Knock at the Cabin
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Knock at the Cabin

Knock at the Cabin
„Knock at the Cabin“ // Deutschland-Start: 9. Februar 2023 (Kino) // 1. Januar 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollten Eric (Ben Aldridge), Andrew (Jonathan Groff) und ihre Tochter Wen (Kristen Cui) nur ein schönes Wochenende in einer Waldhütte verbringen, um so mehr Zeit füreinander zu haben und den Alltag hinter sich lassen zu können. Doch die Idylle wird schon durch das Auftauchen von vier Unbekannten gestört. So stehen bald Leonard (Dave Bautista), Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Adriane (Abby Quinn) und Redmond (Rupert Grint) vor der Tür und bitten um Einlass. Sollte dieser Bitte nach nachgegangen werden, würden sie sich anderweitig Zugriff verschaffen. Verzweifelt versucht die Familie, die Eindringlinge abzuwehren, ist damit aber ebenso erfolglos wie mit dem Angebot, den Fremden all ihren Besitz zu geben. Denn die vier verfolgen ein völlig anderes Ziel …

Zeit für neue Kontroversen

Kaum eine Hollywood-Karriere der letzten zwanzig Jahre war so spannend wie die von M. Night Shyamalan. Mit The Sixth Sense (1999) noch als große Hoffnung gefeiert, waren die Reaktionen auf die folgenden Filme von Mal zu Mal durchwachsener. Vor allem das obsessive Festhalten an den Twists, die zu seinem Markenzeichen geworden waren, sorgten für Spott. Auch kommerziell wurde es schwierig, als die Einspielergebnisse sehr stark zu schwanken begannen. Nachdem er mit seinen sündhaft teuren Werken Die Legende von Aang (2010) und After Earth (2013) völlig in Ungnade gefallen war, feierte er mit seinen selbstfinanzierten Indie-Filmen The Visit (2015) und Split (2016) ein Comeback. Im Anschluss war die Resonanz wieder sehr gemischt. Wirklich eingependelt hat sich das nicht, weswegen man bei jedem neuen Werk wieder neugierig sein darf, was wohl dieses Mal rausspringt. Für kontroverse Diskussionen ist der Regisseur immer gut.

Bei seinem neuen Film Knock at the Cabin dürfte das alles noch eine ganze Spur heftiger ausfallen. So sind die ersten Reaktionen wirklich auf der ganzen Skala verteilt, von Verriss bis Jubelarie ist alles Mögliche zu finden. Ausnahmsweise beziehen sich diese Kontroversen gar nicht auf die Wendung. Diese findet hier nicht am Ende statt, sondern vergleichsweise früh. So früh sogar, dass man sich darüber streiten kann, ob das überhaupt als Twist durchgeht, zumal dieser bereitwillig vorzeitig verraten wurde. Nicht nur dass im Trailer einiges vorweggenommen wird und das Plakat einen Hinweis liefert. Der Film basiert zudem auf dem Roman Das Haus am Ende der Welt des Horror-Autors Paul G. Tremblay, weswegen man schon vorab wissen kann, worum es geht. Wobei Shyamalan einiges beim Drehbuch, das er gemeinsam mit zwei anderen geschrieben hat, nicht sklavisch an die Vorlage hält.

Längen im Mittelteil

Das ist dann auch einer der Vorwürfe, die man ihm macht. So änderte er die Geschichte der Vorlage an zwei Stellen auf eklatante Weise. Die eine Änderung nimmt der Sache einen Teil der emotionalen Wucht. Die andere macht einen Roman, der vieles bewusst ambivalent gehalten hat, auf einmal zu einer klaren Aussage. Offensichtlich traute Shyamalan seinem Publikum da nicht zu, eine eigene Entscheidung zu treffen, was zusammen mit der religiösen Note Erinnerungen an Signs – Zeichen weckt. Wobei Knock at the Cabin auch anderweitig genügend Gelegenheiten zu Diskussionen gibt. Die können sich um die unmöglichen Entscheidungen drehen, welche das Trio fällen muss. Sie betreffen aber auch die Frage, ob der Film homophob ist oder auch Verschwörungstheorien Tür und Tor öffnet – nur zwei der vielen Vorwürfe, die dem Filmemacher gemacht werden.

Denn auch wenn der Einstieg es vermuten lässt: Es handelt sich hier nicht um einen Home-Invasion-Thriller, bei dem die Hauptfiguren sich gegen Eindringlinge wehren müssen. Dieses Thema wird nach rund einem Drittel zu den Akten gelegt, bevor die eigentliche Geschichte beginnt. Das bedeutet dann auch, dass Knock at the Cabin nicht die Art von Spannung bietet, die man bei der Beschreibung der Handlung erwarten durfte. Die eigentliche Spannung betrifft die Frage, wie das Trio mit der Situation umgehen wird. Die Antwort darauf gibt es jedoch erst zum Schluss. Das ist einerseits zu erwarten, schließlich braucht es einen Grund, um bis zum Schluss dranzubleiben. Es bedeutet aber auch, dass die Geschichte im Mittelteil kaum noch vorankommt. Shyamalan hält sich da zu lange mit Wiederholungen auf sowie exzessiven Flashbacks, welche die Beziehung der drei verdeutlichen sollen. Die Idee dahinter ist zwar nachvollziehbar, sollen damit doch die Entscheidungen verständlich gemacht werden. So richtig geht das aber nicht auf.

Kunstvoll und stark gespielt

Die dringendste Frage dürfte aber für die meisten sein: Lohnt sich der Film denn? Und auch da ist das mit der Antwort nicht ganz einfach. Stärken hat der Mysteryhorror ohne jeden Zweifel. Dazu zählt das Ensemble, das einige fantastische Momente hat. Die Geschichte regt in mehrfacher Hinsicht zum Nachdenken und Spekulieren an, wenn es um ganz grundsätzliche Abwägungen geht – etwa um den Wert des Lebens und Verantwortung. Und auch audiovisuell hat Knock at the Cabin jede Menge zu bieten: Die Hütte ist so kunstvoll in Szene gesetzt, dass es ein Genuss ist, einfach nur zuzusehen und allem zu lauschen. Da ist also schon einiges dabei, wofür es sich lohnt, sich den Film einmal anzusehen. Dennoch dürfte das hier am Ende eines der kontroversesten Werke von Shyamalan sein – und das will bei ihm schon etwas heißen.

Credits

OT: „Knock at the Cabin“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan, Steve Desmond, Michael Sherman
Vorlage: Paul G. Tremblay
Musik: Herdís Stefánsdóttir
Kamera: Jarin Blaschke, Lowell A. Meyer
Besetzung: Jonathan Groff, Ben Aldridge, Kristen Cui, Dave Bautista, Nikki Amuka-Bird, Abby Quinn, Rupert Grint

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, Regisseur und Autor M. Night Shyamalan bei der Deutschland-Premiere von Knock at the Cabin zu treffen. Im Interview sprechen wir über das Ende der Welt, persönliche Opfer und eine sich wandelnde Filmwelt.

M. Night Shyamalan [Interview 2023]

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Knock at the Cabin
fazit
Stark besetzt, audiovisuell kunstvoll und zudem viel Diskussionsstoff: „Knock at the Cabin“ bringt einiges mit, wofür sich ein Kinobesuch lohnt. Gleichzeitig dürfte der Mysteryhorror um eine Familie, die in einer Waldhütte von vier seltsamen Fremden bedrängt werden, zu den kontroversesten Filmen von M. Night Shyamalan gehören, wenn die Themen von Faszination bis Entsetzen die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrufen.
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