Das Gesetz nach Lidia Poet Netflix
© Netflix/Lucia Iurio

Das Gesetz nach Lidia Poët – Staffel 1

Das Gesetz nach Lidia Poet Netflix
„Das Gesetz nach Lidia Poët – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 15. Februar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Lidia Poët (Matilda De Angelis) hat einen Traum: Sie möchte als Rechtsanwältin arbeiten! An den nötigen Kenntnissen mangelt es ihr nicht, hat sie doch das Studium der Rechtswissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Die Sache hat jedoch einen Haken: Sie ist eine Frau. Und das bedeutet im Italien des späten 19. Jahrhunderts, dass ihr dieser Berufszweig verweigert wird, ein Gericht erklärt ihre Zulassung für unrechtmäßig. So leicht lässt sich Lidia aber nicht von ihrem Traum abbringen. Und so beginnt sie, in der Anwaltskanzlei ihres Bruders Erico (Pier Luigi Pasino) zu arbeiten, während sie gegen das Urteil vorgeht. Dabei kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen des Reporters Jacopo Barberi (Eduardo Scarpetta), der ihr bei ihrer Suche nach der Wahrheit hilft …

Feministische Krimis im historischen Setting

Inzwischen sind Frauen aus dem Krimigenre nicht mehr wegzudenken. In den meisten heutigen Produktionen wird darauf geachtet, dass in den Teams weibliche Figuren eine wichtige Rolle spielen, wenn sie diese nicht gleich ganz leiten. Das war früher noch anders, lange Zeit war die Jagd auf Verbrecher eine reine Männerdomäne. Ausnahmen wie Agatha Christies Kult-Schnüfflerin Miss Marple bestätigten die Regel. Umso interessanter ist der aktuelle Trend, Krimi-Geschichten im historischen Setting zu entwickeln, in denen es eine weibliche Hauptfigur gibt. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür dürfte das exklusiv auf Netflix verfügbare Enola Holmes sein, das vor ein paar Monaten einen zweiten Teil erhielt. Ebenfalls auf dem Streamingdienst ist seit Kurzem Das Gesetz nach Lidia Poët zu sehen, das in mehrfacher Hinsicht sehr ähnlich ist.

So geht es in beiden Titeln darum, wie eine junge Protagonistin im späten 19. Jahrhundert Kriminalfälle löst und dafür auf Wahrheitssuche geht. Beide haben dabei mit einer frauenfeindlichen Gesellschaft zu kämpfen, die ihnen diese Arbeit nicht zugesteht. Das führt jeweils dazu, dass sie auf ihre älteren Brüder angewiesen sind. Talent haben die beiden Titelheldinnen: Sie sind aufgeweckt, einfallsreich und von einem starken Gerechtigkeitsempfinden geprägt, wodurch es jeweils zu einer feministischen Ausrichtung kommt. Das brauchen sie nicht nur, um auf die Lösung zu kommen, sondern auch bei der Suche nach alternativen Wegen. In Das Gesetz nach Lidia Poët muss sich die Ermittlerin an den Traditionen und Erwartungen vorbeimogeln, in einer Mischung aus Cleverness, Beharrlichkeit und Kaltschnäuzigkeit. Hauptdarstellerin Matilda De Angelis (Der Schatz des Duce) bringt diese Eigenschaften auf den Bildschirm, wenngleich ein bisschen Leichtigkeit da manchmal ganz nett gewesen wäre. Da war die Kollegin doch etwas lebhafter.

Unterhaltsam und abwechslungsreich

Zwei Punkte sind es, welche die beiden Netflix-Titel voneinander unterscheidet. So ist Lidia keine klassische Ermittlerin, sondern Anwältin. Wenn sie Verbrecher jagt, dann nicht, weil die Verbrecher an sich ihr Ziel sind. Vielmehr will sie den jeweiligen Mandanten und Mandantinnen, die zu Unrecht verdächtigt werden, zu Gerechtigkeit verhelfen. Die unterschiedliche Motivation hat auf die Handlung jedoch relativ wenig Auswirkung. Das Gesetz nach Lidia Poët unterscheidet sich in der Hinsicht nicht wirklich von anderen Krimis. Aber das muss ja auch nicht sein, solange die Geschichten passen. Und das tun sie hier, das Drehbuchteam hat sich für die sechs Folgen einiges einfallen lassen. Da jede nur rund eine Dreiviertelstunde lang ist, sollte man natürlich keine zu komplexen Fälle erwarten. Aber es ist kurzweilig genug.

Das zweite größere Alleinstellungsmerkmal: Während Holmes eine fiktionale Figur ist, lebte Lidia Poët tatsächlich. Sie war die erste Italienerin, die das Studium der Rechtswissenschaft abschloss. Das brachte ihr aber nichts, da auf skandalöse Weise das Recht gebeugt wurde, um ihr die Arbeit zu verbieten – weil sie eine Frau war. Man sollte bei Das Gesetz nach Lidia Poët aber keine Biografie erwarten, die Serie selbst ist von Anfang bis Ende erfunden und legt mehr Wert auf den Unterhaltungsfaktor als auf nackte Tatsachen. Aber es ist doch ein stimmiges Setting, das sich mit der damaligen Gesellschaft befasst und dabei nicht zu einseitig wird bei der Darstellung der Geschlechter. So erhält Lidia männliche Unterstützung. An anderer Stelle sind es Frauen, die kräftig intrigieren und sich über das Wohl anderer hinwegsetzen.  Und dann sind da noch die Figuren, bei denen kaum zu sagen ist, ob sie nun gut oder böse sind und die für eine angenehme Ambivalenz sorgen.

Credits

OT: „La legge di Lidia Poët“
IT: „The Law According To Lidia Poet“
Land: Italien
Jahr: 2023
Regie: Letizia Lamartire, Matteo Rovere
Drehbuch: Guido Iuculano, Davide Orsini, Elisa Dondi, Daniela Gambaro, Paolo Piccirillo
Musik: Massimiliano Mechelli
Kamera: Francesco Scazzosi, Vladan Radovic
Besetzung: Matilda De Angelis, Eduardo Scarpetta, Pier Luigi Pasino, Sinéad Thornhill, Dario Aita, Sara Lazzaro

Bilder

Trailer

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Das Gesetz nach Lidia Poët – Staffel 1
fazit
Basierend auf einer realen Person erzählt „Das Gesetz nach Lidia Poët“ von einer Italienerin, die nicht als Anwältin arbeiten durfte und deswegen anderweitig für die Wahrheit kämpft. Das Ergebnis ist eine sehenswerte Krimiserie mit historischem Setting, die auch immer mal wieder ambivalenter wird und abwechslungsreiche Fälle bietet.
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