Im Oktober 1962 erreichen das Weiße Haus beunruhigende Laufaufnahmen, die darauf hindeuten, dass eine ganze Reihe von Mittelstreckenraketen auf Kuba aufgestellt werden, welche eine ernstzunehmende Gefahr für das Land darstellen. Die Administration unter Präsident John F. Kennedy (Bruce Greenwood) berät deswegen, wie man auf die Provokation seitens der Sowjetunion reagieren sollte. Noch bevor andere Minister und Angehörige des US-Militärs miteinbezogen werden, diskutiert der Präsident mit seinem engsten Berater Kenneth O’Donnell (Kevin Costner) sowie seinem Bruder und amtierenden Justizminister Robert F. Kennedy (Steven Culp) mögliche Szenarien und deren Verlauf, wobei man zwischen einem Militärschlag und einer folgenden Invasion Kubas auf der Seite und einem letzten Ultimatum auf der anderen Seite spricht. Nach Stunden und Tagen der Verhandlungen kommt es noch zu einer dritten Option, die Kennedy favorisiert, nämlich einer Blockade Kubas, bei der die Navy jegliche Frachter zu der Insel abfängt und untersucht, wenn nötig sogar mit Einsatz von Waffen. Es ist ein heikles Unterfangen, und könnte letztlich innen- wie außenpolitisch großen Schaden nach sich ziehen, doch es bliebt bei diesem Vorhaben.
Als der Kalte Krieg auf einmal heiß wurde
Die Tage der Kubakrise sind innerhalb der Geschichtsbücher der USA eine jener Phasen, bei welcher der Kalte Krieg in einen offenen Konflikt und damit einem Nuklearkrieg hätte münden können. Basierend auf dem Sachbuch The Kennedy Tapes: Inside the White House During the Cuban Missle Crisis von Ernest R. May und Philip D. Zelikow sowie neuem Archivmaterial über die Ereignisse, drehte Regisseur Roger Donaldson (Bank Job, Dante’s Peak) mit Thirteen Days einen Spielfilm, der sich besonders auf die politische Sichtweise konzentriert. Dramaturgisch wie schauspielerisch ist das eine sehr spannende Innensicht über Menschen an der Macht, die eine gemeinsame Sprache finden müssen, um einen Krieg zu verhindern.
Auch wenn es naturgemäß sehr viele Akteure auf der politische Ebene gab, die der Spielfilm in Momentaufnahmen zeigt, konzentriert sich David Selfs Drehbuch in erster Linie auf die Gebrüder Kennedy sowie Kenneth O’Donnell, gespielt von Kevin Costner, dem wiederholt eine zentrale Rolle beim Abwägen der Handlungsoptionen zukommt. Immer wieder wird hierbei die Diskrepanz eine Rolle spielen zwischen den privilegierten Kennedys und dem aus einfachen Verhältnissen stammenden O’Donnell, der als Vater von fünf Kindern zudem noch eine andere Sichtweise zukommt, die abseits des Machtgefüges im Weißen Haus steht. Inwiefern dies historisch korrekt ist, wurde bereits kurz nach Erscheinen des Filmes bestritten, doch in puncto Dramaturgie hat dies bei einer Laufzeit von über zwei Stunden einen gewissen Reiz. Das Machtvakuum wird erzählerisch durch die Sicht auf die Familie durchbrochen, sodass eine Perspektive außerhalb der Zahlen, Hochrechnungen und Vorhersagen der Experten sichtbar wird. Die sporadische Beigabe von Archivaufnahmen aus der Zeit, welche beispielsweise Drills an Schulen zeigen oder Menschenschlangen vor Kirchen, betont diese Herangehensweise, welche neben der politischen Ebene eine wichtige Rolle spielt.
Kontrolle, Handeln und Momente der Ohnmacht
Jedoch sollte man trotz der erwähnten Perspektive Thirteen Days nicht als Melodram verstehen, auch wenn Donaldsons Film durchaus solche Momente aufweist. Vielmehr geht es um das teils minutiöse Ringen um ein Handeln, dessen Konsequenzen man bestenfalls erahnen kann und man sich mehr und mehr außerhalb einer Sphäre der Kontrolle und in Richtung eines Aktionismus begibt, einem fatalen Aktion-Reaktion-Schema. Die vermeintlich Mächtigen werden gezeigt in ihren Momenten der Ohnmacht, beispielsweise wenn der von Dylan Baker gespielte Verteidigungsminister Robert McNamara einen General anfaucht, warum auf einen sowjetischen Frachter geschossen wurde, auch wenn es sich nicht um scharfe Munition handelte, die dabei benutzt worden war. Der Zuschauer merkt am Beispiel dieser fast zwei Wochen, die Thirteen Days in 145 Minuten Revue passieren lässt, wie schnell ein solch katastrophaler Domino-Effekt hätte stattfinden können, was zugleich einen Blick eröffnet auf politisches Handeln in einer Krise generell.
OT: „Thirteen Days“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Roger Donaldson
Drehbuch: David Self
Musik: Trevor Jones
Kamera: Andrzej Bartkowiak
Besetzung: Kevin Costner, Bruce Greenwood, Steven Culp, Dylan Baker
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