auf Bav, der im weiteren Verlauf als eine traurige Gestalt Mitgefühl beim Publikum erzeugen soll. Einen einsamen Versager aus ihm zu machen, ist da aber vielleicht nicht der produktivste Weg. Wenn The Honeymoon wenigstens irgendwie zum Valentinstag veröffentlicht worden wäre, wo die Ansprüche an Liebeskomödien von vornherein geringer werden. So aber darf man das hier getrost ignorieren.
OT: „The Honeymoon“
Land: UK, Italien
Jahr: 2022
Regie: Dean Craig
Drehbuch: Dean Craig
Kamera: Mike Stern Sterzynski
Besetzung: Maria Bakalova, Asim Chaudhry, Pico Alexander, Lucas Bravo, Marco Valerio Montesano, Michele Enrico Montesano
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)