Früher arbeitete Alexander Litvinenko (David Tennant) als Offizier für den KGB. Doch das liegt inzwischen hinter ihm. Stattdessen lebt der Russe mit seiner Familie in seiner neuen Wahlheimat England und macht immer wieder als Kritiker des Kremls von sich reden. Das bleibt den Verantwortlichen in Russland natürlich nicht verborgen. Als Litvinenko nach einem Essen mit zwei alten Bekannten zusammenbricht und eine Vergiftung mit radioaktivem Polonium 210 festgestellt wird, steht für ihn daher fest, dass der russische Geheimdienst dahinterstecken muss. Doch wie ist es diesem gelungen, ihn zu vergiften, am helllichten Tag, mitten in London? Eben dieser Frage gehen Detective Superintendent Clive Timmons (Mark Bonnar) und Detective Inspector Brent Hyatt (Neil Maskell) nach …
Die Geschichte eines Giftanschlags
Dass man in Russland nicht so wahnsinnig viel von territorialer Integrität hält, ist kein Geheimnis. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sind schließlich auch bei Unbeteiligten zu spüren. Manche werden sich aber auch noch an die heimtückischen Giftanschläge auf den Oppositionellen Alexei Nawalny sowie auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal erinnern. Letzterer wurde auch in der Serie Der Giftanschlag von Salisbury thematisiert, die vor anderthalb Jahren bei uns erschienen ist. Eher in Vergessenheit geraten ist noch ein weiterer russischer Giftanschlag auf den ehemaligen Agenten Alexander Litvinenko, der ebenfalls in England lebte. Aber dafür gibt es jetzt die Serie Litvinenko, welche von dem unglaublichen Vorfall erzählt.
Damit auch möglichst viele dabei sind, fand man für die Titelrolle ein sehr vertrautes Gesicht. Der aus Serien wie Doctor Who, Broadchurch und Good Omens bekannte David Tennant ist das eindeutige Aushängeschild der britischen Serie. Dabei muss man sich auf einen eher verstörenden Anblick gefasst machen, wenn er als schwer krankes Opfer kaum noch wiederzuerkennen ist. Außerdem ist die Rolle trotz des Titels eher klein. Litvinenko handelt nicht von dem Mann selbst. Auch der Anschlag, dem er relativ bald erliegt, wird nicht groß gezeigt. Stattdessen konzentriert sich Drehbuchautor George Kay (Lupin) auf die anschließenden Ermittlungen der Polizei, wie es zu der Vergiftung kommen konnte und wer hinter allem steckt. Da spielt der bald Verstorbene notgedrungen keine Rolle mehr.
Bekannt, aber spannend
Ein Whodunnit in dem Sinn ist Litvinenko jedoch nicht. Zum einen ist es nicht unbedingt ein großes Geheimnis, dass sehr wahrscheinlich die russische Führung höchstpersönlich den Anschlag in Auftrag gegeben hat. Zum anderen verweist das Opfer selbst auf Putin. Wer sich die Serie anschaut, um ganz neue Erkenntnisse zu bekommen, der ist dann doch eher falsch. Es geht hier nicht um unvorhergesehene Wendungen, die dem Publikum ungekannte Einblicke ermöglichen. Action sollte man sowieso nicht erwarten. Stattdessen folgen wir vier Folgen lang der Polizei, wie sie ihre Ermittlungen betreibt, in der Hoffnung, am Ende die Wahrheit herauszufinden. Und auch: diese Wahrheit wirklich zu beweisen. Denn es ist eine Sache, zu wissen, wer es wahrscheinlich getan hat. Tatsächliche Spuren zu finden, die sich verwenden lassen, das ist eine andere Sache.
Das ist durchaus sehenswert. Zwar ist das Ende naturgemäß vorweggenommen: Hätte es tatsächliche Konsequenzen für Putin und seine Schergen gegeben, wäre das schließlich bekannt. Aber es ist doch spannend zuzusehen, wie die Polizisten immer tiefer in die Sache hineinsteigen und zusammen mit Alexanders Witwe Marina Litvinenko (Margarita Levieva) versuchen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Wer also offen ist für eine etwas andere Form des Krimis, wo es weniger ums Rätseln geht, sondern das Rekonstruieren, sollte einmal bei Litvinenko vorbeischauen. Die Dreistigkeit, mit der dieser Anschlag verübt wurde, ist für sich genommen schon so beeindruckend, dass die Geschichte noch immer ihren Eindruck hinterlässt.
OT: „Litvinenko“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Jim Field Smith
Drehbuch: George Kay
Musik: Gabriel Prokofiev
Kamera: Ed Moore
Besetzung: David Tennant, Margarita Levieva, Mark Bonnar, Neil Maskell, Stephen Campbell Moore, Simon Paisley Day, Daniel Ryan, Barry Sloane
https://www.youtube.com/watch?v=m6cL5-PSREQ
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