Der Schwarm TV Fernsehen ZDF Streaming Mediathek DVD
© ZDF/Schwarm TV Production GmbH & Co. KG/Fabio Lovino/Stefano Delia
Der Schwarm TV Fernsehen ZDF Streaming Mediathek DVD
„Der Schwarm“ // Deutschland-Start: 6. März 2023 (ZDF) // 28. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als die Meeresbiologin Charlie Wagner (Leonie Benesch) auf einer Kontrollfahrt bei den Shetland-Inseln eine große Menge Methaneis an der Wasseroberfläche findet, ist sie verwundert. Wie kann das sein, wenn dieses normalerweise nur in großer Tiefe am Meeresboden gefunden wird? Der Wissenschaftler Dr. Sigur Johanson (Alexander Karim) entdeckt zur selben Zeit bei Norwegen am Meeresboden Eiswürmer, die sich sehr schnell vermehren und größer sind als gewöhnlich. Auch der Walforscher Leon Anawak (Joshua Odjick) stellt fest, dass da irgendetwas Eigenartiges vor sich geht. Eigentlich hätten die Wale vor Vancouver Island in Kanada längst da sein müssen. Und als sie doch noch kommen, zeigen sie ein völlig untypisches Verhalten. Währenddessen versucht die Molekularbiologin Dr. Cécile Roche (Cécile de France) herauszufinden, woran der Chefkoch eines Luxusrestaurants an der französischen Atlantikküste gestorben ist …

Adaption des Bestsellers

Auch wenn das Science-Fiction-Genre eigentlich die Möglichkeit mit sich bringt, die unglaublichsten Geschichten auszudenken und in neue Welten vorzudringen: Aktuell scheint das Genre überwiegend dazu genutzt zu werden, eine kaputte Erde zu zeigen. Zuletzt setzten sich beispielsweise die Filme Vesper Chronicles und Rubikon damit auseinander, wie es nach der Klimakatastrophe und der Vergiftung des blauen Planeten weitergehen soll. In einer derartigen Stimmung ist es irgendwie naheliegend, dass dann auch noch mal Der Schwarm von Frank Schätzing ausgepackt wird. 2004 veröffentlicht wurde der Roman zu einem weltweiten Erfolg. Bald schon war die Rede von einer Hollywood-Verfilmung, große Namen standen im Raum. Doch das Projekt war schon tot, noch bevor es wirklich losging. Stattdessen wurde Jahre später bekannt, dass das ZDF im Rahmen einer internationalen Coproduktion die Geschichte neu erzählen würde.

Die Skepsis durfte da groß sein. Nicht nur dass das deutsche Fernsehen nun einmal keine Hollywood-Bilder produziert. Schätzing, der anfangs an der Umsetzung beteiligt war, stieg zudem medienwirksam aus der Produktion aus und warf vor, dass die Geschichte mehr pilchert als schwärmt. Das ist maßlos übertrieben und zeigt nur, dass der Autor die TV-Dramen nach Rosamunde Pilcher lediglich dem Namen nach kennt. Zumindest in der ersten Staffel gibt es nichts, was auch nur annähernd mit dem Beziehungsmurks der berühmt-berüchtigten Autorin zu vergleichen wäre. Sicher, an manchen Stellen stehen die Figuren mehr im Vordergrund als die maritime Bedrohung. Im Vergleich zu anderen thematisch ähnlichen Produktionen ist die Serie aber unauffällig, nichts, was einen in der aktuellen Serienlandschaft übermäßig stören sollte. Das überwältigende Event, als das Der Schwarm verkauft wurde, ist das hier dann aber auch nicht.

Solide, aber nur teilweise spannend

Ein Problem ist, dass die Bilder nun wirklich keine Hollywood-Qualität haben. An manchen Stellen ist die CGI durchaus passabel. An anderen sieht es dafür eher billig aus. Und sehr künstlich, was aber etwas ist, das auch in den großen Studios niemanden mehr stört. Ebenfalls schade ist, wie wenig das internationale Ensemble genutzt wird. Da sind zwar schon einige bekannte Namen dabei. Richtig viel Eindruck hinterlassen die Schauspieler und Schauspielerinnen aber kaum, das geben die jeweiligen Rollen und die zum Teil sehr mäßigen Dialoge nicht her. Nur dann und wann wird es mal prägnanter, darunter eine emotionale Szene in Folge fünf. Diese gehört dann auch zu den Höhepunkten der Staffel, weil hier tatsächlich mal die Bedrohung spürbar wird, welche Der Schwarm für sich reklamiert. Denn auch das dürfte nicht wenige Zuschauer und Zuschauerinnen stören: Die Serie ist nicht spannend in dem Sinn, dass da wirklich große Gefahr herrschen würde. Zwar sterben in den ersten Episoden schon ein paar Leute. Im Vergleich zu der Serie Zoo vor einigen Jahren, die eine ähnliche Geschichte erzählte, macht sich das aber nicht als globale Bedrohung bemerkbar.

Das soll dann aber nicht heißen, dass deswegen alles schlecht ist, auch wenn die diversen Schwächen das nahelegen. Trotz allem kann man sich die Serie, die auf der Berlinale 2023 Premiere hatte, ganz gut anschauen. Wer die Geschichte nicht kennt, darf sich zu Beginn fragen, was es mit den ganzen eigenartigen Vorkommnissen auf sich hat und wie diese zusammenhängen. Einige der maritimen Angriffe sind zudem schön perfide und zeigen auf, welches Potenzial das Szenario hat. Aber es reicht eben nur fürs solide Mittelmaß. Schon der Roman von Schätzing war nicht so richtig originell, indem er darin Ideen verarbeitete, die andere auch hatten. Er kombinierte das jedoch mit einem deutlich höheren Bekenntnis zur Wissenschaft. Die eher freie TV-Adaption Der Schwarm kürzt Letzteres zusammen und wird damit zu einem Science-Fiction-Thriller unter vielen. Wer solche mag, macht hiermit nicht wirklich etwas verkehrt. Nach einer 20-jährigen Wartezeit hätte man aber schon mehr erwarten dürfen.

Credits

OT: „Der Schwarm“
Land: Deutschland, Belgien
Jahr: 2023
Regie: Luke Watson, Barbara Eder, Philipp Stölzl
Drehbuch: Steven Lally, Marissa Lestrade, Chris Lunt, Michael A. Walker
Vorlage: Frank Schätzing
Musik: Dascha Dauenhauer 
Kamera: David Luther, Dominik Berg
Besetzung: Alexander Karim, Cécile de France, Leonie Benesch, Joshua Odjick, Krista Kosonen, Barbara Sukowa, Rosabell Laurenti Sellers, Takehiro Hira, Eidin Jalali, Sharon Duncan-Brewster, Takuya Kimura, Oliver Masucci, Klaas Heufer-Umlauf

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über die Serie erfahren möchte: Wir haben uns mit Oliver Masucci, der die Rolle des Kapitän Alban spielt, über seine Arbeit an Der Schwarm unterhalten. Im Interview erzählt er mehr von den Drehbedingungen und den Umgang mit fremdem Leben.

Oliver Masucci [Interview 2023]

Filmfeste

Berlinale 2023

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Der Schwarm
fazit
Ganz so schlimm wie im Vorfeld angekündigt ist „Der Schwarm“ sicherlich nicht. Die Serie ist nur irgendwie recht austauschbar. So wird die globale Bedrohung nur an wenigen Stellen spürbar, die Optik ist nicht berauschend, das prominente Ensemble bekommt zu wenig zu tun. Wer die Geschichte nicht kennt, darf sich aber zumindest anfangs über die eigenartigen Vorkommnisse wundern – zumal einige maritime Angriffe richtig perfide sind.
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