Eigentlich hatte sich Max (Booboo Stewart) darauf gefreut, mit Avery (Scarlett Sperduto) ins Kino zu gehen, die er zuvor durch eine Dating-App kennengelernt hat. Aber das erste richtige Treffen steht unter keinem guten Stern. Ausgerechnet an dem Tag, als sie sich einen Horrorfilm ansehen wollen, kommt es in ihrem Kino zu einer Bombendrohung, weshalb alles abgesagt wird. Um wenigstens ein bisschen anderweitig gemeinsam Gruselstimmung genießen zu können, beschließen sie, sich ein heruntergekommenes Haus ansehen zu wollen, in dem es angeblich spuken soll. Es heißt, ein übernatürliches Wesen namens Rotcreep würde dort umgehen und allen Tod und Verderben bringen, die mit ihm in Kontakt kommen …
Horror ohne Geld
Eines vorweg: Wer ein Problem mit Low-Budget-Produktionen hat, braucht es mit Those Who Walk Away nicht zu versuchen. Hier wird erst gar nicht so getan, als hätte man größere Mengen von Geld zur Verfügung. An manchen Stellen hat man vielmehr den Eindruck, dass Regisseur und Co-Autor Robert Rippberger sehr demonstrativ mit den Drehbedingungen umgeht. Das Motto: Wir wissen, dass das alles billig aussieht, und sind stolz darauf! Tatsächlich sticht der Film selbst innerhalb des Horrorgenres hervor, welches nicht unbedingt für große Budgets bekannt ist. Aber das muss nicht verkehrt sein. Manchmal können solche Einschränkungen sogar ganz inspirierend sein, um sich etwas Neues auszudenken oder alternative Inszenierungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Eine solche gibt es gleich zu Beginn von Those Who Walk Away. So sehen wir, wie Max mit einem guten Freund telefoniert und ihm von seinem kommenden Date erzählt. Die Situation an sich ist nicht ungewöhnlich. Die Umsetzung dafür mehr. Anstatt mehrfach zwischen den zwei Gesprächspartnern hin und her zu wechseln, sehen wir sie in einer Art Splitscreen. Nur dass dieser Splitscreen darin besteht, dass die zwei auf unterschiedlichen Seiten einer Mauer stehen und sich so unterhalten. Danach laufen sie eine Weile nebeneinander her, während so getan wird, als seien sie an verschiedenen Orten. Das ist ein so kurioser Anblick, dass nicht wenige schon an der Stelle aussteigen werden oder sich zumindest fragen, was dieser Quatsch soll.
Schnittlos in die Konfusion
Der Grund: Es handelt sich hier um einen dieser Filme, die mit nur einer Einstellung ohne sichtbare Schnitte arbeiten. Mit viel Geld lässt sich dabei Beeindruckendes erschaffen, siehe Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) oder 1917. Wer dieses Geld nicht hat und auch nicht die Stars, um damit eine Finanzierung zu sichern, der muss es eben anders machen. Das führt zu einer Reihe eigenwilliger Bilder und Szenen, gerade in der zweiten Hälfte, wenn die eigentliche Geschichte Fahrt aufnimmt. Da wird dann viel herumgewirbelt, die Kamera folgt dynamisch durch das Haus. Dabei verliert man schnell die Orientierung, was nicht nur an den Bildern liegt, sondern auch am Inhalt. Those Who Walk Away ist ein recht konfuser Film, bei dem vieles nie wirklich erklärt wird oder auch Sinn ergibt.
Dass die Reaktionen gespalten sind, überrascht nicht. Neben einigen wohlwollenderen Meinungen finden sich diverse Totalverrisse. Rippberger hat zwar durchaus einen Horrorfilm gedreht. Aber es ist einer, der weniger auf klassische Spannung setzt. Deadstream, ein weiterer Low-Budget-Film über jemanden, der ein angebliches Spukhaus erkundet, hat in der Hinsicht doch deutlich die Nase vorn – trotz einer humoristischen Ausrichtung. Bei Those Who Walk Away gibt es vielmehr Verwirrung als Schrecken. Aber auch das hat seinen Reiz. Wer keine Lust mehr hat auf die ganzen Genrebeiträge, die alle dasselbe erzählen und dasselbe zeigen, könnte einmal hiermit liebäugeln. Das Ergebnis mag nicht die Erwartungen erfüllen, die man an einen solchen Film mitbringt, ist aber eigen genug, um in der Flut an Neuveröffentlichungen eine Daseinsberechtigung zu haben.
OT: „Those Who Walk Away“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Robert Rippberger
Drehbuch: Robert Rippberger, Spencer Moleda
Musik: Dmitrii Miachin
Kamera: Diego Cordero
Besetzung: Booboo Stewart, Scarlett Sperduto, Grant Morningstar, Bryson JonSteele, Nils Stewart
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