Disconnect The Wedding Planner Netflix
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Disconnect: The Wedding Planner

Disconnect The Wedding Planner Netflix
„Disconnect: The Wedding Planner“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Um sein Familienunternehmen zu retten, wird Frauenheld Otis (Pascal Tokodi) spontan zum Wedding Planner. Das erste Problem dabei: Er ist kein Hochzeitsplaner. Das zweite Problem: Er fällt einem Betrug zum Opfer, als er jemanden dafür engagiert. Jetzt muss er selbst nach Mombasa fahren, um die Hochzeit zu organisieren. Kann er den Investor Dele (Tope Tedela) noch zufriedenstellen? Und wird Otis am Ende selbst seine eigene Liebe finden?

Die Hauptfigur und flache Szenen

Mit seinem preisgekrönten Debutfilm Nairobi Half Life betrat Regisseur David „Tosh“ Gitonga 2012 die Filmbühne. Nun liefert er uns mit Disconnect: The Wedding Planner eine Fortsetzung seines Filmes Disconnect aus dem Jahre 2018, die es bei Netflix zu sehen gibt.

Die meiste Zeit steht Otis im Zentrum dieser romantischen Komödie. Direkt zu Beginn werden wir Zeuge, wie er eine Frau, die sich mehr von ihm erhofft, abweist und seinem Playboy-Image gerecht wird. In einer nächsten Szene hört er ein Gespräch zwischen einem potenziellen Investor und dessen Verlobten mit an und beschließt, um das Familienunternehmen zu retten, sich als Hochzeitsplaner anzubieten. Vermutlich wollte man eine Fallhöhe schaffen, da Otis besonders am Anfang des Filmes eher unsympathisch auftritt. Leider ändert sich daran im Laufe des Films nicht allzu viel. Dementsprechend fällt es schwer mit der Figur zu connecten, sich emotional auf sie einzulassen, zu hoffen, dass er seine Ziele erreicht. Ein nicht ganz unwichtiger Faktor bei einem potenziellen Feelgood-Movie.

Aber das ist nicht das einzige Problem des Films. Die Dialoge haben oft etwas Banales und vielleicht auch für das Genre zu oft Gehörtes, um mit frischen Pointen zu überraschen. Das lässt schnell ein Gefühl von Langeweile aufkommen. Dann wären da noch Szenen, beispielsweise in der Paar-Therapie, anhand des Aufbaus ahnt man zwar, dass das lustig sein soll, aber hier musste ich noch nicht mal schmunzeln. Humor ist subjektiv, keine Frage, aber es ist auch eine Frage des richtigen Timings und der Frische der Pointen und bei der Exposition mit der Therapeutin, die anschließend keine Screentime mehr bekommt, war beides eher wie eine zähe Parodie von Loriot.

Ein anderes Beispiel ist die Szene, bei der Otis und seine Freunde auf dem Weg zum Hotel in Mombasa von Polizisten angehalten werden, weil sie zu schnell gefahren sein sollen. Es ist schade, denn die Situation bietet durchaus Potenzial für lustige Missverständnisse, vielleicht sogar Slapstick-Einlagen. Als Otis dem Polizisten stattdessen ein Kondom anbietet und plötzlich beide lachen, war ich mir sicher, den Witz verpasst haben zu müssen. Dies mag ein kritischer Kommentar auf Korruption gewesen sein, der in diesem Zusammenhang leider etwas gezwungen wirkt.

Vorhersehbarkeit

Es gibt eine Menge Seitensprünge, deren Auflösung in einem hölzern wirkenden Streitgespräch vor versammeltem Publikum kurz herausgeschrien wird. Ein Problem hierbei ist, dass die Auswirkungen der Konflikte nicht gravierend zu sein scheinen und ihre emotionale Sprengwirkung, auch durch eine relativ dünne Bindung zu den Figuren, so gering bleibt, dass man das als Zuschauer schnell abgehakt hat. So wirken diese Szenen nicht nach und bestätigen nur ein oft gesehenes Beziehungsdrama-Klischee, verleihen dem Film zwar mehr Spielzeit, aber nicht allzu viel Impact für die Handlung oder die Charakterisierung. Es ist auch schade zu erkennen, dass die Schauspieler teilweise sehr ausdrucksstark sein können, sich aber nicht so recht entfalten können, da ihre Dialogfragmente und Figuren eher flach bleiben.

Dann gibt es auch eine „Typ hilft anderem Typen auf der Toilette mit dem Reißverschluss und jemand kommt zufällig in die Toilette und versteht die Situation falsch“-Szene. Solche Gags mögen vielleicht noch funktionieren, wenn man noch nie eine Komödie gesehen hat, ansonsten wirkt das eher angestaubt und sorgt maximal noch für ein Augenrollen. Der Film hat lustige Momente. Die beiden älteren Männer, die immer mal am Rande stehen und ihre Kommentare abgeben, hätten mehr Screentime verdient, da ihre Dynamik stimmt. Positiv kann man auch die meisten Szenen in der Hotelküche hervorheben, die besonders dank des Kochs etwas Lustiges an sich haben.

Zwar plätschern viele Szenen dahin, aber wenn TK (Catherine Kamau) und Otis am Blumenladen tanzen, hat das schon Charme. Wer bis zum Ende dran bleibt, wird im letzten Viertel noch mit ein paar guten Momenten belohnt, in denen die Schauspieler zeigen, dass sie was können, wo sie sonst gegen eher flache Dialoge und hölzerne Szenen angekämpft haben. Besonders die letzten Augenblicke im Hotel und die Szene im Flugzeug sind ganz überzeugend gespielt, wenngleich auch hier ein Hauch Genre-Klischees mitschwingen.

Musik, Landschaft und Klamotten

Es ist nicht so, dass die Hintergrundmusik an sich schlecht wäre. Vielmehr produziert sie oft eine Größe und Schwere, die selten von den Szenen getragen werden kann. Abgesehen davon werden Stimmungen manchmal dadurch torpediert, als hätte der Film plötzlich das Genre gewechselt: Von einer romantischen Komödie zu einem Drama und wieder zurück.

Positiv kann man die Landschaftsaufnahmen erwähnen, die zwar nicht oft vorkommen, wenn sie gezeigt werden, aber mit viel Schauwert auftauchen. Auch die Zwischenbilder im Hotel haben etwas Sehenswertes. Sie erzeugen eine eigentümliche Stimmung, die zuerst auch ganz spannend ist, irgendwann wirken die Bilder dann aber wiederholend. Auch die Kleider, die während der Zeit im Hotel getragen werden, haben etwas Beeindruckendes. Insgesamt trägt das aber leider nicht den gesamten Film auf seinen Schultern.

Credits

OT: „Disconnect: The Wedding Planner“
Land: Kenia
Jahr: 2022
Regie: Tosh Gitonga
Drehbuch: Brian Ghettuba
Musik: Ibrahim Sidede
Kamera:  Motheo Moeng
Besetzung: Pascal Tokodi, Catherine Kamau, Tope Tedela, Brenda Wairimu, Brian Ogola, Patricia Kihoro, Justin Mirichii, Meg Otanwa, Wale Ojo, Francis Onwochei, Ozioma Jesus, Wanjira Longauer

Trailer

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Disconnect: The Wedding Planner
fazit
„Disconnect: The Wedding Planner“ hat erzählerische Schwächen. Die Dialoge bleiben meist flach, die Auflösung der Konflikte ist relativ vorhersehbar. Viele der Gags entwickeln keine frischen Perspektiven. Vor allem im letzten Viertel des Films gibt es auch ein paar gute Szenen, wo die Schauspieler überzeugende Momente haben. Insgesamt bleibt der Film aber hinter den Erwartungen zurück.
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