Eigentlich hat Ana Kaleb (Karin Hanczewski) Kroatien schon lange den Rücken zugekehrt und lebt nun in England. Als ihr Vater stirbt, kehrt sie jedoch mit ihrem 13-jährigen Sohn Denis (Lior Kudrjawizki) in ihre alte Heimat zurück. Dort kommt es gleich zu einem erbitterten Streit mit Anas Ex-Mann Vinko (Dušan Bućan). Als dieser danach Denis mitnimmt zu einem nächtlichen Ausritt, fallen Schüsse, dabei wird Vinko selbst tödlich getroffen. Nur wer könnte es auf ihn abgesehen haben? Kommissarin Stascha Nowak (Jasmin Gerat) und ihr Kollege Emil (Lenn Kudrjawizki) versuchen, die Geschichte irgendwie aufzuklären, und stellen dabei fest, dass bei der Familie einiges im Argen liegt. Zwischen Ana, ihrer Mutter Stela (Eleonore Weisgerber) und ihrem Bruder Nikisa (Sebastian Fräsdorf) herrschen große Spannungen …
Streit in der Familie
Unter den beliebtesten Reisezielen der Deutschen findet sich Kroatien konstant auf einem der vorderen Plätze. Insofern wundert es nicht, dass sich auch Der Kroatien-Krimi größerer Beliebtheit erfreut. Zuletzt lockte die 2016 gestartete Reihe regelmäßig sechs Millionen Menschen vor die Bildschirme. Dabei setzt die ARD-Krimireihe wie die meisten, die am Donnerstagabend im Ersten ausgestrahlt werden, auf eine Mischung aus idyllischen Landschaften und brutalen Morden. Das Publikum soll ein bisschen Urlaubsstimmung frei Haus geliefert bekommen und dabei gleichzeitig der Deutschen liebstes TV-Genre weiter anschauen dürfen. Das Beste aus zwei Welten also. So auch bei Der Todesritt, der mittlerweile 13. Teil der Reihe.
Leider haben diese Filme aber noch eine andere Gemeinsamkeit mit den vielen Kollegen und Kolleginnen, die sich auf diesem Sendeplatz tummeln: Sie sind im besten Fall Durchschnitt, oft nicht einmal das. Zuletzt hatte sich die Reihe wieder etwas gefangen, nach einigen richtig bösen Durchhängern waren Tod im roten Kleid und Vor Mitternacht letztes Jahr immerhin mittelprächtig. Nichts, das man gesehen haben müsste. Aber auch nichts, worüber man sich groß ärgern müsste. Bei Der Kroatien-Krimi: Der Todesritt geht die Qualität aber wieder spürbar nach unten, wenn wir an der Seite von Nowak tief in den Familienmorast eintauchen. Denn dass die Antwort irgendwo in diesem verborgen sein muss ist klar. Während die meisten Krimis einen Mix aus privaten und geschäftlichen Mordmotiven anbieten, bewegen wir uns hier nie von der Familie weg.
Mieses Drama mit hübschen Bildern
Das ist für sich genommen kein Problem. Viele klassische Krimis nach Agatha Christie begannen damit, dass ein Familienoberhaupt ermordet wird und irgendjemand unter den Angehörigen es gewesen sein muss. Der Kroatien-Krimi: Der Todesritt versucht dies jedoch als großes Familiendrama umzusetzen, mit richtig viel Tragik. Spannend ist das weniger. Es ist auch nicht sonderlich bewegend, weil die konkrete Ausgestaltung zu wünschen übrig lässt. So sind da mal wieder Dialoge, bei denen es einem – aus den falschen Gründen – eiskalt den Rücken hinunterlaufen kann. Die schauspielerischen Leistungen schwanken stärker. Und wenn es dann zum Ende hin richtig brenzlig werden soll, ist das Ergebnis sogar unfreiwillig komisch. Da bestätigen sich mal wieder die schlimmsten Klischees rund um das deutsche Fernsehen.
Aber da sind eben auch die besagten visuellen Stärken der Reihe. Dieses Mal werden hübsche Küstenaufnahmen zwar gegen eher urige Bilder der Pferderanch ausgetauscht, was Der Kroatien-Krimi: Der Todesritt zuweilen die Anmutung eines Westerns gibt. Wer eine Vorliebe für rauere Gegenden hat, der bekommt hier aber schon einiges geboten. Wobei es auch in der Hinsicht deutlich Besseres gibt. Der Kino-Geheimtipp Utama – Ein Leben in Würde beispielsweise nimmt uns mit in eine ausgedörrte Landschaft in Bolivien und hat trotz sparsamer Dialoge deutlich mehr zu sagen als das deutsche TV-Produkt. Klar, wer die vorangegangenen Filme mochte und keine Probleme mit dem schwachen Inhalt hat, wird wohl auch dieses Mal auf seine Kosten kommen. Für den Rest ist das hier Zeitverschwendung.
OT: „Der Kroatien-Krimi: Der Todesritt“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Michael Kreindl
Drehbuch: Ulf Tschauder
Musik: Titus Vollmer
Kamera: Hannes Hubach
Besetzung: Jasmin Gerat, Lenn Kudrjawizki, Karin Hanczewski, Sebastian Fräsdorf, Eleonore Weisgerber, Lior Kudrjawizki, Simon Böer, Kasem Hoxha, Max Herbrechter, Sarah Bauerett, Jenny Meyer, Rufus Beck
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