Als der Ölingenieur Mitch Wayne (Rock Hudson) der Chefsekretärin Lucy Moore (Lauren Bacall) begegnet, ist es sofort um ihn geschehen. Doch noch ehe er ihr wirklich näherkommen kann, funkt ihm sein bester Freund Kyle Hadley (Robert Stack) dazwischen, Spross der mächtigen Hadley-Familie, bei denen Mitch aufgewachsen ist. Tatsächlich gelingt es Kyle, Lucy für sich zu gewinnen, die beiden heiraten – sehr zur Freude seines Vaters Jasper Hadley (Robert Keith). Doch die Gefühle für Lucy lassen Mitch nicht los. Dessen ist sich auch Kyles Schwester Marylee (Dorothy Malone) bewusst, die mit jedem Mann ins Nett geht, dabei aber eigentlich in Mitch verliebt ist – und alles dafür tun würde, um ihn zu bekommen …
Reiches Unglück
Geld mache nicht glücklich, lautet eine immer wieder gern verkündete Lebensweisheit. Darüber kann man sich streiten, gerade auch in Zeiten, in denen viele nicht wissen, wie sie ihre Alltagskosten noch bezahlen sollen. Zumindest aber ist Geld keine Garantie für Glück, wie der Film In den Wind geschrieben demonstriert. Im Mittelpunkt stehen hier Menschen, die entweder Teil einer schwerreichen texanischen Familie sind, die mit Öl ein Vermögen aufgebaut hat. Oder sie gehören zum direkten Umfeld. Doch auch wenn sie es wirtschaftlich an die Spitze geschafft haben, sind sie doch emotional auf der Strecke geblieben. Lediglich der Patriarch Jasper scheint mit allem zufrieden zu sein, zumindest erfährt man nichts Gegenteiliges. Der Rest jedoch darf an mehreren Stellen verzweifeln, an sich selbst, an den anderen, am Leben allgemein.
Dabei sieht das am Anfang alles noch ganz gut aus. Als sich Mitch und Lucy das erste Mal begegnen, stimmt die Chemie. Der weitere gemeinsame Lebensweg scheint vorgezeichnet. Umso überraschender ist, dass Lucy sich im Anschluss relativ schnell für Kyle entscheidet, ohne dass dies lang vorbereitet würde. Aber In den Wind geschrieben ist weniger daran interessiert, den Weg zu beschreiben als die Folgen, die damit für die Betroffenen einhergehen. Und die sind fatal. Das liegt in erster Linie an den beiden verkorksten Millionärskindern Kyle und Marylee, die zwar mit Geld, aber ohne viel Liebe aufgewachsen sind. Aus eigener Kraft haben sie nichts erreicht, weshalb sie ihre innere Leere mit Alkohol, Sex oder anderen Genussmitteln zu betäuben versuchen. Die Adaption von Robert Wilders 1946 veröffentlichtem Roman Written on the Wind ist damit eine recht bittere Abrechnung mit dem Amerikanischen Traum. Zwar mag man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vom Tellerwäscher zum Millionär werden können. Aber wozu?
Ein Melodram der Exzesse
Wobei das Finanzielle ohnehin nicht das eigentliche Problem darstellt. Die eigentlichen Themen, die In den Wind geschrieben verhandelt, funktionieren auch losgelöst von dem Kontext – sei es der soziologische oder auch zeitliche. Da geht es um mangelnde Anerkennung, Vernachlässigung, unerwiderte Gefühle, Minderwertigkeitskomplexe – alles Punkte, die einem das Leben zur Hölle machen können. Zumindest teilweise ist dieses Melodram daher näher am Leben dran als so manch andere Beispiele aus dem Segment. Aber eben nur teilweise. So erleben wir nicht nur zwei Figuren, die mangels innerer Stärke Exzessen frönen. Der Film selbst ist nicht minder exzessiv. So werden die Unglücke auf eine Weise überhöht, wie es in Seifenopern üblich ist, bis jeglicher Anflug einer Realität verlorengeht.
Das Überzogene findet dabei sowohl inhaltlich wie auch inszenatorisch statt. Regisseur Douglas Sirk (Zeit zu leben und Zeit zu sterben) setzt auf knallige Farben und große Gesten. Wenn hier jemand leidet, geht immer gleich die ganze Welt unter – was von einer theatralischen Musik noch weiter gesteigert wird. In den Wind geschrieben ist ein Film, den man sich nur anschauen kann, wenn man sich nicht daran stört, wenn dick aufgetragen wird. Das ist schade, weil die Beziehungen und Figuren doch komplexer sind, als man es von solchen Melodramen oft gewohnt ist. Und natürlich ist da noch die prominente Besetzung, die zusammen mit den Bildern bis heute einen Blick wert ist. Dennoch ist das hier aus heutiger Sicht zum Teil wahnsinnig anstrengend, wenn die Tragik der Geschichte unter dem unnötigen Ballast kaum noch zu spüren ist.
OT: „Written on the Wind“
Land: USA
Jahr: 1956
Regie: Douglas Sirk
Drehbuch: George Zuckerman
Vorlage: Robert Wilder
Musik: Frank Skinner
Kamera: Russell Metty
Besetzung: Rock Hudson, Lauren Bacall, Robert Stack, Dorothy Malone, Robert Keith
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1957 | Bester Nebendarsteller | Robert Stack | Nominiert |
Beste Nebendarstellerin | Dorothy Malone | Sieg | ||
Bestes Lied | Victor Young, Sammy Cahn | Nominiert | ||
Golden Globes | 1957 | Beste Nebendarstellerin | Dorothy Malone | Nominiert |
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