Liaison – Staffel 1

Als die beiden syrischen Hacker Walid (Marco Horanieh) und Samir (Aziz Dyab) einen Polizeiserver knacken, entdecken sie daran Informationen, die sie besser nicht in die Finger bekommen hätten. Denn plötzlich ist die halbe Welt hinter diesen Informationen her. Darunter befindet sich auch Gabriel Delage (Vincent Cassel), der von einer französischen Firma beauftragt wurde, an das brisante Material heranzukommen. Dabei kreuzen sich seine Wege mit denen von Alison Rowdy (Eva Green). Vor vielen Jahren waren die beiden ein Paar gewesen. Inzwischen arbeitet sie für die britische Regierung und muss sich ihrerseits mit einem gefährlichen Hackerangriff auseinandersetzen. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, ist sie mit dem Rechtsanwalt Albert (Daniel Francis) liiert, der hinter Gabriel her ist …

International und hochkarätig besetzt

Auch wenn Apple TV+ im Kampf um die Streamingkrone keine wirkliche Rolle spielt, eines muss man offen sagen: Es dürfte keinen Dienst geben, dessen Titel mit mehr Stars gefüllt sind. Ein Großteil der Serien, die seit dem Start vor mehr als drei Jahren veröffentlicht wurden, lockt mit bekannten Namen. Auch bei den Filmen kamen eine Reihe hochkarätig besetzter Beispiele heraus, zuletzt etwa Sharper. Insofern dürfte es niemanden überraschen, dass der neue Thriller Liaison ebenfalls ein paar Berühmten zu bieten hat. Genauer schnappte sich Apple mit Vincent Cassel und Eva Green zwei aktuelle Größen des französischen Kinos, die zudem zu den erfolgreicheren Exporten der Grande Nation gehören. So waren beide schon in internationalen Produktionen zu sehen.

International geht es auch in Liaison zu. So startet die Geschichte in Syrien mit den beiden Hackern, die vor zahlreichen Feinden fliehen müssen. Wir sind logischerweise auch in Frankreich unterwegs. England spielt eine große Rolle, wenn dort Cyber-Attacken verhindert werden müssen. Und auch Belgien steht irgendwann auf dem Reiseplan. Damit einher geht ein schöner Sprachwirrwarr, wenn im Minutentakt wieder die Sprache gewechselt wird: Mal unterhalten sie sich auf Englisch, dann ist es Französisch, alternativ wird Russisch oder Arabisch verwendet, je nach Situation. Ähnlich zu Der Schwarm gab man sich große Mühe, dem Geschehen eine globale Anmutung zu geben. Kombiniert mit den häufigen Schauplatzwechseln kommt so eine ganz gute Stimmung zusammen.

Kein wirklich spannender Thriller

Inhaltlich ist die Serie jedoch weniger erwähnenswert. An und für sich ist das Thema Cyber-Angriffe sehr aktuell, wird beispielsweise im Rahmen des Ukraine-Kriegs immer wieder angesprochen. Die Einsatzmöglichkeiten sind auch endlos: In einer Zeit, in der wir uns freiwillig von allen möglichen Technologien abhängig gemacht haben, sind auch die Gefahren enorm. Wer an den entsprechenden Stellen Störungen verursacht, kann ein riesiges Chaos verursachen – oder durch Erpressung jede Menge abstauben. Während Liaison diese Gefahren durchaus zu verdeutlichen versteht, mangelt es an Ideen, was drumherum erzählt werden könnte. So gibt es zwar diverse Wendungen, die für Abwechslung und Neugierde sorgen sollen. Wenn die aber derart stark genormt sind, bringt das nicht so wahnsinnig viel. Man hat hier ständig das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben. Erst gegen Ende hin wird es interessanter, wenn die gemeinsame Vorgeschichte von Gabriel und Alison beleuchtet wird.

Bei den Figuren sieht es leider nicht besser aus. Serienschöpferin Virginie Brac ist nichts eingefallen, was über Klischees und Stereotype hinausgeht. Zum Teil wird das durch das berühmte Schauspielduo ausgeglichen. So entwickeln eine mysteriös auftretende Eva Green und Vincent Cassel in der Rolle des einsamen Wolfes, der zugleich ein harter Hund ist, eine erstaunliche Chemie zusammen. Da knistert es ständig, obwohl die zwei noch nie zusammen vor der Kamera gestanden haben. Aber sie können nicht verhindern, dass Liaison eine Thrillerserie ist, die zwar ein ordentliches Tempo vorlegt, dabei aber nie so wirklich spannend wird. Wer derlei Geschichten mag und eine Vorliebe für Verschwörungselemente mitbringt, kann es zwar versuchen. Mit sechs Folgen ist die Staffel angenehm kurz. Bei dem Szenario und der Besetzung hat man sich aber mehr erwarten dürfen.