Eigentlich wollte Rolf Kanther (Oliver Sauer) nur gemeinsam mit seiner Tochter Sonja (Sina Martens) einen gemütlichen Jagdausflug machen und dabei gleichzeitig über die Zukunft des Familienunternehmens sprechen. Doch dann wird er auf dem Hochsitz erschossen, aus großer Nähe, während Sonja neben ihm sitzt. War es ein großes Unglück oder hat ihn jemand gezielt ermordet? LKA-Kommissarin Helen Dorn (Anna Loos) übernimmt daraufhin die Ermittlungen und stellt fest, dass es schon länger rumorte. So soll Sonja den Betrieb erben, was ihrer Mutter Marianne (Ursina Lardi) wenig passte. Und auch Prof. Dr. Peer Sailer (Peter Lohmeyer), ein enger Berater des Verstorbenen, hielt nicht viel davon. Aber reicht das als Motiv aus? Es ist ja nicht einmal sicher, dass es sich um einen Mord handelt …
Es darf gestritten werden
Fans der resoluten Polizistin Helen Dorn mussten sich zuletzt ein wenig gedulden, bis es Nachschub gab. Zwar wurde im Dezember das Spin-off Was wir verbergen ausgestrahlt. Doch dort trat lediglich eine Nebenfigur auf, Dorn selbst war nirgends zu sehen und wurde auch nicht erwähnt. Die wenigsten dürften überhaupt gemerkt haben, dass es einen Zusammenhang gibt. Davor gab es lang nichts. Elf Monate liegt der letzte Hauptfilm Das rote Tuch inzwischen schon zurück, die längste Pause seit einigen Jahren. Aber jetzt hat die Wartezeit ein Ende, mit Das Recht zu schweigen kommt der 17. Film der 2014 gestarteten ZDF-Krimireihe und bietet den Zuschauern und Zuschauerinnen das, was man realistisch von einem neuen Teil erwarten kann.
Der Fokus liegt dabei wie so oft auf der Titelfigur. An der dürfen sich auch weiterhin die Geister scheiden, wenn Dorn das Klischee des unnahbaren einsamen Wolfes auf die Spitze treibt. Wobei sie sich dieses Mal an so etwas wie Humor versucht, wenn sie ihren wenig zu beneidenden Mitarbeiter Weyer (Tristan Seith) das Leben schwer macht. Allgemein ist man bei Helen Dorn: Das Recht zu schweigen sehr viel mit der Dynamik des Ermittlungstrios Dorn, Weyer und der Gerichtsmedizinerin Dr. Isabella Alighieri (Nagmeh Alaei) beschäftigt. Da werden dann ständig irgendwelche Konflikte und Sticheleien eingebaut. Vermutlich sollte das unterhaltsam sein. Stattdessen nervt es eher, vor allem bei den ungelenken Versuchen, irgendwie das Thema Mann und Frau unterzukriegen – und sei es in peinlichen Dialogen rund um das Reizthema Gendern.
Unsinnig und langweilig
Irritierend ist dabei nicht nur, wie sehr diese Passagen dominieren, sondern auch, dass Dorn dabei sehr willkürlich auftritt. Wenn sie beispielsweise mehrfach ihrem Vater Richard (Ernst Stötzner) vorwirft, nicht mit ihr zu sprechen, während sie an einer anderen Stelle des Films von sich selbst sagt, dass ihr sprechen nicht liegt, passt das einfach nicht zusammen. Auch der Spott und die Körperlichkeit, die sie in mehreren Szenen zeigt, funktioniert nicht wirklich mit ihrer Vorliebe für Distanz. Das hat dann auch nichts mit Komplexität zu tun, sondern einfach nur nachlässigem Schreiben. Nicht dass Helen Dorn: Das Recht zu schweigen nennenswerte inhaltliche Ambitionen hätte. Wo sich Das rote Tuch das letzte Mal noch an gesellschaftsrelevanten Themen versuchte und an der Aufgabe scheiterte, wird hier nicht einmal versucht.
Dafür lässt Regisseur und Drehbuchautor Friedemann Fromm die Geschichte anderweitig eskalieren. Natürlich gibt es mal wieder ein großes und lang zurückliegendes Geheimnis, das aufgedeckt werden muss. Und natürlich liegt es an der Protagonistin, in den brenzligen Situationen das alles allein retten zu müssen. Das ist gleichzeitig so überzogen, dass es unfreiwillig komisch wird, und schrecklich langweilig. Helen Dorn: Das Recht zu schweigen ist so fixiert auf die Idee, eine starke Frau im Mittelpunkt zu haben, dass man sich um den Rest nicht viel Gedanken machen wollte. Fans der Reihe wird das alles nicht stören, mit dem Rezept wird regelmäßig ein Millionenpublikum erreicht. Wer hingegen bislang nichts mit Dorn anzufangen wusste, wird hiermit auch nicht mehr bekehrt.
OT: „Helen Dorn: Das Recht zu schweigen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Friedemann Fromm
Drehbuch: Friedemann Fromm
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Heinz Wehsling
Besetzung: Anna Loos, Ernst Stötzner, Tristan Seith, Nagmeh Alaei, Sina Martens, Peter Lohmeyer, Ursina Lardi, Andrè Szymanski, Stipe Erceg, Christoph Tomanek
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