Eigentlich wollte Sonja Schwarz (Chiara Schoras) nur ganz gemütlich joggen, als sie morgens aus dem Haus geht. Als sie dabei die Leiche von Therese Pfister (Hanna Binder) entdeckt, ist es damit aber schon wieder vorbei. Jemand hat die Frau, die einer Obstbauerndynastie entstammt, ermordet, so viel ist klar. Aber wer? Zusammen mit ihrem Kollegen Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) versucht sie, die Antwort auf diese Frage zu finden. Dabei rückt besonders die Familie der Toten in den Mittelpunkt der Ermittlungen: Ehemann Bruno (Sebastian Gerold), Schwager Gernot (Jan Messutat) sowie ihr älterer Bruder Johannes (Oliver Mommsen). Schließlich ist das Verhältnis untereinander nicht besonders gut. Vor allem die Frage, wer das Familienunternehmen führen darf, hat zu Verwerfungen geführt …
Morden mit Tradition
Seit 2015 schon nimmt uns Der Bozen-Krimi mit auf eine Reise ins schöne Südtirol, wo regelmäßig vor idyllischer Kulisse brutale Morde begangen werden. Die Veröffentlichungspolitik folgt dabei nicht so wirklich einem klar erkennbaren Muster. Dem Publikum ist das aber egal, die Einschaltquoten sind recht konstant. Meistens schalten fünf bis sechs Millionen ein, um der deutschen Polizistin Schwarz bei der Arbeit zuzusehen. Bei den beiden letzten Filmen Vergeltung und Familienehre waren es sogar rund sieben Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen. Diesen Erfolg möchte man natürlich gern mit zwei neuen Teilen wiederholen, zuerst mit Weichende Erben, eine Woche drauf ist Die Todsünde an der Reihe.
Der Plan könnte durchaus aufgehen. Zwar gibt es beim nunmehr 17. Teil der ARD-Krimireihe kein fortlaufendes Element mehr. Anders als diverse vorangegangene Teile verzichtet Der Bozen-Krimi: Weichende Erben auf größere Geschichten, die sich über mehrere Folgen hinwegziehen, und erzählt stattdessen einen in sich geschlossenen Fall. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. War es zwischenzeitlich etwas schwierig, mittendrin neu einsteigen zu wollen, ist das hier einfacher. Damit sind neben den Langzeitfans auch Neulinge eingeladen. Am Konzept wurde hingegen nicht gerüttelt. Erneut gibt es einen klassischen Whodunnit: Am Anfang liegt die Leiche, am Ende steht die Auflösung, wer von den diversen Verdächtigen es getan hat. Denn wie das so ist bei Krimis, irgendwie kommen immer mehrere in Frage, es getan zu haben.
Wobei man in der Hinsicht nicht zu viel erwarten sollte. Drehbuchautor Mathias Klaschka, der schon beim letzten Mal die Geschichte zu verantworten hatte, stellt da nur eine Auswahl altbekannter Motive nach dem Baukastenprinzip zusammen. Natürlich gibt es mal wieder Ehebruch. Natürlich gibt es mal wieder Streitigkeiten in der Familie, wenn es darum geht, wie der Besitz zu verteilen ist und wer von wem nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt. Das funktioniert schon, nicht ohne Grund verwenden so viele Krimis diese Punkte. Aber es ist eben recht langweilig. Der Bozen-Krimi: Weichende Erben ist wie die vorangegangenen Teile nicht unbedingt ein Höhepunkt des Genres. Wer auf der Suche nach einem wirklich spannenden Krimi ist, der vielleicht auch mal etwas Neues zu erzählen hat, der kann sich das hier mehr oder weniger sparen. Da ist nichts, woran man sich im Anschluss erinnern müsste.
Dafür sind die Landschaftsaufnahmen recht hübsch. Außerdem bekommt der Film durch die Waale, in den Bergen gelegene Bewässerungskanale, ein reizvolles Setting. Wenn der Krimi inhaltlich schon nicht besonders ist, darf er wenigstens anderweitig etwas bieten. Da er zudem wenig Anlass liefert, um sich über den Inhalt zu ärgern – andere Teile quälten geradezu mit grauenvollen Dialogen und einem überforderten Ensemble –, kann man sich Der Bozen-Krimi: Weichende Erben durchaus anschauen. Das Ergebnis ist zwar nach wie vor weit davon entfernt, wirklich gut und sehenswert zu sein. Aber die Millionen Menschen, die schon vorher gern dabei waren, können wieder ein Ticket in den Süden holen.
OT: „Der Bozen-Krimi: Weichende Erben“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Sabine Derflinger
Drehbuch: Mathias Klaschka
Musik: Thomas Klemm
Kamera: Eva Testor
Besetzung: Chiara Schoras, Gabriel Raab, Lisa Kreuzer, Charleen Deetz, Hanspeter Müller-Drossaart, Valentina Emeri, Oliver Mommsen, Jan Messutat, Saro Emirze, Sebastian Gerold
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