You People Netflix
© Netflix/Parrish Lewis/Tyler Adams

You People

You People Netflix
„You People“ // Deutschland-Start: 27. Januar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Als der Finanzdienstleister Hobby-Podcaster Ezra (Jonah Hill) eines Tages zufällig die Kostümdesignerin Amira (Lauren London) kennenlernt, funkt es schnell zwischen den beiden, es dauert nicht lange, bis aus den zweien ein Paar wird. Nichts kann das junge Glück trüben, wären da nur nicht ihre Eltern. Sowohl Ezras jüdische Eltern Shelley (Julia Louis-Dreyfus) und Arnold (David Duchovny) wie auch das afroamerikanische Paar Fatima (Nia Long) und Akbar (Eddie Murphy) sorgen untereinander für Irritationen. Zwar versucht Ezra alles, um seinen künftigen Schwiegervater Akbar zu beeindrucken. Doch der schwarze Bürgerrechtler begegnet dem weißen Freund seiner Tochter mit Verachtung. Und auch Amira hat mit Shelley ihre liebe Mühe …

Ein Schwarzer und ein Jude

Auch wenn Kenya Barris an einer Reihe größerer Filme mitgearbeitet hat, beispielsweise als Co-Autor bei Hexen hexen und Der Prinz aus Zamunda 2, am ehesten bringt man ihn mit seinen Serien in Verbindung. So erfreute sich das von ihm erschaffene Black-ish einer so großen Beliebtheit, dass insgesamt acht Staffeln produziert wurden – von zwei Spin-off-Serien ganz zu schweigen. 2020 folgte #BlackAF, das er nicht nur kreiert, geschrieben und inszeniert. Er übernahm auch noch die Hauptrolle und spielte eine fiktionalisierte Version seiner selbst. Wer diese Serien kennt, weiß, dass er sich bei seinen Geschichten insbesondere der Belange der afroamerikanischen Bevölkerung annimmt und von deren Erfahrungen berichtet. Insofern ist es kein Wunder, dass er dies auch bei der Netflix-Komödie You People tut, seinem Spielfilm-Debüt als Regisseur.

Das Drehbuch hat er dabei gemeinsam mit Hauptdarsteller Jonah Hill geschrieben. Letzterem ist es dann wohl auch zu verdanken, dass es neben den zu erwartenden Themen rund um den Alltag Schwarzer auch jüdische in den Film geschafft haben. Manche werden schon bei dem Gedanken, dass gleich zwei Minderheiten ihr Leid klagen, mit den Augen rollen. Und doch ist die Idee als solche nicht schlecht, bringt das Potenzial mit, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Erfahrungswelten miteinander zu vergleichen. Das bringt auch schon die Frage mit sich: Lassen sich Rassismus und Antisemitismus überhaupt vergleichen? In einer Szene wird tatsächlich beides gegeneinander aufgewogen, wenn Sklaverei und Holocaust in Analogie gesetzt wird. An der Stelle zeigt sich, dass You People durchaus hätte interessant werden können.

Weder komisch noch tiefsinnig

Doch gerade als es spannend wird, verlässt Barris und Hill der Mut. Stattdessen flüchten sie sich in einen billigen Slapstick, um sich nicht weiter mit dem heiklen Vergleich beschäftigen zu müssen. Seltsamerweise spielt im weiteren Verlauf der jüdische Glaube fast überhaupt keine Rolle mehr. Stattdessen sehen wir zu, wie Ezra Akbar für sich zu gewinnen versucht. Doch Letzterer blockt alles ab und sucht nach Möglichkeit, den unliebsamen Weißen aus seinem Leben zu verdrängen. Shelley wiederum will ihrer Schwiegertochter entgegenkommen und tritt dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste. Anstrengend sind sie beide. Eigentlich sind aber alle anstrengend und dazu noch unsympathisch, weshalb man bei You People keinen überzeugenden Grund findet, warum man überhaupt jemandem aus der Runde die Daumen drücken sollte.

Die grauenvollen Figuren sind dabei aber noch das kleinere Problem. Schlimmer noch ist, dass der Film einfach keinen Spaß macht. Eigentlich sollte man meinen, dass bei einer solchen Konstellation und einem derart versierten Ensemble ein wirklicher Höhepunkt hätte entstehen können. Stattdessen gibt es hier lange Passagen, in denen man geradezu verzweifelt nach etwas sucht, das die Bezeichnung Gags verdienen würde. You People begnügt sich da wirklich mit billigen Witzen, die dafür wieder und wieder ausgepackt werden. Richtig übel wird es aber, wenn auf den letzten Metern noch die Feel-Good-Kurve genommen werden soll. Klar gehört ein bisschen Versöhnlichkeit bei einem Film, der auf Konfrontation setzt, oft dazu. Die meisten Filme versuchen aber wenigstens noch, dieses Ende irgendwie verdienen zu wollen. Barris und Hill legen einfach nur einen Schalter um. Tatsächlich ist der Sinneswandel so abrupt, dass man sich an der Stelle fragt, ob da versehentlich zehn Minuten rausgeschnitten wurden. So oder so kann das hier getrost ignorieren, da die Komödie weder zum Lachen geeignet ist, noch etwas Substantielles zum eigenen Thema beizutragen hat.

Credits

OT: „You People“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Kenya Barris
Drehbuch: Kenya Barris, Jonah Hill
Musik: Bekon
Kamera: Mark Doering-Powell
Besetzung: Jonah Hill, Lauren London, David Duchovny, Nia Long, Julia Louis-Dreyfus, Eddie Murphy

Bilder

Trailer

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You People
fazit
Das Szenario und das Ensemble von „You People“ waren vielversprechend. Umso ernüchternder ist das Ergebnis. Die Komödie um einen Juden und eine Schwarze, die sich mit ihrer Familie herumplagen, hat zu den Themen nichts Substantielles zu sagen. Sie ist nicht einmal unterhaltsam, wenn unerträgliche Figuren einfallslose Witze vortragen – und dann diese noch einmal wiederholen.
Leserwertung21 Bewertungen
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von 10