Wegen seines Einsatzes während des Bürgerkrieges sowie seines Kampfes gegen die Ureinwohner der USA unter dem Kommando des legendären General Custer gilt Hauptmann Nathan Algren (Tom Cruise) als Held in den Augen vieler. Er jedoch kann die Erinnerung an seine gefallenen Kameraden sowie all den Tod und die Zerstörung, die er nach dem Befehl anderer verursacht hat, nicht abschütteln und ist aufgrund seines Traumas und dem Alkohol nur noch ein Schatten seiner selbst. Da macht ihm sein ehemaliger Vorgesetzter ein Angebot: Im Auftrag eines japanischen Unternehmers, der im Namen des japanischen Kaisers handelt, sollen sie die Ausbildung der Armee auf der ostasiatischen Insel beaufsichtigen, die den aufständischen Fürsten Moritsugu Katsumoto (Ken Wantanabe) und seine Männer besiegen sollen, welche der progressiven und dem Westen freundlich gesonnenen Politik des Kaisers entgegenstehen. Zwar entgehen Algren die zynischen Motive nicht, die hinter dem Auftrag stehen. Doch aufgrund der hohen Bezahlung reist er schließlich nach Japan, wo er sein Bestes tut, um Männer auszubilden, die noch nie eine Waffe in der Hand gehalten haben. Als dann auch noch der Einsatz der Armee seitens seiner Vorgesetzten forciert wird, ahnt Algren nicht Gutes. Seine Befürchtungen bewahrheiten sich, als schon beim ersten Angriff der Samurai die Soldaten die Linie nicht halten können und es zu einem Massaker kommt. Algren wird gefangengenommen und in eine kleine Gemeinde in den Bergen, gebracht, wo der Rebellenführer das Gespräch mit ihm sucht.
Verbittert und enttäuscht über den Ausgang der Schlacht verweigert sich Algren diesen Gesprächen, wird aber weiterhin als Gefangener gehalten, da eine Flucht durch die Berge ihm aussichtslos erscheint. Mit der Zeit lernt er nicht nur Katsumoto besser kennen, sondern auch jene Kultur, die Art der Samurai zu kämpfen und die Philosophie dahinter. Mehr und mehr findet er Zugang zu diesen Menschen und ihrem Leben, meistert schließlich bis zu einem gewissen Grad die Art des Schwertkampfs der Samurai und erkennt letztlich, warum Katsumoto und seine Männer kämpfen. Algren erkennt Werte wie Ehre und Loyalität unter diesen Menschen, und schließt sich ihnen und ihrem Kampf an, während die japanische Armee, mit neuen Gerätschaften und Ausbildern, schon bald zum nächsten Angriff bereit ist.
Hinter der Geschichte und den Figuren verschwinden
Innerhalb seiner Karriere hat Regisseur Edward Zwick einige der aufwändigsten Geschichtsdramen für Hollywood inszeniert, angefangen bei dem Bürgerkriegsdrama Glory bis hin zu Titeln wie Blood Diamond oder Defiance. Es sind Geschichten, die eine besondere Faszination auf Zwick haben und hinter denen er verschwinden will, wie er erklärt, sodass nicht er, sondern die Figuren und ihre Welt im Vordergrund stehen. Zu diesen Projekten in seiner Filmografie zählt auch Last Samurai, der unter anderem von Biografien wie der des Soldaten Jules Brunet oder Philip Kearny basiert, welche auf der Seite der Samurai kämpfte.
Wie in vielen seiner Filme setzt die Geschichte in einer für die jeweilige Kultur und Nation besonders wichtigen Phase ein, in diesem der Meiji-Restauration des 19. Jahrhundert in Japan, welche für immer das Bild der Nation prägen sollten und für einen höheren Einfluss des Westens steht, der nun vermehrt Handelsbeziehungen und politische Verhandlungen mit dem japanischen Kaiser einging. Die Kollision der beiden Lager, der Kontrast zwischen Tradition und Progression, wird auf dem Schlachtfeld ausgetragen, wo die aufständischen Samurai sich der neuen, mit Winchester-Repetiergewehren ausgestatteten Armee stellen.
Zugleich steht die Moderne für eine Art der Kriegsführung, die Männer wie Algren nur zu gut kennen, hat er doch am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, wenn man eine technologisch und zahlenmäßig unterlegene Kultur dem Erdboden gleichmacht. Das Kriegerethos der Samurai, der bushido, wird in Last Samurai verkürzt als eine Ideologie dargestellt, in welcher Algren Werte wie Ehre und Würde reflektiert sieht, was ihn letztlich dazu bringt, die Seiten zu wechseln, aber auch blind macht für die negativen Seiten dieser Philosophie. Diese Darstellung steht in vielfacher Hinsicht für einen noch größeren Rahmen in Last Samurai, denn bei all den prächtigen Bildern Japans verliert sich der Film doch immer wieder in diesen stark idealisierten Darstellungen einer Kultur.
Seinen Feind kennenlernen
Wenn man einmal von dem stark idealisierten Japanbild absieht, bietet Last Samurai eine packende Geschichte über einen Mann, der die Flucht im Kollektiv und in Werten sucht, die er bislang in seiner Kultur vermisste. Tom Cruise spielt Algren als einen vom Geschäftswillen und Machtgier desillusionierten Soldaten, der im Kollektiv der Samurai eine neue Bestimmung findet, was bisweilen an jene Geschichten von US-amerikanischen Siedlern erinnert, die sich den Stämmen der Ureinwohner anschlossen, weil sie sich in deren Gemeinschaft wesentlich sicherer fühlten, als in der ihrer Mitmenschen aus der alten Welt. In mehr als nur einer Hinsicht hat Algren sehr viel vom Titelhelden aus Kevin Costners Der mit dem Wolf tanzt und dessen Desillusionierung mit der eigenen Wertegemeinschaft. Die Nähe zu solchen Narrativen soll keinesfalls heißen, dass das Drehbuch, an dem Zwick mitgeschrieben hat, nur kopiert, sondern zeigen, dass es ebenfalls um eine Geschichte der Verwandlung eines Menschen geht.
Wie für eine solche Geschichte üblich, definiert sich Last Samurai durch seine eindrucksvollen Bilder, die besonders die Gemeinschaft der Samurai und die umliegende Landschaft einfangen, sowie die wuchtige Filmmusik Hans Zimmers, die durch ihre ostasiatischen Einflüsse, eben jenen Themen widerspiegelt, die für die Geschichte des Filmes prägend sind.
OT: „The Last Samurai“
Land: USA, Neuseeland, Japan
Jahr: 2003
Regie: Edward Zwick
Drehbuch: John Logan, Edward Zwick, Marshall Herskovitz
Musik: Hans Zimmer
Kamera: John Toll
Besetzung: Tom Cruise, Ken Watanabe, Hiroyuki Sanada, Koyuki, Shin Koyamada, Masato Harada, Timothy Spall, Togo Igawa, Bill Connolly
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2004 | Bester Nebendarsteller | Ken Watanabe | Nominiert |
Bestes Szenenbild | Lilly Kilvert, Gretchen Rau | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Ngila Dickson | Nominiert | ||
Beste Tonmischung | Andy Nelson, Anna Behlmer, Jeff Wexler | Nominiert | ||
Golden Globes | 2004 | Bester Hauptdarsteller (Drama) | Tom Cruise | Nominiert |
Bester Nebendarsteller | Ken Watanabe | Nominiert | ||
Beste Musik | Hans Zimmer | Nominiert |
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