Sein bisheriges Leben hat James McKay (Gregory Peck) auf den Ozeanen der Welt verbracht, als Kapitän eines Schiffes aus der Reederei seiner vermögenden Familie. Durch die Verlobung mit Patricia Terrill (Caroll Baker) will er die See eintauschen gegen die weite Prärie, wo ihr Vater, der Viehbaron Major Henry Terrill (Charles Bickford) bereits auf seine Tochter und seinen zukünftigen Schwiegersohn wartet. Der Empfang ist jedoch alles andere als herzlich, denn die Cowboys halten nicht viel von den höflichen Umgangsformen oder der edlen Garderobe McKays. Zudem liegen die Terrills seit vielen Jahren im Clinch mit den Hannasseys, deren Oberhaupt Rufus Hannassey (Burl Ives) mit dem Major über das Recht streitet, die einzige Wasserstelle im Tal nutzen zu dürfen. Zudem ist Steve Leech (Charlton Heston), die rechte Hand des Majors, verbittert über die Wahl Patricias, hatte er sich doch insgeheim Hoffnung gemacht, eines Tages die Tochter seines Bosses heiraten zu können.
Derweil versucht McKay sich auf dem riesigen Anwesen zurechtzufinden und zu sehen, wie er sich nützlich machen kann. Bei einem Ausflug in das weite Land rund um das Anwesen trifft er auf die Lehrerin Julie Maragon (Jean Simmons), deren Familie einst selbst vermögende Landbesitzer waren und der neben dem mittlerweile verfallenen Haus ihrer Eltern noch ein wenig Land gehört, auf dem sich auch die vom Major und von Hannassey begehrte Wasserstelle befindet.
Länder, Grenzen und Besitz
Der Name des Filmemachers William Wyler ist synonym mit einigen der großen Epen der Filmgeschichte, beispielsweise Ben Hur, und zugleich großartiger Dramen über Geschlechterrollen und soziale Hierarchien wie Die Erbin oder Mrs. Miniver. Episch ist auch seine Verfilmung des Romans The Big Country von Autor Donald Hamilton, für die er, wie bei vielen seiner Projekte, auf ein namhaftes Ensemble zurückgreifen durfte. Das Westerndrama spielt zum einen auf die Verbindung von Land und Besitz an, die bei der Erschließung des Wilden Westens eine Rolle spielte, und zum anderen auf den Konflikt von Zivilisation und Brutalität, was sich in den Protagonisten zeigt.
Das „big country“ oder das weite Land ist konsequenterweise erzählerisch und ästhetisch das Motiv, zu dem Wylers Film immer zurückfindet. Zwar geizt der Film nicht mit den für das Genre typischen prächtigen Landschaftsaufnahmen, jedoch sind diese weit mehr als nur nett anzusehendes Beiwerk. Für den Major oder Hannassey steht die Weite sinnbildlich für ihren Besitz oder ihr Königreich, welches sie mit eiserner Faust regieren und entsprechend verteidigen. Es sind Ländereien, in denen man sich verlaufen kann, wie es an einer Stelle heißt und die über den Ruf eines Menschen entscheiden, der das Gesetz und damit die Entscheidung über Leben und Tod in die Hand nehmen darf. Das Drehbuch, die Inszenierung wie auch das Schauspiel verweisen wiederholt auf die verblasste Grenze zwischen Zivilisation und Gewalt, die immer dann zu zerbrechen droht, wenn die Hüter dieses Landes ihr Land und damit ihr Eigentum in Gefahr wähnen. Der Ansatz ist interessant und dramaturgisch reizvoll, doch erschöpft sich dieser Konflikt nach einer Weile, erst recht bei einer Laufzeit von über zwei Stunden.
Das Gesetz des Stärkeren
Spannender wird Weites Land hingegen, wenn ein Charakter dieses Gesetz des Landes ablehnt, wie es bei Gregory Pecks Figur der Fall ist. Schon lange vor seiner Rolle in Wer die Nachtigall stört ein Symbol für Integrität und Vernunft, ist sein James McKay in Weites Land einer, der aufgrund seiner Vergangenheit auf den Meeren der Welt derlei geografische Grenzen, wie sie die beiden Viehbarone ziehen, nicht kennt und das „weite Land“ folglich ebenso wie einen neuen Ozean ansieht und auskundschaftet. Körperlich wie auch vom Charakter her sticht er hervor in diesem Milieu, sieht nicht ein, dass er jemandem etwas beweisen muss und beansprucht daher ein anderes Männerbild für sich als es die beiden Landbesitzer oder eine Figur wie der von Charlton Heston gespielte Steve Leech tut. Ihre entscheidende Konfrontation, in der sie ihre Feindseligkeiten auf dem Besitz des Majors austragen, gehört zu den cleversten Aufnahmen in Wylers Film, in dem nun auf die Absurdität dieser Gewalt und der damit verbundenen Geltungssucht angespielt wird.
OT: „The Big Country“
Land: USA
Jahr: 1958
Regie: William Wyler
Drehbuch: James R. Webb, Sy Bartlett, Robert Wilder
Vorlage: Donald Hamilton
Musik: Jerome Moross
Kamera: Franz F. Planer
Besetzung: Gregory Peck, Jean Simmons, Charlton Heston, Carroll Baker, Burl Ives, Charles Bickford, Chuck Conners
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