Für Katja Baumann (Simone Thomalla) war der Gang zum Briefkasten gleich doppelt unerfreulich. Nicht nur dass sie darin die Geburtsanzeige ihres Ex-Freundes Mark entdeckt, was sie ziemlich aufwühlt. Da ist außerdem die anonyme Drohnachricht, dass ihr etwas passieren würde, wenn sie nicht endlich Frühling verlässt. Zwar nimmt sie das Schreiben nicht wirklich ernst. Auf Drängen von Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) geht sie dennoch zur Polizei, um den Fall zu melden. Dort läuft sie Alexander Jacobi (Steffen Groth) über den Weg, dessen Söhne Milo (Mika Ullritz) und Sammy (Vico-Simone Magno) an dem Morgen spurlos verschwunden sind. Katja kann dabei nicht tatenlos zusehen und bietet dem besorgten Fremden, der nach dem Tod seiner Frau die Jungs alleine aufzieht, ihre Hilfe an …
Mein tägliches Drama
Das Prinzip von Frühling ist eigentlich recht einfach und wird seit 2011 erfolgreich durchgezogen. Jede Folge geschieht in dem eigentlich so idyllischen Ort irgendein Unglück und die Dorfhelferin muss es richten. Neben dieser wöchentlichen Katastrophe gibt es aber auch folgenübergreifende Geschichten, die meist etwas im Hintergrund vor sich hin wuchern. Normalerweise handelt es sich dabei um irgendwelche Beziehungsprobleme. So auch bei Flüsternde Geister, dem 42. Teil der ZDF-Filmreihe, die im Rahmen des Herzkino-Programms ausgestrahlt wird. Es sind sogar zwei Altlasten, die mitgeschleppt werden: Da ist die Sache mit Katjas Ex Mark, der in Alte Gespenster das letzte Mal aufgetaucht ist, seither aber noch im Hintergrund herumspukt. Außerdem kommt Adrian mal wieder Lilly (Julia Beautx) näher, die praktischerweise seit Kurzem wieder Single ist.
Während man in der Hinsicht zuweilen das Gefühl hat, in einer Dauerschleife gefangen zu sein, ist ein weiteres Überbleibsel neu. So gab es in der letzten Folge Das Mädchen hinter der Tür ein überraschendes Ende, bei dem sich Katja von einer gewalttätigen Seite zeigte – was Folgen haben soll. Ob der Drohbrief nun wirklich auf den Streit zurückgeht, der damit verbunden war, bleibt ebenso offen wie der Rauswurf aus den Mieträumen. Frühling: Flüsternde Geister spielt zumindest mit der Möglichkeit, dass der einflussreiche Lokalpolitiker es auf sie abgesehen hat. Der Ausflug ins Thrillergenre bleibt aber kurz. Zumindest zeigt er, dass Stammautorin Natalie Scharf, die kürzlich bei ihrer Serie Gestern waren wir noch Kinder bereits eine Mischung aus Drama und Seifenoper-Thriller anstrebte, doch mal etwas Neues wagen möchte.
Zwischen Trauer und Geistern
Die Hauptgeschichte findet jedoch auf gewohntem Terrain statt. Zwei Kinder sind verschwunden, die Mary Poppins von Frühling steht dem verzweifelten Vater zur Seite. Immerhin: Dieses Mal wird explizit dazugesagt, dass es sich bei dem Hilfsbedürftigen um einen neu Hinzugezogenen handelt, weshalb er noch niemanden kennt. Das ist etwas glaubwürdiger, als wie sonst immer irgendwelche Leute aus dem Hut zu zaubern, die seit Jahren im Dorf leben, die aber aus irgendeinem Grund niemand der Hauptfiguren kennt. Nicht dass Glaubwürdigkeit auf der Prioritätenliste der Reihe übermäßig weit oben stehen würde. Scharf erzählt gerne mal richtig reißerische Geschichten, die sie als Alltagsdrama zu verkaufen versucht. So eben auch in Frühling: Flüsternde Geister.
Das Thema, dass zwei Jungen ihre verstorbene Mutter vermissen und nicht von ihr lassen können, ist dabei natürlich schon nachzuempfinden. Wenn das aber mit einer Geisterjagd verbunden wird und Leuten im Internet, die eine solche Trauer auszunutzen versuchen, dann bewegt sich das wieder weit vom Alltag weg. Fans wird das nicht stören, die sind das von der Reihe schließlich gewöhnt und mögen das sicherlich sogar. Wer jedoch mehr über Menschen erfahren möchte, vielleicht sogar das Leben auf dem Dorf, für den ist Frühling: Flüsternde Geister weniger geeignet. Die Filme sind immer eine Mischung aus Märchen und Abgrund, verpackt in das saftige Grün deutscher Provinzen, wie man es sich selbst herbeiträumen würde.
OT: „Frühling: Flüsternde Geister“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Axel Barth
Drehbuch: Natalie Scharf
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Florian Schilling
Besetzung: Simone Thomalla, Kristo Ferkic, Johannes Herrschmann, Julia Beautx, Jan Sosniok, Steffen Groth, Mika Ullritz, Vico-Simone Magno
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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