Nachdem es den deutschen Dokumentarfilmer Jörg Adolph in seinem letzten Film Das geheime Leben der Bäume in tiefe Wälder zog, richtet er in seinem neuesten Werk Vogelperspektiven nun den Fokus auf die gefiederten Freunde des Menschen. Festgehalten wird dabei die Arbeit in Naturschutzverbänden, einzigartiges Vogelverhalten und die generelle Beziehung zwischen Mensch und Tier. Als Ornithologe oder Vogelliebhaber generell hat man bei den Dokumentarfilmen sicherlich keine allzu große Auswahl, wenn man BBC-Produktionen außen vor lässt. Umso mehr darf sich diese kleine Zielgruppe jetzt freuen, wenn ein Kinofilm über die Welt der gefiederten Tiere ansteht. Adolph, der 2020 das faszinierende Leben der Bäume porträtierte, scheint zudem ein geeigneter Regisseur zu sein, um die Natur toll einzufangen. Bereits nach den ersten Minuten merkt man jedoch: Über die Welt der Vögel gibt viel zu erzählen – zu viel! Da Vogelperspektiven multidimensional konzipiert ist, gibt es neben all den schönen und wissenswerten Sachen über zum Beispiel einzigartiges Vogelverhalten auch Einiges, was weniger relevant erscheint. Adolph entführt das Publikum wenn überhaupt nur die Hälfte der fast zwei Stunden in die Natur. Den Rest der Zeit wird die Kamera vermehrt auf den Menschen gerichtet. Besonders die Gespräche in politischen Konferenzräumen und Brainstorming-Sitzungen bei Vereinsmitgliedern bekommen dabei nicht gerade wenig Screentime. Auch wenn die Arbeit des Landesbunds für Vogelschutz e.V. (LBV) interessant erscheint, besonders dann, wenn es um ein Geier-Pärchen geht, so gibt es auch vereinzelte Momente, mit denen der gewöhnliche Kinogänger wohl wenig anfangen kann. Vogelperspektiven gleicht aufgrund dessen mehr einem Film, den man im Biologieunterricht, im Museum oder auf Naturschutzveranstaltungen vermuten würde. Auf der großen Leinwand hingegen könnte die Naturdokumentation einige Probleme haben, das Publikum bei der Stange zu halten. Die Frage, auf was Vogelperspektiven am Ende hinauswill, ist daher nicht einfach zu beantworten. Dadurch, dass vermehrt die Menschen in den Naturschutzverbunden porträtiert und die Vögel schon fast ein wenig in den Hintergrund gerückt werden, wäre ein Filmtitel „Menschenperspektiven über Vögel“ wohl angebrachter, marketingstrategisch aber natürlich völliger Unsinn. Durch die viele Rederei, die hier stattfindet, wird jedoch gezeigt, wo der Schuh drückt. Sitzung um Sitzung gehen Monate und Jahre ins Land und man merkt ganz deutlich: Maßnahmen beim Klima- und Tierschutz sowie die Überzeugung von Politikern dauern sehr lange. Die Schönheit, zum Beispiel eines Vogelschwarms, kann dadurch nur für einen kurzen Augenblick seine volle Wirkung entfalten. Durch Einsparungen in puncto Ästhetik und die generelle Schönheit der Vogelwelt, hat es Vogelperspektiven schwer, in der Gesamtheit zu überzeugen. OT: „Vogelperspektiven“ Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.Viele Perspektiven
Kino- oder Museumsmaterial?
Fehlender Fokus
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Jörg Adolph
Drehbuch: Jörg Adolph
Musik: Acid Pauli
Kamera: Daniel Schönauer
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