Der Betatest – Die Versuchung
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Der Betatest – Die Versuchung

„Der Betatest – Die Versuchung“ // Deutschland-Start: 3. Februar 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich läuft es ja gut im Leben von Jordan Hines (Jim Cummings). Er ist erfolgreich bei seiner Arbeit als Hollywood-Agent, ist seit mehreren Jahren trocken, die Hochzeit mit Caroline Gates (Virginia Newcomb) steht kurz bevor. Das hindert ihn aber nicht daran, ständig anderen Frauen hinterherzuschauen und seinen Fantasien freien Lauf zu lassen. Eines Tages ergibt sich für ihn die Möglichkeit, mehr als eine bloße Fantasie daraus zu machen. Ein anonymes Schreiben bietet ihm ein Sex Date an, ganz ohne Verpflichtung. Nach einigem Zögern nimmt er das Angebot an und trifft sich in einem Hotel mit einer Frau. Der Sex ist fantastisch, weshalb Jordan im Anschluss geradezu davon besessen ist, mehr über die Frau und den Absender herauszufinden. Doch einfach ist das nicht, da beide zu dem Zeitpunkt die Augen verbunden hatten. Als er seine Nachforschungen intensiviert, stellt er fest, dass an der Geschichte deutlich mehr dran zu sein scheint …

Ein etwas anderer Thriller

Erste Eindrücke können bekanntlich trügen. Was für Menschen gilt, kann auch auf Filme zutreffen. Der Betatest – Die Versuchung ist so ein Beispiel, wenn Urteile vorschnell gefällt werden, die eigentlich nicht zu rechtfertigen sind. Wobei hier der deutsche Verleih seine Teilschuld hat, wenn er das Werk als einen Erotikthriller à la Fifty Shades of Grey zu verkaufen versucht. Natürlich geht es auch um Sex, wenn sich nicht nur der Protagonist zu einem anonymen Seitensprung trifft. Die Suche nach Antworten und die diversen Todesfälle, die sich hier innerhalb von anderthalb Stunden ansammeln, machen die Einteilung in das Thrillergenre ebenfalls naheliegend. Das macht die Entscheidung aber nicht richtig. Das fertige Ergebnis ist anders, als es die Beschreibung vermuten lässt.

Dabei kann zumindest ein eingeweihtes Publikum sich schon vorher ausmalen, in welche Richtung das gehen wird. Schließlich handelt es sich hier um das neueste Werk von Jim Cummins. Der war schon an mehreren Indie-Produktionen beteiligt, sei es als Schauspieler oder Regisseur. Hier ist er wieder beides, wobei er Regie-, Drehbuch- und Schauspielpflichten mit PJ McCabe teilt, der in dem Film als Geschäftspartner zu sehen ist. Doch trotz der neuen Kooperation hat Der Betatest – Die Versuchung einiges mit Der Chaos Cop – Thunder Road und The Wolf of Snow Hollow gemeinsam, den letzten beiden Filmen des US-Amerikaners. In allen drei Filmen spielt er eine Hauptfigur, bei der das Leben nicht wirklich funktioniert. Wutausbrüche und Alkoholprobleme zeichnen die Figuren ebenso wie nervöse Ticks. Verkörperte er bei den beiden Malen jedoch einen Polizisten, spielt er hier einen Hollywood-Agenten, der sich zuweilen als Polizist ausgibt.

Farce mit Mut zur Hässlichkeit

Da liegen Metakommentare auf der Hand. Tatsächlich ist Der Betatest – Die Versuchung über weite Strecken auch viel mehr Farce als Thriller. Gerade Hollywood kommt dabei nicht gut weg, wenn es immer wieder Seitenhiebe auf die Industrie, die dort arbeitenden Menschen und die üblichen Praktiken gibt. Erneut zeigt Cummings dabei auch Mut zur Hässlichkeit, zumindest im Hinblick auf die charakterliche Seite seiner Figur. Jordan ist oberflächlich und läuft mit einem irritierenden Grinsen durch die Gegend, so als wollte er einem gerade die letzte Schrottkarre verkaufen. Nur dass die Grenzen verwischen und er selbst Teil des Produkts ist. Das mit dem Verkaufen klappt mal besser mal schlechter. Während das Publikum recht früh mitansieht, wie er auseinanderzubrechen droht, bekommt das Umfeld das nur stückchenweise mit – in einigen besonders peinlichen Szenen.

Verbunden wird dies aber mit klassischen Thrillermotiven. So ähnelt der Film, der auf der Berlinale 2021 Weltpremiere feierte, klassischen Paranoia-Thrillern, bei denen die Hauptfiguren irgendwelchen mysteriösen Hintermännern hinterherjagen. Das bedeutet dann auch, dass man hier neugierig ist, was es damit auf sich hat. Wem dieser Aspekt ganz wichtig ist, für den ist Der Betatest – Die Versuchung dennoch womöglich der falsche Film. Ähnlich zu The Wolf of Snow Hollow ist das hier eine Mischung aus traditionellem Genrefilm und überhöhter Komödie. Cummings und McCabe interessieren sich bei ihrem Gemeinschaftswerk nicht dafür, die Erwartungen des Publikums zu bedienen, sondern ziehen ihr eigenes Ding durch. Das ist wie immer sehenswert, wird vielen aber doch nicht genug sein. So ist das hier beispielsweise kein Thriller, bei dem man unbedingt mit der Hauptfigur mitzittert. Man schaut ihr vielmehr fasziniert zu, wie sie sich ihr eigenes Grab schaufelt und unentwegt Probleme schafft, für die andere nicht einmal genug Fantasie hätten.

Credits

OT: „The Beta Test“
Land: USA, UK
Jahr: 2021
Regie: Jim Cummings, PJ McCabe
Drehbuch: Jim Cummings, PJ McCabe
Musik: Jeffrey Campbell Binner
Kamera: Kenneth Wales
Besetzung: Jim Cummings, PJ McCabe, Virginia Newcomb, Jessie Barr

Bilder

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Der Betatest – Die Versuchung
fazit
Wie schon in seinen letzten Filmen zeigt und spielt Jim Cummings in „Der Betatest – Die Versuchung“ einen Mann, der schon am normalen Leben scheitert und nun in eine Ausnahmesituation gerät. Seine spezielle Komik kombiniert er dabei mit Elementen des Paranoia-Thrillers sowie zahlreichen Seitenhieben auf Hollywood zu einem sehenswerten Film, der vielen aber nicht zielgerichtet genug sein dürfte.
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