Als Igor Kozul (Zlatko Buric) am Flussufer die Leiche einer jungen Frau findet, rückt er selbst in den Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. Schließlich verhält sich der geistig verwirrte Mann verdächtig. Vladimir Kovac (Darko Milas) und Vesna Horak (Sandra Loncaric), die zusammen die Ermittlungen in dem Mordfall führen, versuchen, Licht ins Dunkle zu bringen. Aber auch der Investigativjournalist Stribor Kralj (Goran Bogdan) ist auf der Suche nach der Wahrheit und stolpert über ein wichtiges Beweismittel. Dabei kommt es schnell zu Konflikten zwischen der Polizei und der Presse, die sich gegenseitig beschuldigen, nicht zu kooperieren. Zeitgleich hat Olga Romanchenko (Kseniia Mishyna) ganz andere Sorgen, ist doch ihre 15-jährige Nichte Katja spurlos verschwunden …
Düsteres am Donnerstag
Donnerstagabend sind bei arte bekanntermaßen immer Serien angesagt. Nachdem der Sender zuletzt die hervorragende australische Produktion Die Newsreader zeigte, welche vom Alltag in einer Fernsehredaktion erzählt, geht es diese Woche in die Ukraine bzw. nach Kroatien. Dabei zeigt er, dass er trotz seines Rufes als elitärer Kultursender eine sehr gute Adresse ist für düstere Stoffe, bei denen das Publikum richtig mitzittern kann. Auch das ist bekannt, in den letzten Jahren wurden auf diesem Programmplatz zahlreiche sehenswerte Krimis und Thriller ausgestrahlt. Diesem erarbeiteten Ruf wird arte auch bei Das Mädchen aus Kyjiw gerecht, wenn wir hier sechs Folgen lang durch den tiefsten Morast waten, in der Hoffnung, irgendwo ein bisschen Licht abzubekommen.
Dabei erzählt die Serie zwei große Parallelhandlungen. Die eine betrifft die gefundene Leiche. Das Mädchen aus Kyjiw ist da mehr oder weniger ein klassischer Whodunnit-Krimi, wenn der Mörder gesucht wird. Dass es tatsächlich der Kriegsveteran Kovac sein könnte, werden wohl die wenigsten denken, selbst wenn dieser reichlich seltsam ist. Aber wer ist es sonst? Die Ermittlungen gestalten sich dabei ein wenig zäh, was auch an dem Konkurrenzkampf zwischen Polizei und Presse liegt. Anstatt gemeinsame Sache zu machen und ihre Ressourcen wirklich zusammenzutragen, ist das Verhältnis bald vergiftet. Zwischendurch werden die Konflikte so groß, dass man schon befürchten muss, es käme noch zu einem ganz anderen Mord. Da ist dann viel Dickköpfigkeit dabei und verletzte Eitelkeit. Das ist dann zwar nicht sonderlich effektiv, aber doch ganz unterhaltsam.
Nicht originell, aber gut erzählt
Der andere Strang betrifft Romanchenko, die eigentlich ein sehr behütetes und friedliches Leben als vermögende Ehefrau eines Politikers führt. Bis die Nichte verschwindet. Auch sie begibt sich auf die Suche, wobei sie durch ihre Position andere Ressourcen hat. Sie ist geradliniger und fokussierter, lässt sich nicht ablenken. Ihr Wille ist dabei ebenso stark wie der von den anderen, wie sich gerade im weiteren Verlauf zeigt. Ihre eher zierliche Gestalt macht sie mit umso mehr Selbstbewusstsein wieder wett. Als Feindin will man sie nicht unbedingt haben. Zunächst bleibt dabei offen, inwiefern die zwei Geschichten zusammenhängen. Dass sie es tun, steht aber außer Frage, so will es das Gesetz dieser Krimis. Entsprechend erwartbar ist, wenn später Das Mädchen aus Kyjiw die zwei Suchen kombinieren wird.
Überhaupt sollte man nicht erwarten, dass hier eine richtig originelle Geschichte erzählt wird. Drago Hedl, auf dessen Romanen die Serie basiert, orientiert sich bei seinen Veröffentlichungen gern an wahren Begebenheiten. Das bedeutet hier dann, dass nichts erzählt wird, das man nicht schon von anderen Genrebeiträgen kennt. Aber es wird eben gut erzählt. Regisseur Dalibor Matanic (Mittagssonne) versteht es, die einzelnen Stränge parallel fortzuführen und die Spannung hochzuhalten. Auch die Dynamik zwischen den verschiedenen jeweils mit Macken versehenen Personengruppen, die alle irgendwie Teil der Handlung werden, sorgt dafür, dass Das Mädchen aus Kyjiw ein sehenswerter Genrebeitrag ist, den man sich recht gut am Stück ansehen kann.
OT: „Zlomovchannya“
IT: „Silence“
Land: Ukraine, Kroatien
Jahr: 2021
Regie: Dalibor Matanic
Drehbuch: Marjan Alcevski
Vorlage: Drago Hedl
Musik: Jura Ferina, Pavle Miholjevic
Kamera: Danko Vucinovic
Besetzung: Kseniia Mishyna, Goran Bogdan, Darko Milas, Sandra Loncaric, Leon Lucev, Mijo Jurisic, Zlatko Buric, Viktor Saraikin, Yelyzaveta Kozlova, Petro Ninovskyi, Chiara Moretti Smolcic, Dariana Dontsova
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