Die Freude ist groß bei Jack Banta (Xander Bailey), als der von ihm entwickelte Hochgeschwindigkeitszug seine Jungfernfahrt startet. Schließlich handelt es sich bei diesem um den ersten seiner Art in den USA. Die Freude hält aber nicht lange an, als sich ein Unbekannter meldet und verkündet, dass sich irgendwo im Zug eine Bombe befindet. Wenn nicht umgehend 100 Millionen US-Dollar in Kryptowährung an ihn überwiesen werden, soll das schöne neue Wunderwerk unschön in die Luft gehen. Und auch wenn die Geschwindigkeit des Zugs weniger als 200 Meilen pro Stunde betrifft, geht die Bombe hoch. Zum Glück ist aber auch Sprengstoffexperte Kessler Briggs (Rashod Freelove) an Bord und kann helfen. Doch dafür müssen sie erst einmal herausfinden, wo sich die Bombe befindet …
Schnelle Billigkopie
Rituale können etwas sehr Schönes sein. Aber es gibt Ausnahmen, siehe The Asylum: Wenn ein Film ins Kino kommt, der viel Geld einzuspielen verspricht, meldet sich das für Billigproduktionen bekannte Studio regelmäßig und produziert auf die Schnelle einen eigenen Titel, der dem Blockbuster ähnlich genug ist, damit ein nicht informiertes Publikum versehentlich zugreift. Auf diese Weise wurde zuletzt etwa aus Moonfall ein Moon Crash – Es bleiben nur 12 Stunden!, Dune mutierte zu Planet Dune. Die Möglichkeiten sind dabei unbegrenzt, im Gegenteil zum sehr überschaubaren Budget. Es geht darum billig und schnell Kasse zu machen. Und das gilt auch für Bullet Train Down, das nicht nur für die Figuren an Bord des Zugs eine schlimme Erfahrung ist, sondern auch für all die Unglücklichen, die sich diesen Schund ansehen müssen.
Die Vorlage ist dabei schnell gefunden: Die im Sommer 2022 gestartete Actionkomödie Bullet Train stand hier eindeutig Pate. Inhaltlich haben die beiden Filme jedoch nichts miteinander zu tun, sieht man einmal von dem titelgebenden Schnellzug ab, der jeweils Schauplatz ist. Wo sich bei der Hollywoodvariante eine Gruppe von Auftragsmördern gegenseitig bekämpfen, mal aus persönlichen, mal aus finanziellen Motiven, da wird bei Bullet Train Down ein bombenlegender Erpresser zum Quell alles Übels. Damit steht die Kopie in der Tradition von Werken wie Non-Stop. Vor allem aber Speed drängt sich geradezu als Vergleich auf, da in beiden Fällen eine Bombe hochzugehen droht, wenn das Fahrzeug unter eine bestimmte Geschwindigkeit fällt. Das sorgt doch mal für eine Bombenstimmung!
Langweilig bis ärgerlich
Bei einem Bus ist das mit der konstanten Geschwindigkeit natürlich eine schwierigere Aufgabe, da der Straßenverkehr unberechenbar ist. Dennoch funktioniert das mit dem Zug ebenfalls relativ gut, da es schlicht nicht genug Schienen für einen Hochgeschwindigkeitszug gibt, damit dieser unbegrenzt weiterfahren kann. Wenn Bullet Train Down als Film versagt, dann also nicht wegen des Settings. Da gibt es ganz andere Gründe. Ein Problem ist beispielsweise die Optik, die so grauenvoll ist, dass man sich unweigerlich fragt, welches Jahrhundert wir gerade haben. Die meisten Szenen spielen in einem sehr begrenzten Areal, mehr gab das Geld nicht her. Richtig schlimm wird es aber, wenn wir den Zug verlassen und dem Publikum CGI-Objekte zugemutet werden, die jeden Computer vor Scham erröten lassen. Klar, auch Bullet Train sah sehr künstlich aus zuweilen. Bei dem Film nahm man aber nichts ernst, weswegen die Entgleisungen weniger gravierend waren. Zumal es ohnehin eine Beleidigung wäre, die jeweiligen Bilder miteinander vergleichen zu wollen.
Inhaltlich sieht das ohnehin sehr trübe aus. Die meisten Figuren, die da sind, haben keine wirkliche Funktion. Offensichtlich soll das Vlogger-Paar für ein bisschen mehr Alltag sorgen und das Gefühl erzeugen, dass auch ganz normale Menschen betroffen sind. Dafür müsste man sich aber für diese interessieren können. Richtig übel wird es aber beim Gegenspieler, der auf den letzten Metern enthüllt wird und mit einer unsinnigen Geschichte angereist ist. An den Stellen würde man sich wünschen, dass der Film dem Blödsinn mit entsprechendem Humor begegnet. Aber wie so oft bei The Asylum ist das maximal unfreiwillig komisch. Spannend ist Bullet Train Down ohnehin nicht, da die große Gefahr, die mit dem Vorfall verbunden ist, an der Umsetzung scheitert. Die Folge ist, dass man sich hier entweder langweilt oder ärgert. Empfehlenswert ist das alles so oder so nicht.
OT: „Bullet Train Down“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Brian Nowak
Drehbuch: Alex Heerman
Musik: Mikel Shane Prather, PJ Ramirez
Kamera: Marcus Friedlander
Besetzung: Tom Sizemore, Rashod Freelove, Ryan Youngwoong Kim, Xander Bailey, Carolina Vargas, Lesley Grant, Dylan J. Harris, Caleb Lowell, Zack Gold, Victoria Simone
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